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Die Natur entdecken

Das Schullandheim Reichwalde ist eine gefragte Adresse dafür. Mit Projekten von Wolf bis Bergbau. Auch in den Ferien.

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© C. Knappe

Von Constanze Knappe

Reichwalde. Vorsicht ist nicht nur die Mutter der sprichwörtlichen Porzellankiste, sondern auch bei dem geboten, was da im Netz kreucht und fleucht. Max hat den Kescher aus dem Teich hinter dem Schullandheim Reichwalde geholt. Er und Bartek sind fasziniert von den Insekten. Tassnee geht vorsichtshalber mit einer Pinzette ran. Besonders auffällige Tiere wollen die Kinder in Gläser umsetzen, um sie dann anhand eines Arbeitsblatts bestimmen zu können. „Das Leben in und am Wasser“ ist ihr Thema. Unterrichtsstoff in der vierten Klasse. Silke Hentschel von der Naturschutzstation Östliche Oberlausitz in Förstgen hilft den Kindern dabei. Sie mahnt ein bisschen zur Vorsicht. Vor dem Wasserskorpion zum Beispiel. Der ist zwar bei Weitem nicht so giftig wie seine in Wüsten vorkommenden Artverwandten, aber den Biss spürt man schon, erklärt Silke Hentschel. Wie bei einem Bienenstich. Tassnee ist froh, dass sie die Pinzette genommen hat.

Wasserspinnen, Skorpione, große Käfer, kleine Käfer – kaum eins der Mädels ekelt sich vor den Krabbeltieren. Die Jungs sowieso nicht, die machen eher auf cool. Auch wenn man einigen ansieht, dass sie doch ein bisschen Respekt vor den Insekten haben. Natur eben, ganz wie sie leibt und lebt. Besser hätte Manuela Kummer ihren 16 Schülern das Thema nicht vermitteln können. Die Lehrerin der Grundschule Weinhübel in Görlitz ist Stammgast im Schullandheim Reichwalde. Zum fünften Mal ist sie bereits mit einer Klasse da. Die ersten Schüler, mit denen sie einst in die Einrichtung kam, dürften inzwischen selber Eltern sein, sagt sie. Was sie nach Reichwalde zieht, da muss sie nicht lange überlegen. Das weitläufige Gelände, in dem sich die Kinder ausgiebig bewegen können, die Angebote für Projekte und Freizeit und natürlich auch die gute Hausmannskost, zählt sie spontan auf.

Christine Neumann, die pädagogische Leiterin der Einrichtung, schmunzelt. „Wir kochen selber, das ist für viele ein Argument“, sagt sie. Dass es die Stimmung hebt, wenn das Essen schmeckt, ist längst eine Binsenweisheit. Nicht nur im Schullandheim. Bei mitunter 130 Portionen ist von der Küche dann Hochleistung gefordert. Da muss auch Christine Neumann mit ran, zum Beispiel die Wurstplatten fürs Abendbrot belegen. Sieben festangestellte Mitarbeiter sind im Schullandheim Reichwalde beschäftigt, dazu zwei Ein-Euro-Jobber. „In einem kleinen Verein macht jeder alles“, sagt sie. Das sei für den reibungslosen Ablauf einfach notwendig. Träger der Einrichtung ist der Förderverein Schullandheim Reichwalde. 1992 gegründet, hat er derzeit 20 Mitglieder. Die meisten sind mit dem Verein älter geworden. Der Speiseraum hatte noch DDR-Charme. Im vorigen Jahr wurde er renoviert. Immer wieder ist in den vergangenen Jahren investiert worden. In die Ausstattung im Inneren wie auch in die großzügigen Außenanlagen mit den Sport- und Freizeitangeboten.

Das Schullandheim ist für Abschlussfahrten der 4. Klassen aus Sachsen und der 6. Klassen aus Brandenburg sehr beliebt. Dass die Tage vor den großen Ferien schon bis 2022 reserviert sind, muss deshalb nicht verwundern. Die Saison reicht von März bis Oktober. Sie schließt mit der Lausitz-Rallye ab, deren Streckenposten zumeist im Schullandheim Reichwalde einquartiert sind. Für drei- bis fünftägige Klassenfahrten buchen Schulen gern die pädagogisch begleiteten Pauschalangebote zur Tier- und Pflanzenwelt. Die Kinder können beispielsweise „als Scout in der Heide- und Teichlandschaft unterwegs sein“ oder sich auf die Spuren der Wölfe begeben. Wobei, so räumt Christine Neumann ein, das Wolfsthema ja wohl bald kein Alleinstellungsmerkmal mehr sei, angesichts der Ausbreitung der geschützten Raubtiere in mehreren Teilen Deutschlands. Dennoch werde das Thema besonders gern gebucht.

Für ältere Schüler bieten sich Bergbauthemen wie „Das Leben mit der Kohle“ und die Rekultivierung der Landschaft mit einem Abstecher zum Bärwalder See an. Für die Tagebautour wie auch den Besuch im Safari-Wildgehege in Uhyst sollte man sich aber beizeiten anmelden, rät Christine Neumann. Die Görlitzer Grundschüler waren auf Safari und davon total begeistert. Die naturnahen Themen sind auch ein Grund dafür, weshalb es Klassen aus Dresden immer wieder nach Reichwalde zieht. Das Foucault-Gymnasium Hoyerswerda oder das Melanchthon-Gymnasium Bautzen sind ebenfalls des Öfteren da.

Drei Klassen kann das Schullandheim gleichzeitig aufnehmen. Für Klassenfahrten wie auch Vereinstouren stehen Mehrbettzimmer und von Mai bis August Finnhütten zur Verfügung, dazu Aufenthaltsräume, Gästezimmer im Dachgeschoss und ein großer Seminarraum. Die Jugendfeuerwehr aus Guttau war schon da, die aus Malschwitz kommt noch. Zu den Stammgästen zählt der Sportverein Koweg Görlitz, dessen Handballer jeweils über Himmelfahrt mit Kind und Kegel anreisen, um dann per Rad die Region zu erkunden.

Auch 2018 bietet das Schullandheim wieder Ferienlager für Kinder von 7 bis 12 Jahren an. Ab 16. Juli geht es auf die Spuren der Wölfe, ab 23. Juli ins Mittelalter und ab 30. Juli ins Fußballcamp. Für 160 bzw. 128 Euro erleben die Kinder sechs spannende Tage mit Vollverpflegung, pädagogischer Betreuung, Ausflügen, viel Spiel und Spaß.

Kontakt: 035774 32242

www.schullandheimreichwalde.de