Merken

Die neue Ehrenbürgerin

Hohnsteins Bürgermeister hat zum Neujahrsempfang geladen. Er wollte nicht nur der langjährigen Chefin der ASB-Sozialstation Danke sagen.

Teilen
Folgen
© Daniel Schäfer

Von Anja Weber

Hohnstein. All diejenigen, die im Dienste von hilfsbedürftigen und Kranken unterwegs sind, standen im Mittelpunkt des diesjährigen Neujahrsempfanges im Max-Jacob-Theater in Hohnstein. Eingeladen waren auch Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Einwohner wie auch der Bundestagsabgeordnete André Hahn (Die Linke) und der Landtagsabgeordnete Jens Michel (CDU).

Die Rathewalderin Ingrid Hermenau wurde für ihre engagierte ehrenamtliche Arbeit als stellvertretende Vorsitzende in der Volkssolidarität, Ortsgruppe Rathewalde ausgezeichnet. Sie organisiert zum Beispiel mit die monatlichen Veranstaltungen für die Senior
Die Rathewalderin Ingrid Hermenau wurde für ihre engagierte ehrenamtliche Arbeit als stellvertretende Vorsitzende in der Volkssolidarität, Ortsgruppe Rathewalde ausgezeichnet. Sie organisiert zum Beispiel mit die monatlichen Veranstaltungen für die Senior © Daniel Schäfer
Der Ulbersdorfer Frank Röllig erhielt ebenfalls einen Ehrenamtspreis. Er wurde für sein Wirken auf den Gebieten der Jagd und des jagdlichen Brauchtums ausgezeichnet. Im Alter von 27 Jahren gründete er den Hegering Oberes Sebnitztal. Seit 26 Jahren organis
Der Ulbersdorfer Frank Röllig erhielt ebenfalls einen Ehrenamtspreis. Er wurde für sein Wirken auf den Gebieten der Jagd und des jagdlichen Brauchtums ausgezeichnet. Im Alter von 27 Jahren gründete er den Hegering Oberes Sebnitztal. Seit 26 Jahren organis © Daniel Schäfer

Bürgermeister Daniel Brade (SPD) dankte aber vor allem denen, die täglich für die Mitmenschen, ältere Bürger und für die Hilfsbedürftigen da sind. Und eine von ihnen wurde beim Neujahrsempfang mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Reingard Förster ist wohl allen Hohnsteinern ein Begriff. Sie kennt fast alle Familien, ihre Sorgen und Nöte, ihre Krankheiten und Freuden. Reingard Förster ist praktisch mit dem Gesundheitswesen verheiratet. Schon als junges Mädchen wollte sie helfen und eigentlich Tierärztin werden, weil sie in der Landwirtschaft aufwuchs. Dann kam alles doch etwas anders.

Als Neuntklässlerin meldete sie sich im Sebnitzer Krankenhaus – zum Saubermachen. Da erkannte sie, dass sie lieber im Dienste der Menschen arbeiten wolle, der Kranken und Hilfsbedürftigen. Nach der Ausbildung hatte sie dann bis 1984 in der chirurgischen Abteilung des Sebnitzer Krankenhauses gearbeitet. Danach war sie in Hohnstein und Umgebung als Gemeindeschwester unterwegs. Bis zur Wende. Da wurde diese abgeschafft.

Doch Reingard Förster verstand es schon immer, sich durchzubeißen. Die Hohnsteiner Bürgerinitiative um den Allgemeinmediziner Dr. Volker Böricke an der Spitze suchte für das ehemalige VDN-Heim auf der Waldstraße eine Möglichkeit, das Haus im Sinne der Menschen zu nutzen. Gemeinsam mit dem ASB Hamburg wurde die erste Sozialstation aufgebaut. Und wer wäre da als Leiterin nicht besser geeignet gewesen als Reingard Förster? Sie sei eine ASBlerin der ersten Stunde, sagte Kerstin Martin, Vorstandsmitglied des Arbeiter-Samariter-Bundes, Ortsverband Neustadt. Mit Hilfe Hohnsteins Partnerstadt Meersburg wurde die Sozialstation von null aufgebaut. Reingard Förster und ihr Team mussten mit allem Neuen erst einmal klar kommen, sei es der Kopierer oder der Computer. Schon bald konnten die ersten Hohnsteiner von den Schwestern der Sozialstation umsorgt werden. Auch Essen auf Rädern wurde angeboten. Die ersten Kübel kamen damals noch aus der Partnerstadt Meersburg. Einfach war es am Anfang sicherlich nicht. Reingard Förster hatte es aber verstanden, ihr Team immer wieder neu zu motivieren. Und in der ihr eigenen energischen Art schaffte sie es auch in all den Jahren, so einiges durchzusetzen und die Sozialstation im Sinne ihrer Mitarbeiter und damit auch im Sinne der zu Betreuenden weiter zu entwickeln.

Im Beruf erfüllt

Doch Reingard Förster hat sich nun entschieden, in den Ruhestand zu gehen. Dem Arbeiter-Samariter-Bund falle es schwer eine so engagierte Mitarbeiterin zu verabschieden, sagte Kerstin Martin. An ihr schätze man besonders die freundliche, sorgfältige Arbeitsweise, ihr fundiertes Wissen, ihre Ideen und vor allem ihre Liebe zum Menschen. Reingard Förster nahm die Ehrung gerührt entgegen. Dennoch fand sie gleich die passenden Worte. Sie könne gut zuhören, sagte sie. „Aber wenn ich rede, werde ich deutlich. Das wissen alle, die mit mir zu tun haben“, sagte sie. Sie ermutigte alle, in diesem Beruf zu arbeiten, auch wenn er nicht lukrativ sei. „Ich hoffe, dass es immer wieder Menschen gibt, die den Beruf erlernen und in ihm Erfüllung finden“, sagte Reingard Förster.

Sie dankte all ihren Mitarbeitern und den vielen Ehrenamtlichen, die sie über all die Jahre begleitet haben. Der Ruhestand wird bei ihr nicht gleich Ruhe-Stand sein. Das wissen alle, die sie kennen. Und sie deutet auch bereits an, dass sie sicherlich viel auf Reisen gehen werde. Auf jeden Fall stürze sie sich in das Abenteuer Pension. Und vielleicht werde sie ja auch ihre Ankündung in einem SZ-Gespräch vor vielen Jahren um. Da sagte sie: „Wenn ich einmal in Rente gehe, schreibe ich ein dickes Buch über das, was ich erlebt habe.“ Die Hohnsteiner dürfen gespannt sein.

Mit einem Ehrenamtspreis wurde auch Frank Forker für seine langjährige Wehrleiterfunktion in Rathewalde ausgezeichnet. Er ist derzeit im Urlaub. Der Preis wird ihm zu einem späteren Zeitpunkt überreicht.