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Die Mautsäulen stehen

Dass sie nur wenige hundert Meter entfernt voneinander stehen, ist laut Betreiber Toll Collect eine Seltenheit.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Großenhain. Toll Collect hat Wort gehalten. Bis Monatsende sollten die beiden Großenhainer Mautsäulen errichtet werden. Pressesprecherin Claudia Steen machte das vom Wetter abhängig. Seit dieser Woche hat nun Großenhain seine beiden Lkw-Mautsäulen an der B 98. Die erste wurde am Dienstag in der Nähe des Flugplatzes errichtet. Am Mittwoch folgte Nummer zwei, etwa in Höhe des Geflügelhofes. „Jetzt geht es richtig los“, heißt es aus der Presseabteilung von Toll Collect, das die Lkw-Maut-System im Namen der Bundesregierung betreut.

Anfang Februar wurde die erste sächsische Mautsäule in der Nähe von Colditz aufgebaut. Die beiden Großenhainer Säulen gehören damit zu den ersten in Sachsen. Im Freistaat sind 56 Stück geplant. Bis 1. Juli sollen in Deutschland insgesamt 600 Mautsäulen entlang ausgewählter Bundesstraßen stehen.

„Die Auswahl ist nicht so einfach“, so Toll-Collect-Pressechef Martin Rickmann. Sie unterliege etwa 30 Kriterien. Unter anderem wird geprüft, ob Mindestsichtweiten eingehalten werden und die Natur nicht beeinträchtigt wird. Zudem muss sich der Standort im öffentlichen Raum befinden. Also nicht im Privatbesitz. Und auch eine stabile Funkverbindung muss gewährleistet sein. Das Hauptaugenmerk liege dabei auf Bundesstraßen mit hohem Verkehrsaufkommen, so Rickmann. Die Auswahl trifft aber nicht Toll Collect, sondern das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in Köln. Es gibt vor, in welchen Bundesstraßenabschnitten eine Kontrollsäule errichtet werden soll.

Dass, wie in Großenhain, gleich zwei Mautsäulen nur wenige hundert Meter entfernt sind, ist laut Toll Collect tatsächlich eine Seltenheit. „Das bedeutet aber nicht, dass hier strenger kontrolliert wird als anderswo“, so eine Mitarbeiterin. Der Grund für die Zufälligkeit bestehe darin, dass in Großenhain gleich drei Abschnitte, die das BAG vorgibt, zusammentreffen. „Die Säulen hätten auch in Glaubitz und Thiendorf stehen können“, sagt sie. Der dritte Abschnitt ist der von Großenhain nach Meißen. Deswegen soll auch Priestewitz eine Mautsäule erhalten.

Das Auffälligste an den Säulen ist sicherlich der blaue Anstrich. Damit soll schon von weitem signalisiert werden, dass es sich bei diesen Säulen nicht um stationäre Blitzeranlagen handelt. Darauf verweist Toll Collect immer wieder, um Schmierereien vorzubeugen.

Scharf geschaltet werden die Mautsäulen am 1. Juli. Denn dann startet die Lkw-Maut für alle Bundesstraßen. Bisher gilt sie nur für Autobahnen und vierspurige Bundesstraßen. Laut einer Pressemitteilung von Toll Collect verfolge die Bundesregierung damit das Ziel, die Finanzierung der Bundesfernstraßen zu verbessern und eine moderne Infrastruktur in Deutschland zu gewährleisten. Mit der Erweiterung wächst das Mautnetz auf 40 000 Kilometer. Gegenwärtig sind insgesamt rund 15 000 Kilometer auf Autobahnen und vierspurigen Bundesstraßen gebührenpflichtig.

Wie viel Maut ein Spediteur zu bezahlen hat, ist von der Achsenanzahl und der Schadstoffklasse abhängig. Laut Rickmann betrug der durchschnittliche Mautsatz im vergangenen Jahr etwa 16 Cent pro Kilometer. Der Bund hatte mehr als fünf Milliarden Euro eingenommen. Die Ausweitung der Maut auf die Bundesstraßen soll zusätzlich rund zwei Milliarden einbringen.