SZ +
Merken

Die Mühle bleibt in Müller-Hand

Die Jugendherberge hat einen neuen Leiter. Der junge Mann ist ein bekanntes Gesicht.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Generationenwechsel in der Strehlaer Jugendherberge: Der langjährige Chef des Hauses, Wolfgang Müller, gibt seinen Posten ab. Sein Nachfolger steht schon in den Startlöchern. Er ist 30 Jahre alt, heißt Robert Müller – und ist der jüngste Sohn von Wolfgang Müller. Seit Jahresbeginn ist der schlanke Mann mit der Pferdeschwanz-Frisur dabei, sich in die Abläufe einzufuchsen. „Zurzeit sind mein Vater und ich gemeinsam Herbergsleiter, es ist eine Übergangsphase. Er zeigt mir alles“, erzählt der gelernte Sport- und Fitnesskaufmann.

Bis Ende vorigen Jahres arbeitete Robert Müller in der Geschäftsleitung eines 1 700 Mitglieder starken Dresdner Vereins. Die jahrelange Erfahrung als Vereinsmanager komme ihm bei seiner neue Aufgabe zugute, ist er überzeugt. Schließlich seien auch die Herbergen in Form eines Vereins organisiert. Und es gebe weitere Parallelen. „Im alten Job habe ich Turnhallen vermietet, jetzt Betten und Zimmer“, sagt Robert Müller und lacht. Vieles sei aber auch neu, gibt er zu. Mehr Verantwortung zum Beispiel. Und: „Mein Vater hat hier viel aufgebaut. Ich muss erst mal alles aufsaugen, um es dann weiterführen zu können.“

Normale Bewerbung

Für seinen neuen Job ist Robert Müller gern in die Provinz zurückgekommen. „Ich bin heimatverbunden, Strehlaer durch und durch“, sagt Müller, der in der Stadt aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Schon beim Wegzug vor sechs Jahren in Dresden habe er sich fest vorgenommen, wieder zurückzukehren.

Hundertprozentig geklappt hat das damit noch nicht. Weil es in Strehla keine Wohnung gab, die dem 30-Jährigen und seiner Frau gefiel, ist das Paar vorerst im nahen Cavertitz heimisch geworden. Irgendwann wieder in Strehla zu leben, ist fest eingeplant. – Dass es mit der Übernahme der Herbergsleitung klappen würde, war bei der Entscheidung für die Heimkehr nicht direkt absehbar, erzählt Robert Müller. Alles habe sich ergeben. Da die Herberge aber nicht seinem Vater, sondern zum sächsischen Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerkes gehört, sei eine ganz normale Bewerbung nötig gewesen – und ein Scheitern zumindest möglich. Doch der Bewerber überzeugte die Verantwortlichen sofort, heißt es vom Landesverband; der Leitungsposten sei daraufhin gar nicht erst ausgeschrieben worden.

Rückkehr fest eingeplant

Dass Robert Müller gut ankam, mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass er mit dem Haus von Kindesbeinen an vertraut ist. „Ich glaube schon, dass es ein Vorteil ist, dass ich die Region und die Menschen kenne“, sagt auch Müller, der als Junge mit Gästen auf dem Bolzplatz hinter der Mühle kickte und seinen Vater begleitete, wenn der Herbergsbesucher zum Nixstein führte. „Das habe ich immer genossen.“ Und anscheinend auch die Gäste.

Die sucht man in der Herberge momentan so gut wie vergebens. Derzeit herrscht im Haus die Ruhe der Vorsaison. Die einzigen Gäste sind die sechs unbegleiteten minderjährigen Asylbewerber, die der Landkreis vorläufig im Haus einquartiert hat. Die Müllers nutzen die Ruhephase für die Übergabe der Leitungsgeschäfte. Wenn die Saison im März startet, bleibt dafür kaum noch Zeit. Die insgesamt 70 Betten seien bereits von zahlreichen Schulklassen belegt. „Da sind wir ausgebucht“, sagt Robert Müller zufrieden. Daneben kommen auch aber auch andere Gäste. Zum Beispiel Sportgruppen aus Dresden, die der neue Herbergsleiter durch seine Kontakte für einen Aufenthalt gewinnen konnte. Doch das soll erst der Anfang sein. „Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch mehr Leute herlocken kann“, sagt Robert Müller, der sich auf die erste Saison mit dem sechsköpfigen Herbergsteam freut.

Vater Wolfgang wird ihm dabei zur Seite stehen, wenngleich er sich Stück für Stück aus der Leitung zurückziehen wird. Der Generationenwechsel an der Spitze der Strehlaer Jugendherberge, er ist in vollem Gange. Zweierlei aber bleibt: der Name Müller und die Devise „Herkommen und wohlfühlen“.