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Die Marktleute von Tharandt

Seit fast 20 Jahren gibt es den Naturmarkt Tharandter Wald. Hier kaufen Kunden hochwertige Produkte aus Sachsen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Franz Werfel

Tharandt. Wer weiß, wie ohne den Naturmarkt Tharandter Wald das Stadtfest in Tharandt heute aussehen würde? Den Regionalmarkt gibt es in Tharandt seit 1997. An jedem zweiten Sonnabend gehen zahlreiche Händler aus Sachsen auf dem Parkplatz an der Pienner Straße in Stellung. Ab 2002 gab es deshalb immer am ersten Oktoberwochenende einen Marktgeburtstag. „Und daraus hat sich dann etwas später das Tharandter Stadtfest entwickelt“, sagt Milana Müller.

Der Dresdner Imker Jürgen Zscheile (r.) ist auf dem Tharandter Naturmarkt gesetzt. Sein Vater gehörte zu den ersten Händlern des Marktes. Uta Grunewald bringt gepresste Öle von der Ölmühle Stöbnig aus dem sächsischen Rochlitz mit.
Der Dresdner Imker Jürgen Zscheile (r.) ist auf dem Tharandter Naturmarkt gesetzt. Sein Vater gehörte zu den ersten Händlern des Marktes. Uta Grunewald bringt gepresste Öle von der Ölmühle Stöbnig aus dem sächsischen Rochlitz mit. © Karl-Ludwig Oberthür
Der Dresdner Imker Jürgen Zscheile (r.) ist auf dem Tharandter Naturmarkt gesetzt. Sein Vater gehörte zu den ersten Händlern des Marktes. Uta Grunewald bringt gepresste Öle von der Ölmühle Stöbnig aus dem sächsischen Rochlitz mit.
Der Dresdner Imker Jürgen Zscheile (r.) ist auf dem Tharandter Naturmarkt gesetzt. Sein Vater gehörte zu den ersten Händlern des Marktes. Uta Grunewald bringt gepresste Öle von der Ölmühle Stöbnig aus dem sächsischen Rochlitz mit. © Karl-Ludwig Oberthür

Die gebürtige Berlinerin lebt mit ihrem Partner Jens Heinze seit 25 Jahren in Tharandt. Hoch über den Dächern der Forststadt haben sie ihr Domizil: auf der Johannishöhe. Von hier oben haben sie einen fantastischen Blick in das Tharandter Kerbtal. Mit ihrer Familie leben sie umweltbewusst und versuchen, so wenig wie möglich in das Gleichgewicht der Natur einzugreifen. Ihre Johannishöhe hat sich als Umweltbildungshaus kontinuierlich einen hervorragenden Namen erarbeitet – weit über die Region hinaus.

Und vor fast 20 Jahren haben die beiden mit dem Naturmarkt angefangen, einem Herzensprojekt, wie sie sagen. „1997 gab es in der Region fast keine regionalen Anbieter für Lebensmittel“, sagt Jens Heinze. Er ist derzeit einer von drei stellvertretenden Bürgermeistern in Tharandt. Seine Frau ist aktuell die Ortsvorsteherin der Forststadt. Und das mit den regionalen Anbietern wollten sie ändern. „Damit wir uns nicht missverstehen: Wir wollten keine Bio-Linie begründen“, sagt Jens Heinze. Aber sie wollten den Bürgern den Zugang zu guten, gesunden Lebensmitteln aus der unmittelbaren Nähe ermöglichen. „Und natürlich sollen die hiesigen Händler, ihre Produkte hier vor Ort als Direktvermarkter verkaufen können“, sagt Milana Müller.

Der Naturmarkt hat von Anfang an alles geboten, was man zum Leben braucht: Brot, Käse, Milch, Honig, Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch und Wurst. Die beiden Organisatoren schauen genau, wem sie auf dem Markt einen Stand anbieten. „Die Waren müssen regional hergestellt werden und hochwertig sein“, sagt Milana Müller. Und Jens Heinze ergänzt: „Die Kunden sollen wissen, von wem sie welches Produkt kaufen.“ Langfristig, so hoffen die beiden, könnte sich dann die Einstellung vieler hin zu einem gesünderen Konsum verändern.

Ideal für kleine Händler

Einmal im Monat stellt sich auch eine Händlerin aus Flöha mit ihrem Olivenöl auf den Markt. Olivenöl aus Sachsen? „Nein“, sagt Jens Heinze und lacht. „Die Dame besitzt eine eigene Olivenplantage in Südgriechenland. Zweimal im Jahr reist sie dort hin, lässt das Öl vor Ort pressen und kommt dann mit ihren Produkten zurück nach Deutschland.“ Der Naturmarkt Tharandter Wald ist schon lange kein Geheimtipp mehr. „Wir begrüßen an jedem Markttag zwischen zwölf und 20 Händler und zwischen 200 und 500 Kunden“, sagt Milana Müller.

Angefangen haben sie 1997 mit ihrem Markt auf dem Tharandter Marktplatz. „Die Infrastruktur war super“, sagt Jens Heinze. Denn dort standen zehn Holzbuden, die der Stadt gehören. „Das war ideal für kleine Händler, die sich keinen eigenen Verkaufswagen leisten.“ Händler wie der Dresdner Imker Jürgen Zscheile. Sein Vater gehörte zu den Naturmarkt-Händlern der ersten Stunde. Als der Senior verstarb, übernahm sein Sohn Jürgen, ebenfalls ein ambitionierter Hobby-Imker, das Geschäft.

Nach dem Hochwasser 2002, das auch den Marktplatz überspülte, wechselte der Naturmarkt auf den großen Parkplatz an der Pienner Straße, wo er noch heute steht. Die Holzhütten kamen mit. „Mittlerweile hat sich der Markt ja an dem Standort etabliert“, sagt Jens Heinze. Nach dem Umzug hätte sich aber mancher Tharandter Einzelhändler in der Roßmäßlerstraße beschwert, dass ihm nun an jedem zweiten Sonnabend die Laufkundschaft fehlt. „Einige haben von Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent berichtet“, so Heinze.

Den meisten ihrer Händler geht es gut. „Viele vertreiben ihre Produkte ja regional. Weil die Händler aber meist auch selbst Produzenten sind, müssen sich viele ganz schön strecken, damit sie alles unter einen Hut kriegen“, sagt Jens Heinze. Manchmal entstehen dann sogar Freundschaften und die Marktmänner und -frauen unterstützen sich gegenseitig.

Seit sechs Jahren treten Milana Müller und Jens Heinze auch selbst als Produzenten auf. „2010 haben wir auf der Johannishöhe unseren eigenen kleinen Landwirtschaftsbetrieb gegründet. Waren wie Kräuter, Kürbisse oder Tees bieten wir dann natürlich auch auf unserem Markt an“, sagt Milana Müller.

Und welche Tipps haben die beiden, wenn jemand auch einen Markt gründen will? „Die Händler müssen für die Kunden verlässlich sein“, sagt Jens Heinze. Eine regelmäßige Anwesenheit ist Pflicht. Man muss bei Durststrecken durchhalten, sagt Milana Müller. „Und“, da sind sich beide einig, „man darf als Organisator selbst keine großen Gewinne erwarten.“

Mehr zur Aktion hier

Der nächste Naturmarkt findet an diesem Sonnabend, dem 19. November, von 9 bis 13 Uhr auf dem Parkplatz an der Pienner Straße 1 in Tharandt statt.