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Die Metallexperten

Im Airbus, im Zug, beim Röntgen: Der Firma LSG Dresden begegnet man an vielen Orten – ohne es zu wissen.

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© Christian Juppe

Von Bettina Klemm

Im Juli wird Thorsten Schmidt eine Flasche Champagner köpfen und mit seiner Familie fein essen gehen. „Dann zahlen wir den letzten Kredit zurück“, sagt er. Der 53-Jährige hatte 1992 sein Unternehmen LSG Laser, Schneid und Gerätebau GmbH gegründet. Das war in einer Zeit, in der Produktionsunternehmen in der Metallbranche und im Maschinenbau reihenweise aufgaben. „Wir waren ein Kleinstunternehmen, das in dunklen Räumen eingemietet und unter Bedingungen begonnen hat, die heute nicht mehr vorstellbar sind. Wir hatten Mäuse im Büro, ein Thermofax-Gerät mit selbstrollendem Papier und eine Million Schulden. Aber, so komisch das auch klingen mag, es hat uns Spaß gemacht“, erzählt er.

Nun ist das Firmengebäude am Manfred-von-Ardenne-Ring frisch saniert: Am Freitag feiert die LSG GmbH ihr 25-jähriges Firmenjubiläum. Wenn dann die Gäste über einen kleinen Teppich gehen, lesen sie eine neue Interpretation des Firmennamens: L wie leistungsstark, S wie sächsisch und G wie genial. Eine Erfolgsstory, sagt Schmidt, aber auch das Ergebnis harter Arbeit. Ihn und sein Leitungsteam mit Gabriele Rische, Uwe Behrenwald und Hartmut Hentschel verbinden, mehr als ein halbes Berufsleben. Lob kommt auch von Robert Franke. Der Amtsleiter für Wirtschaftsförderung erklärt, Schmidt habe unternehmerischen Mut bewiesen und im Laufe der Jahre immer wieder klug in neue Technologien investiert. „Das ist exzellent. Es sind Unternehmen wie LSG, die dazu beitragen, dass sich der Wirtschaftsstandort Dresden so erfolgreich entwickelt hat.“

Knapp 60 LSG-Mitarbeiter erwirtschaften im Durchschnitt einen jährlichen Umsatz von fünf Millionen Euro. Über eine halbe Million Teile, vom Winzling bis zur drei Meter Platte, verlassen pro Jahr das Werk. In jedem Airbus fliegen LSG-Teile mit, in Doppelstockwaggons fahren sie quer durch Europa, weltweit drehen sich Eisenbahnkräne mit Aluminiumteilen made by LSG. Wenn Menschen weltweit geröntgt werden, dann haben auch die Mitarbeiter des Dresdner Unternehmens Teile der medizinischen Anlagen gefertigt. Einige Kunden halten dem Unternehmen seit mehr als 20 Jahren die Treue. LSG sei nie ins Minus geraten, auch wenn es 2009/10 schwer zu kämpfen hatte, versichert Schmidt.

1999 war sein Unternehmen das Erste, das sich im Technopark Dresden Nord ansiedeln konnte. Das Gewerbegebiet ist mit zwölf Unternehmen hundertprozentig ausgelastet, bestätigt Franke. Der Bau einer zweiten Halle war für LSG 2006 nur eine Frage der Zeit. Seither wurden immer neue, innovativere Produktionsanlagen erworben. Seit Firmengründung hat LSG rund 13 Millionen Euro investiert.

„Kompetenz in Präzision“, so der Leitspruch des Dienstleisters. Um das zu schaffen, war er immer Vorreiter: 1992 bot die Firma das Laserschneiden an, zwei Jahre später wurde die CNC-Zerspanung mit dem Laserzuschnitt kombiniert. Wieder zwei Jahre weiter war die Laser, Schneid und Gerätebau GmbH die Erste in der Region, die ihren Kunden das Wasserstrahlschneiden offerierte. „2001 führten wir als erstes Unternehmen das Laserschweißen ein“, zählt Schmidt auf. Seit 2006 erwirtschaftet das Unternehmen die Kosten für neue Investitionen aus eigener Kraft ohne Kredite.

Nun bereitet Schmidt wieder ein neues Verfahren vor. „Wir wollen Metallbauteile im 3-D-Druck fertigen“, kündigt er an. Das ermögliche es, sehr unregelmäßige und auch filigrane Strukturen zu produzieren. Zur Vorbereitung des Projekts hat er Andreas Schmidt als neuen Mitarbeiter eingestellt. „Wir recherchieren im Moment die Vorzüge und Nachteile der beiden Verfahren selektives Laserschmelzen oder Laser-Pulver-Auftrag-Schweißen. Bis Mitte des Jahres wird die Entscheidung fallen. Ende des Jahres soll in neue Anlagentechnik investiert werden“, sagt der 32-jährige Ingenieur. Treiber der Technologie sei vor allem die Luftfahrt, aber auch bei der Bahn und der Medizintechnik gibt es Interesse am neuen Verfahren. Dresden sei mit der TU und mehreren Instituten ein Leuchtturm in der Erforschung neuer Werkstoffe und Technologien zur additiven Fertigung. So wird der schichtweise Aufbau von Teilen bezeichnet.

Wirtschaftsamtsleiter Robert Franke freut sich über die praktische Anwendung. „Dresden ist das Leichtbauzentrum Deutschlands und ein international führender Standort der Werkstoffforschung. Nun plant die LSD GmbH, die additive Fertigungstechnologie von Metallteilen zu industrialisieren und im Produktionsprozess zu verankern. Damit stellt Thorsten Schmidt einmal mehr die Weichen in Richtung Zukunft“, sagt er.