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Die Macher vom Wenzelsmarkt

Am Freitagvormittag wird der Bautzener Weihnachtsmarkt eröffnet. Für das Treiben wurden nicht nur Buden aufgebaut.

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© Robert Michalk

Von Madeleine Arndt

Das Belvedere vom Radebeuler Schloss Wackerbarth direkt neben dem Bautzener Rathausturm – das gibt’s nur in der Weihnachtszeit. Ronny Müller rückt den Pavillon des Staatsweingutes auf dem Dach des Standes zurecht und ruft nach Werkzeug. „Eine Spitzzange?“, fragt sein Kollege Jens Springer. „Nee, Kombizange.“ Die Männer gehören zur Dresdner Dekorationsfirma „Die Macher“. 16 Glühweinstände von Wackerbarth bauen mehrere Teams der Firma auf Weihnachtsmärkten auf. Die Macher um Jens Springer waren schon in Leipzig, Halle, Berlin und Freiberg. Am Mittwoch wird der Wenzelsmarkt-Stand auf der Reichenstraße mit grüner Folie und weißem Spiegelsamt ausgeschlagen.

Die Bilder vom Aufbau des Wenzelmarktes

Carsten Lyhs baut seinen Fleischwarenstand auf dem Hauptmarkt auf.
Carsten Lyhs baut seinen Fleischwarenstand auf dem Hauptmarkt auf.
Ronny Müller setzt die Kuppel vom Stand des Schlosses Wackerbarth auf.
Ronny Müller setzt die Kuppel vom Stand des Schlosses Wackerbarth auf.
Elektriker-Meister Martin Wolf installiert auf dem Hauptmarkt die DDR-Beschallung aus den 60er-Jahren) .
Elektriker-Meister Martin Wolf installiert auf dem Hauptmarkt die DDR-Beschallung aus den 60er-Jahren) .
Lysann Jordan schmückt ihr Essensstand auf dem Hauptmarkt mit einer Lichterkette.
Lysann Jordan schmückt ihr Essensstand auf dem Hauptmarkt mit einer Lichterkette.
Michael Amm schmückt seinen Stand mit Honig aus Finnland.
Michael Amm schmückt seinen Stand mit Honig aus Finnland.

Einige Meter weiter geht es urig zu. Als tragende Deko-Elemente zieren ein Elchfell und zwei Rentierfelle die Rückwand der Verkaufshütte. Arktischen Honig aus Finnland wird es hier geben. Der Finne Jari Nurminen fährt von Frühjahr bis Herbst die Bienenvölker der Imkerei Lappi Hunaja in die Wildnis, wo sie jenseits des Polarkreises Nektar aus Wildblumen sammeln. Jetzt ist Winterruhe und der kräftige Finne schraubt auf der Reichenstraße am Honigstand. Aus einer Box schrammeln die Gitarren von Metallica. Der Bamberger Michael Amm ist die zweite Hälfte des Aufbauteams. „Angefangen haben wir vor anderthalb Wochen in Lübeck. Dann haben wir uns runtergearbeitet: Erfurt, Esslingen, Ludwigsburg, Stuttgart“, sagt der 34-Jährige. Bautzen ist die letzte Station. Der Honig wurde derweil per Fähre von Helsinki quer über die Ostsee nach Travemünde transportiert. Jetzt lagert er in Dresden – Ware für 32 Weihnachtsmarktstände in Deutschland. Die Honighütten werden Studentinnen aus Finnland, gekleidet in samischer Tracht, betreiben. Dafür habe es sogar ein Casting gegeben, erzählt Amm.

Imposante Starkstromsteckerleiste

Während finnischer Honig das dritte Mal auf dem Wenzelsmarkt vertreten ist, sind andere Stände altbekanntes Inventar. So auf dem Hauptmarkt die Glühweinbude der Senfstube, die den König Wenzel Glühwein verkauft. Hier ist Stefan Vogel mit der Deko zu Gange. „Morgen kommen die Glühweinbehälter und Zapfanlagen“, sagt er. Die 17 Glühweinkessel ziehen ordentlich Strom, weshalb der Stand eine imposante Starkstromsteckerleiste besitzt.

Mit viel Geduld werden Grillhütte und Süßigkeitenstand der Familie Heisch aus Bautzen mit roten Christbaumkugeln, goldenen Instrumenten und Päckchen verziert. „Wir dekorieren seit Montag“, sagt Mandy Jarosch gut gelaunt, während sie und Lysann Jordan Lichterketten um Tannengrün winden. „Diesmal werden die Stände besonders hell leuchten“, verspricht Jarosch. Von Frühjahr bis Herbst arbeitet die 38-Jährige im Irrgarten Kleinwelka. Nach dem Saisonjob auf dem Wenzelsmarkt freut sie sich auf den langen Urlaub ab Januar und die Zeit mit ihren Kindern.

Technik ist unverwüstlich

Dünne Drähte schließen unterdessen die Tontechniker von Audioservice Ullrich aus Löbau an klobige Lautsprecher an. „Das ist gute alte DDR-Technik, die es in jedem Stadion gab“, verteidigt Frank Ullrich die grauen Riesen. „Die Technik ist unverwüstlich.“ Aus den Boxen werden ab Freitag besinnliche Töne klingen.

Carsten Lyhs schraubt derweil mit Hut und Zimmererhose an seiner mittelalterlichen „Schaubräterey“. Mehr Holz wird aus seinem VW-Bus geladen – der Zaun fürs Tiergehege. Am Hauptmarkt-Brunnen können nämlich ungarische Zackelschafe und Ziegen beguckt werden. „Und ein Esel, aber der ist nur am Wochenende da, sagt Lyhs.

Der 633. Wenzelsmarkt wird am Freitag um 10 Uhr feierlich eröffnet.

Ein mittelalterliches Treiben gibt es ab 16.30 Uhr auf dem Hauptmarkt mit dem Budessiner Marktgesinde.

König Wenzel erscheint um 17 Uhr.

Täglich von 10 bis 20 Uhr hat Bautzens Weihnachtsmarkt geöffnet, Donnerstag bis Sonnabend schließen die Stände erst 22 Uhr.