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Die Mühen der Fahrrad-Pendler

Auf dem Elberadweg sind Schnellfahrstrecken geplant. Dabei wären Radler froh, wenn sie überhaupt fahren könnten.

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© Steffen Unger

Von Gunnar Klehm

Pirna. Für Volker Hengst ist es jeden Morgen ein Abenteuer, wenn er auf dem Elberadweg von Krippen zur Arbeit nach Pirna fährt. Der leidenschaftliche Radfahrer hat immer irgendwelche Hindernisse zu überwinden. Zwischen Krippen und Bahnhof Bad Schandau zwingen ihn Straßenschäden und eine Warnbake auf die Staatsstraße. An den holprigen Treidelweg vor Königstein hat er sich inzwischen fast gewöhnt und in Obervogelgesang muss er eine Baustelle umkurven. Als er nun davon hörte, dass der Freistaat Sachsen eine Schnellbahn für Radfahrer an der Elbe plant, war er mehr als verwundert. „Leute backt erst mal die kleinen Brötchen fertig, bevor ihr zum großen Kuchen greift!“, schrieb er in einem Leserbrief an die SZ. Erst mal müsste ein funktionierendes Radwegenetz da sein und nicht so ein Stückwerk, kritisiert er.

Vor der Hochstraße in Bad Schandau lauert eine Gefahrenstelle auf Radfahrer und Fußgänger.
Vor der Hochstraße in Bad Schandau lauert eine Gefahrenstelle auf Radfahrer und Fußgänger. © privat

An einem der kompliziertesten Abschnitte dieses „Stückwerks“ wird nun weitergebaut. Wie das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) mitteilte, ist ab 3. April Baubeginn für den Lückenschluss zwischen Bad Schandau und Königstein. Zurzeit erfolgen vorbereitende Arbeiten. Seit Jahren wird an dem etwa 800 Meter langen Teilstück geplant. Der Radweg soll auf dem alten, mit Sandstein gepflasterten Treidelweg verlaufen, auf dem früher die Treidler schritten, die die Schiffe per Seil flussaufwärts zogen. Zuletzt wurde das überwucherte Sandsteinpflaster freigelegt. Weil es gefährlich ist, darauf zu fahren, wurden Verbotsschilder aufgestellt. Radfahrer müssten also in dem Abschnitt schieben. Daran hält sich aber niemand.

Während der Bauarbeiten ist dann kein Durchkommen mehr. Eine Umleitung – die ortsunkundigen Touristen weiterhelfen würde – wird aber nicht ausgewiesen. Das sei für einen Radweg, den es offiziell noch gar nicht gibt, nicht vorgesehen, heißt es vom Lasuv. Das Bauende ist vertraglich zum 29. Juli vereinbart. „Wir hoffen, dass Wetter und Baubetrieb ihren Beitrag für eine pünktliche Fertigstellung leisten“, so Lasuv-Sprecherin Isabell Siebert.

Aktuelle Baustellen

Pirna: Asphalt-Arbeiten unterhalb der Altstadt-Brücke, deshalb Sperrung des Radwegs zwischen Ruder-Bootshaus und Fähranleger, Umleitung über Klosterstraße; bis Ende April.

Obervogelgesang: Fahrbahn-Erneuerung zwischen Am Wasserwerk in Pirna und der Kreuzung Niedervogelgesang/Obervogelgesang. Baustelle derzeit für Radler passierbar. Vollsperrung vom 29. bis 31. März, Umleitung dann rechtselbisch über Wehlen.

Bad Schandau Fähranleger:Bis Ende April Neugestaltung und Sanierung. Radfahrer müssen an der Baustelle vorbei zum Großteil schieben.

Bad Schandau/Königstein: Ab 3. April wird am Lückenschluss weitergebaut. Der Abschnitt ist dann voll gesperrt.

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Für Radfahrer gibt’s zwei Umgehungen. Entweder weichen sie auf die kurvige Bundesstraße mit ihren Steigungen zwischen Bad Schandau und Königstein aus. Oder sie wechseln auf die andere Elbseite. Für Volker Hengst fallen beide Varianten aus. Die Bundesstraße hält er für gefährlich. Das Ausweichen auf die andere Elbseite würde zu viel Zeit oder Geld für die Fähre kosten. „Außerdem sind die Wege an den Rampen der Elbbrücke in Bad Schandau in sehr schlechtem Zustand“, sagt Hengst. Die Rampen will das Lasuv zwar auch dieses Jahr sanieren. Welche Verbesserungen das für Radfahrer bringt, ist aber unklar.

Volker Hengst fährt seit Jahren die Strecke und hat sich dabei von vielen Urlaubsradlern ihr Entsetzen über den Radwegezustand angehört, wie er sagt. Das dürften demnächst aber immer weniger werden, denn es wird gleich an mehreren Stellen gebaut. In Bad Schandau bekommt der Radweg am Fähranleger eine neue Piste. Ende April soll es dort dann besser rollen als vorher. Bis dahin müssen viele Radler übers Sandsteinpflaster an der Baustelle vorbei schieben. Es sei denn, man ist fit und hat ein geländegängiges Rad. In Rathmannsdorf geht es zwar auf Beton und Asphalt gut voran, doch müssen die Radler hier auf die Staatsstraße. Auch zwischen Prossen und Halbestadt müssen sie die Piste mit Autos teilen.

Der linkselbische Lückenschluss wird auch deshalb sehnlichst erwartet. Das macht die Situation auf der anderen Elbseite zwar nicht besser. Aber Pendler wie Volker Hengst sind dann froh, dass sie eine echte Alternative haben.