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Die neue Frau im Görlitzer Zoo

Isa Plath kümmert sich um Besucher und Schulklassen, erklärt ihnen den Naturschutztierpark Görlitz. Für sie ist es ein Traumjob.

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© Nikolai Schmidt

Von Matthias Klaus

Görlitz. Chemali schmeckt es. Kein Wunder. Endlich wieder frisches Grün! Büschelweise rupft die Kameldame das Gras Isa Plath aus den Händen. Die lacht und klopft Frau Chemali beruhigend auf die Höcker. Ja, frisches Gras, darauf haben die Tiere im Görlitzer Zoo lange verzichten müssen, jetzt ist es wieder da, angeliefert von Wiesen aus der Umgebung. Und nicht nur das Gras ist neu, sondern auch Isa Plath. Sie ist die neue Zoopädagogin im Tierpark und hat eigentlich keine Zeit für lange Gespräche. Eine Schulklasse aus Schwepnitz möchte mehr über das Tibetdorf, die Geier und generell über den Görlitzer Tierpark erfahren. Aber Isa Plath ist eigentlich mit ihrem Rundgang auch durch. „Was für ein toller Job!“, sagt die 27-Jährige.

Seit Januar arbeitet die Biologin im Görlitzer Zoo. Die gebürtige Dresdnerin hat in Halle studiert, dort ihren Masterabschluss gemacht. Görlitz kennt sie bereits seit drei Jahren. Für ein Projekt saß sie unter anderem bei Senckenberg im Labor. Nun tätschelt sie Kameldame Chemali. Die ist schon länger in der Neißestadt, wurde hier vor fünf Jahren geboren. Der Vater stammt aus Chemnitz, der Name der Mutter ist Alia – so kam Chemali zusammen. Neben dem Grün, das sie gerade verspeist, hat die Kameldame derzeit noch ein zweites ureigenes Interesse: ihr Fell, das dicke aus der Winterzeit. Das löst sich gerade büschelweise. „Es ist eben Frühling“, lacht Tierparkdirektor Sven Hammer. Er ist sehr zufrieden mit der neuen Zoopädagogin. Dabei war während ihres Studiums gar nicht klar, dass sie einmal an der Neiße im Tierpark arbeiten würde. „Ursprünglich wollte ich Pferdewissenschaft studieren“, erzählt sie. Isa Plath ist begeisterte Reiterin, hat ein eigenes Pferd. Aber irgendwie das Hobby zum Beruf zu machen – so richtig behagte es ihr dann doch nicht. Deshalb konzentrierte sie sich während des Studiums eher auf die Pflanzenwelt – bei dieser Entscheidung, verrät sie, spielten durchaus auch widerspenstige Hamster zuvor eine Rolle. Zoopädagogin in Görlitz – für Isa Plath ist das heute der tollste Job, den sie sich vorstellen kann. Neben Führungen für Besucher, Schulklassen, kümmert sie sich auch noch um die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung. „Der Beruf ist jeden Tag etwas anders“, schildert Isa Plath. Mal sitze sie am Computer, kümmert sich darum, Fördermittel für den Zoo zu bekommen, mal streichle sie eben Kamele – oder erklärt den Gästen den Tierpark. „Ich war ja schon ein paar Mal hier, bevor ich den Job übernommen habe“, sagt sie. Aber wie anders dieser Zoo im Vergleich ist, habe sie erst richtig gemerkt, seit sie hier arbeitet. „Es ist einfach schön, wenn ich die Ideen, den Gedanken, der hinter dem Naturschutztierpark steckt, an die Besucher weitergeben kann“, sagt Isa Plath. Ihren Lebensmittelpunkt hat sie in Görlitz, wohnt während der Woche hier. Sie sei zwar in der Großstadt geboren. „Aber irgendwie bin ich ein Dorfkind“, schmunzelt Isa Plath.

Kameldame Chemali zupft derweil noch ein paar Gräser aus ihrer Hand und macht dann Platz für Gehegemitbewohnerin Mara. Frühling im Görlitzer Tierpark – der bringt auch etliche Veränderungen mit sich, nicht nur was das Futter betrifft. Die Geier zum Beispiel brüten fleißig. In der kommenden Woche erwartet Tierparkchef Sven Hammer Nachwuchs, also den der Geier natürlich. Über 70 Tage haben die sich um ein einzelnes Ei gekümmert. Heute steht ein anderes Ereignis an: Zwei Scharnierschildkröten werden nach Görlitz kommen. Das Terrarium ist bereits bestens vorbereitet, inklusive einer Trennwand. „Diese Schildkröten sind absolute Einzelgänger“, schildert Sven Hammer. Am Freitag wiederum hat der Zoodirektor ganz anderen Besuch: Tierparkdirektoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum schauen ihm über die Schulter, wollen lernen, was Görlitz in Sachen Zoo zu bieten hat. Das Treffen gab es schon mal, damals waren 60 Kollegen des Tierparkchefs dabei.

Bei der neuen Zoopädagogin klingelt derweil das Telefon. Ein neuer Besucherrundgang? Wer weiß. „Wissen Sie, was das Schöne an dem Beruf ist?“, fragt Isa Plath zum Abschied. „Wer als Besucher in den Tierpark kommt, hat gute Laune.