Von Ingolf Reinsch
Bischofswerda. Gekonnt ist gekonnt. Nur wenige Sekunden braucht Claudia Leuner, um einen Luftballon mit Helium zu füllen. Ihn danach gut zuzubinden, damit das Gas nicht gleich wieder entweicht, dauert etwas länger. 70 bis 80 Stück, berichtet die 37-Jährige, hat sie in einer Stunde schon geschafft. Da erscheint es sportlich, was sich Mitglieder und Freunde der Wählervereinigung Bürger für Bischofswerda (BfB) an diesem Sonnabend vorgenommen haben: Von 7.30 Uhr bis zum Mittag wollen sie 790 Luftballons mit Helium füllen – einen Ballon für jedes Jahr, seitdem Bischofswerda im Jahr 1227 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Mit einer Grußpostkarte sollen die Ballons gegen 12 Uhr vom Altmarkt aus in den Himmel steigen und auf Reisen gehen. Abhängig von Wetter und Thermik, könnten sie locker 20, 30 und vielleicht auch noch viel mehr Kilometer zurücklegen. Denn das Gas Helium ist leichter als Luft.
Das Equipment, um die Ballons zu befüllen, stellt das Bischofswerdaer Gas-Center Leuner bereit. Es liefert auch das Helium – und das zum Sonderpreis, weil es die Luftballonaktion zum Stadtjubiläum unterstützen möchte. „Es ist für unsere Stadt, und es ist eine schöne Idee“, sagt Betriebsinhaberin Claudia Leuner. Der Freundschaftspreis sei zugleich ein Dankeschön dafür, dass BfB in ihrem Betrieb nachgefragt hat.
Claudia Leuner, Mutter eines zweijährigen Sohnes, führt den Betrieb seit Beginn dieses Jahres. Sie übernahm ihn von ihrer Mutter Dorothea Fischer-Leuner, die weiterhin im Unternehmen tätig ist und ihrer Tochter so auch den Rücken frei hält, um Beruf und Familie gut miteinander zu vereinbaren. Seit rund zehn Jahren arbeitet Claudia Leuner im Familienunternehmen mit, übernahm dort mit den Jahren immer mehr Verantwortung. Nach dem Abi am Bischofswerdaer Goethe-Gymnasium hatte sie Groß- und Außenhandelskauffrau bei Mainmetall in Bretnig gelernt. Später wechselte sie zu einem Handelsunternehmen in Chemnitz, pendelte jeden Tag zur Arbeit – 110 Kilometer von Bischofswerda, eine Strecke. Ein Leben von Dauer war das nicht, sagt die junge Frau. Um einen kürzeren Arbeitsweg zu haben, fragte sie ihre Mutter nach Möglichkeiten, in ihrem Betrieb mitzuarbeiten. Sie bekam die Chance. Eine gute Entscheidung nicht nur mit Blick auf die Unternehmensnachfolge. Es ist eine solide Firma, sagt Claudia Leuner. Der Betrieb hat seinen Kundenstamm – und drei langjährige und zuverlässige Kraftfahrer, die die vom Gas-Center vertriebenen Waren zu den Kunden bringen.
Sachsenweit Abnehmer
Luftballons mit Helium zu füllen – vor allem zu Kindergeburtstagen und Hochzeiten wird diese Dienstleistung gern nachgefragt – ist für das Gas-Center nur eine Sparte am Rand. Das Gros ihres Umsatzes erwirtschaftet die kleine Firma durch den Vertrieb sogenannter technischer Gase. Das sind Gase, die vor allem fürs Schweißen und Schneiden in metallverarbeitenden Betrieben gebraucht werden. Das Bischofswerdaer Unternehmen beliefert damit Kunden bis in den Raum Dresden, Meißen und Chemnitz. Im Propangashandel ist der Betrieb so gut wie sachsenweit im Geschäft. Langjährige Kooperationsbeziehungen und Zuverlässigkeit sind zwei der Erfolgsrezepte. „Wir haben Kunden, die halten uns schon seit den 70er-Jahren die Treue. Darauf sind wir stolz“, sagt Dorothea Fischer-Leuner.
Das Gas-Center Leuner ist ein Bischofswerdaer Betrieb mit einer über 60-jährigen Geschichte. Erhard Leuner gründete die Firma 1955. 1976 übergab er den Betrieb an seinen Sohn Helmut. Seit 1993 ist die Firma im Gewerbegebiet an der Bautzener Straße ansässig. Helmut Leuner konnte das Unternehmen nur bis zum Jahr 2001 führen. Nach seinem frühen Tod übernahm seine Ehefrau Dorothea das Unternehmen und führte es weiter bis Ende 2016.
Mit geballter Frauenpower bestehen Mutter und Tochter in einer von Männern dominierten Branche. Von den Bestellungen über die Tourenpläne für „ihre“ drei Männer auf den Lkws und die Buchführung bis hin zur Betreuung von Kunden, die zum Firmensitz kommen, läuft bei den beiden Frauen alles zusammen. Von den Arbeitsabläufen her habe sich für sie mit der Firmenübernahme nicht sehr viel geändert, sagt die neue Chefin. Allerdings sei die Verantwortung gewachsen.
Wer einen Luftballon-Gruß aus Bischofswerda senden möchte, sollte an diesem Sonnabend spätestens 11.45 Uhr auf dem Altmarkt sein.