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Die Milch macht’s – nicht allein

Die Milchtankstelle von Familie Bernhardt in Somsdorf gibt es ein Jahr. Nun wollen die Landwirte das Angebot erweitern.

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© Andreas Weihs

Von Carina Brestrich

Freital. Massagebürsten, Pediküre, bequeme Liegeflächen, dazu der Ausblick nach Freital – Marc Bernhardt weiß, was seinen Damen gefällt: „Nur wenn es den Kühen gutgeht, geben sie auch Milch“, sagt der Landwirt. Und das tun sie: 3 000 Liter werden täglich auf dem Hof von Familie Bernhard in Somsdorf produziert. Ein Großteil davon geht per Laster in die Molkerei. Ein anderer Teil wandert in den Tank für die Milchtankstelle, einem kleinen Häuschen direkt am Stall, das am Sonntag mit einem Hoffest gefeiert wird.

Anlass ist das einjährige Bestehen der Milchtankstelle. „Wir haben damals überlegt, auf welchem Weg wir direkt an den Kunden herantreten können“, erinnert sich Marc Bernhardt. Dann schossen plötzlich die Milchautomaten zum Selberzapfen aus dem Boden. „Weil die Automaten teuer sind, haben wir innerhalb von vier Wochen einfach selber einen gebaut“, erzählt Bernhardt. Das Prinzip ist einfach: Per Knopfdruck kommt die Rohmilch aus dem Auslauf. Glasflaschen zum Abfüllen der Rohmilch stehen bereit. Über eine Kasse des Vertrauens – ein Liter Milch kostet einen Euro – wird bezahlt. Und tatsächlich: „Unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen“, sagt er. So habe er mit einem anfänglichen Ansturm zwar gerechnet. Dass sich aber auch danach noch Leute regelmäßig auf den Weg nach Somsdorf machen, das haben die Bernhardts nicht vermutet. Doch die naturbelassene Milch kommt gut an: 1 500 Liter werden monatlich gezapft. Etwa die Hälfte der Kunden kommt aus Dresden, die andere aus Freital und Umgebung, schätzt Bernhardt. „Es sind auch immer neue Kunden dabei.“ Dafür sorgt etwa ein Werbeanhänger, der in Dresden und Freital unterwegs ist, außerdem ist die Milchtanke bei Facebook aktiv.

Dass das Interesse nicht abreißt, liegt aber nicht nur an der Werbung, sondern auch an den Produkten, die der Familienbetrieb zusätzlich zur Milch verkauft. „Ein Drittel der Kunden kommt nur wegen der Milch, die anderen zwei Drittel nehmen auch andere Produkte mit“, sagt Marc Bernhardt. Im Tankstellen-Häuschen steht nicht nur der Milchautomat, sondern es gibt auch zwei Kühlschränke, in denen die Bernhardts Eier von ihren Hühnern, selbst gemachten Naturjoghurt, Rindfleisch und Wurst aus eigener Produktion anbieten. Die Nachfrage ist groß. „Wir haben dieses Jahr schon so oft geschlachtet wie im ganzen letzten Jahr“, so Marc Bernhardt.

Milchkrise erfordert neue Ideen

Die hofeigenen Produkte sollen künftig auch helfen, den Betrieb krisensicherer zu machen. Wie viele Milchbetriebe mussten Bernhardts bis vor wenigen Monaten hohe Verluste einstecken. Schuld war der Milchpreis, der vor zwei Jahren drastisch einbrach und zeitweise nur noch bei 24 Cent pro Liter lag. Inzwischen haben sich die Preise zwar erholt und sind mit 34 Cent je Liter wieder auf einem kostendeckenden Niveau. Dennoch machen sich die Landwirte Gedanken: „Um künftig gegen solche Krisen besser gewappnet zu sein, ist es wichtig, nicht nur auf ein Standbein zu setzen“, sagt Marc Bernhardt. Er will deshalb das Angebot an hofeigenen Erzeugnissen ausbauen. Bisher nutzt er die heimische Küche, um den Joghurt zuzubereiten und die Steaks zu marinieren. Das soll sich ändern. Bernhardt möchte eines der Gebäude auf dem Dreiseithof, der zum Betrieb gehört, umbauen. Dort sollen künftig noch mehr Milch- und Fleischprodukte hergestellt werden. Dazu will Bernhardt eine zusätzliche Arbeitskraft einstellen und auch in Technik investieren: So sollen auf jeden Fall eine Maschine zum Pasteurisieren der Milch und eine Milchzentrifuge zum Entrahmen her. Damit können dann viele verschiedene Milchprodukte zubereitet werden, darunter Frischkäse, Quark und vielleicht sogar Butter, sagt Bernhardt.

Der 30-Jährige, der den Hof mal von seinem Vater übernehmen wird, rechnet mit einer Investition von 50 000 Euro, Fördermittel und einen Kredit hat er bereits beantragt. „Ich würde gern vor dem Winter starten“, sagt er. Geht es los, sollen die Produkte im hiesigen Einzelhandel verkauft werden. Wo, ist noch nicht klar. „Ich möchte solche Händler ansprechen, die regionale Lebensmittel anbieten.“

Tag der offenen Tür auf dem Hof von Familie Bernhardt am Sonntag, 11. Juni, 10 bis 16 Uhr, in Freital-Somsdorf, Lübauer Straße 5, unter anderem mit Streichelzoo, Strohpyramide, Kutschfahrten und Hofbesichtigung.