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Die Neue im Schlottwitzer Wald

Der Sturm hat den Wald oberhalb des Müglitztales verschont. Trotzdem hat die neue Revierförsterin in diesem beliebten Wandergebiet einiges zu tun.

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© Frank Baldauf

Schlottwitz. Wer regelmäßig in den Wäldern oberhalb von Schlottwitz unterwegs ist, wird Annett Wehner schon begegnet sein. Die freundliche Frau wohnt in Raum, einem Ortsteil von Rosenthal-Bielatal, und ist die neue Revierleiterin des Forstreviers Berggießhübel. Dieses ist rund 15 550 Hektar groß, gehört zum Forstbezirk Neustadt/Sachsen und erstreckt sich bis zur Müglitz und damit bis an den Rand von Schlottwitz. Zu Annett Wehners Reich, das sie vom Forsthaus in Markersbach verwaltet, gehören auch die dichtbewaldeten östlichen Müglitztalhänge mit den großen Eibenvorkommen. Insgesamt gibt es hier 300. Es ist der größte zusammenstehende, natürlich entstandene Eibenbestand Sachsens.

„Das ist eine Besonderheit“, sagt die 51-Jährige. Auch sonst ist der Wald etwas speziell. „Er ist sehr naturbelassen“, sagt die Försterin. Hier stehen sehr viele Laubbäume wie Eichen, Eschen und Hainbuchen. Teilweise wachsen hier auch Fichten. Doch die haben es hier immer schwerer, weil der Boden zu trocken ist. Beim Forstbezirk ist man nicht traurig, dass der Bestand rückläufig ist, da die Fichte hier nicht zu den ursprünglichen Baumarten gehört.

Insgesamt ist die Waldpflege an den Müglitztalhängen sehr kompliziert. Denn das etwa 150 bis 200 Hektar große Waldgebiet erstreckt sich auf einem sehr steilen Hang. Deshalb sind die Forstarbeiter hier richtig gefordert. Auch die Unterhaltung der Forstwege ist kompliziert, wie Annett Wehner bei einem Rundgang durch den Wald erklärt. Einer der wichtigen Erschließungswege ist der Mittelhangweg. Der schlängelt sich von Oberschlottwitz aus durch den Wald und dient nicht nur zum Bewirtschaften, sondern auch als Feuerwehrzufahrt, falls es hier brennen sollte.

„Der Weg wurde Anfang der 1990er-Jahre in einem ABM-Projekt errichtet“, sagt Annett Wehner. Um einen ebenen Weg zu schaffen, wurden über weite Strecken Trockenmauern errichtet. An einigen Stellen haben sich Steine gelöst. Es werde sehr aufwendig sein, die Mauern zu reparieren, sagt die Revierförsterin. Denn die Mauern reichen bis zur Mitte des Weges. Die Instandsetzung des Weges werde mit Sicherheit eine der wichtigsten Aufgaben in den nächsten Jahren sein, sagt sie.

Bis vor Kurzem war der Landesverein Sächsischer Heimatschutz für die Pflege dieses Waldes zuständig, sagt Frau Wehner. Zehn Jahre lang war er hier als eine Art Pächter aktiv. In dieser Zeit kümmerte sich der Verein unter anderem um den Schutz und die Vermehrung der Eiben, um die Waldpflege und den Umbau einer Problemfläche. Hier wurden Nadelbäume durch Laubbäume ersetzt. 2016 zog sich der Landesverein aus der aktiven Bewirtschaftung zurück, sagt Frau Wehner. Das hatte rechtliche Gründe, ergänzt Astrid Sturm vom Landesverein. Und auch die hohen Kosten der Bewirtschaftung hätten eine Rolle gespielt. Für die kommt nun der Sachsenforst auf, sagt Frau Wehner.

Ein wichtiger Partner ist und bleibt wohl der Schlottwitzer Heimatverein. Nirgendwo habe sie einen so aktiven Verein kennengelernt, sagt die Revierförsterin, die viele Jahre für die Holzlogistik im Forstbezirk Neustadt/Sachsen und als Revierleiterin in Markersbach gearbeitet hat. Es sei beeindruckend, wie sich der Verein um die Wanderwege in diesem Waldgebiet kümmere. An mehreren Stellen hat er Bänke aufgestellt. Zuletzt war ihr der Verein im Zusammenhang mit dem Edelmannsteig aufgefallen. Dieser Pfad markierte einst die Grenze zwischen den Rittergütern Weesenstein und Reinhardtsgrimma. Aus dieser Zeit sind alle Grenzsteine erhalten geblieben. Der Heimatverein hat diesen historischen Weg wieder begehbar gemacht und diesen im Mai mit einer aufwendigen Zeremonie eingeweiht. Zusammen mit dem Landgut Kemper & Schlomski aus dem benachbarten Großröhrsdorf lud er zu einer geführten Wanderung und einer Eröffnungszeremonie, bei der der Schlottwitzer Heimatforscher Edgar Rahm in die Rolle des Grafen von Bünau schlüpfte. So ein Engagement erlebe man selten. Deshalb möchte Annett Wehner den rührigen Heimatverein nicht ausbremsen, sondern mit ihm weiter zusammenarbeiten.

Da es im Wald aber einiges zu beachten gibt, strebt sie an, dass man sich vertraglich einigt, was zu tun ist und worauf man achten muss. Annett Wehner erklärt das an einem Beispiel. Grundsätzlich könne man niemanden dafür verantwortlich machen, wenn beim Spazieren durch einen Wald ein Ast auf einen herunterfällt. „Damit müsse jeder rechnen“, sagt die Revierförsterin. Etwas anders verhält es sich bei einer Bank. Die suggeriere, dass einem hier nichts passieren könne. „Deshalb sehen wir es nicht so gern, dass Bänke im Wald stehen“, sagt sie. Gemeinsam mit dem Heimatverein möchte sie nach Lösungen suchen. Annett Wehner ist zuversichtlich, dass man diese auch finden wird.