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Die Modemacherin aus Dipps

Im früheren Imbiss eröffnet Gitte Winkler ihre Ladenwerkstatt. Wie sie auf diese Idee kam.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Es ist ein typisches Dippser Ladengeschäft am unteren Ende der Herrengasse, das auch noch Geschichte atmet. Der Kachelofen in der Mitte nimmt Platz weg, gibt aber auch Flair. Die Fliesen an der Wand erinnern noch an die Zeit, als hier ein Imbiss war. Mitsamt Lagerraum dahinter umfasst das Geschäft 45 Quadratmeter. Ein kühl kalkulierender Betriebswirt winkt bei dieser Zahl ab. Die großen Ketten benötigen mehr Platz für ihre Filialen, darum findet man sie auch nicht in der Innenstadt. Aber für Gitte Winkler ist es genau das Passende.

Sie hat hier dieses Jahr ihre Ladenwerkstatt Jelinah eröffnet. Der Name steht für ihre drei Kinder: Jessica, Lilly und Hannah. Und von den Kindern kam auch die Anregung zu dem Geschäft.

Die 35-jährige hat Hauswirtschafterin gelernt, und dazu gehört auch eine Nähausbildung. Als ihre jüngste Tochter ein Hüftproblem bekam, weshalb sie keine normalen Hosen von der Stange tragen konnte, hat sie ihre Nähmaschine ausgepackt und selbst Kinderkleidung angefertigt. „Dann hat man mich in der Familie gefragt. Freunde wollten etwas genäht haben. Zwei Jahre habe ich das so im Hausbetrieb gemacht“, erzählt sie. Das Geschäft ist gewachsen, und sie benötigte mehr Platz. Die Wohnung im Klingenberger Ortsteil Röthenbach ist zu eng dafür geworden. Erst hat sie sich in ihrer Umgebung umgesehen, bis sie einen Tipp von Ralf Robel, einem Freund der Familie, bekam. Er betreibt seine Apotheke in Dipps und wusste von dem Geschäft in der Herrengasse.

Gitte Winkler hat sich dann überlegt, wie sie das Geschäft einrichtet. Ihr Mann und ihr Schwager haben ihre Ideen umgesetzt. Mit alten Paletten haben sie die Regale gestaltet. Eine historische Nähmaschine zeigt, worum es bei Jelinah geht. Und am Schaufenster steht das Männersofa. Da kann sich Vati hinsetzen, während Mutti oft zusammen mit ihren Kleinen in den Regalen guckt und von der Inhaberin beraten wird. Es ist eine Mischung aus Wohnzimmer- und Ladenatmosphäre.

Am persönlichen Kontakt liegt Gitte Winkler viel. Sie will auch die Kinder sehen, für die sie arbeitet. „Mir wurde auch schon geraten, übers Internet zu verkaufen. Aber da würde dieser Kontakt wegfallen. Das will ich nicht“, sagt sie. Hinter dem Verkaufstresen steht der Nähtisch, an dem Gitte Winkler ihre Kleidung mit einer modernen Maschine selbst herstellt. „Ich nähe jede Naht zweimal. Das dauert länger. Aber bei mir gibt es kein Wegwerfsystem“, sagt sie. Ihr liegt daran, dass die Kinderkleidung auch etwas länger hält, mit einer Überarbeitung auch ein wenig mitwächst. Die Tür geht auf und Stefanie Hanne kommt ins Geschäft. Sie hat eine Tochter und einen Sohn. Der einjährige Noah ist mit dabei, wenn seine Mutti etwas für ihn aussucht.

Sie ist durch die günstige Lage in der Herrengasse auf das Geschäft aufmerksam geworden. „In Dipps habe ich viel Laufkundschaft dazugewonnen“, sagt Gitte Winkler. Allerdings verwechseln manche ihren Laden mit einem An- und Verkauf, wollten schon den Kinderspieltisch mitnehmen oder die historische Nähmaschine. Aber zu kaufen gibt es hier in erster Line Kinderkleidung, etwas Damensachen und später sind auch Herrenwaren geplant. Die Ladeneröffnung in Dippoldiswalde hat sich für Gitte Winkler ausgezahlt, obwohl sie bei der Öffnungszeit einen Kompromiss eingegangen ist zwischen ihren Aufgaben als Geschäftsinhaberin und als Mutter. „Ich habe mich an die Kindergartenzeiten meiner Tochter angepasst“, sagt sie. Drei Tage die Woche macht sie eher Schluss, um ihre Kinder abzuholen. Zwei Tage öffnet sie lange. Dafür bekommt sie Unterstützung von ihrer Schwester.