Merken

Die Macher des Genusses

Die Großharthauer Messe Lebensart war wieder einen Besuch wert. Sturmbedingt allerdings nur an zwei Tagen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Großharthau. Rund 140 Aussteller präsentierten sich am Wochenende auf der Messe Lebensart-Herbstzauber in Großharthau. Die Herbst-Auflage der beliebten Messe fand zum dritten Mal statt. Am Freitag und Sonnabend war das Ausstellungsgelände gut besucht; nach der Orkannacht zum Sonntag mussten Veranstalter und Gemeinde die Notbremse ziehen und die Veranstaltung abbrechen. Trotzdem: Die Lebensart strahlt auf Ostsachsen und Südbrandenburg aus, wie man an den Kfz-Kennzeichen auf beiden Großparkplätzen sah. Viele haben das Open-Air-Kaufhaus der schönen Dinge für sich entdeckt. Die Auswahl war groß – und vielfältig. Hier ein paar Beispiele.

Die Lebensart in Bildern

Frisches für Leckermäuler

Bio liegt im Trend. „Wir toppen das“, sagt Eik Lautenschläger vom Unternehmen „Lebegesund“. Der Andrang an seinem Stand zeigt es: Ein halbes Dutzend Mitarbeiter und Helfer hat gut zu tun. Häppchen mit Brotaufstrich machen Appetit. Viele Kunden stellen sich anschließend nach einem frischen Brot aus der Mühlenbäckerei an, greifen nach den Gläsern mit den Brotaufstrichen oder einer Kräutermischung. Produziert wird all das im bayerischen Spessart, wo das Unternehmen acht Höfe betreibt. „Wir arbeiten nach der traditionellen Dreifelderwirtschaft. Unser Getreide mahlen wir schonend in der eigenen Mühle. Es ist die älteste Steinmühle Europas“, sagt Eik Lautenschläger. Viele Kunden in Großharthau wissen gute Produkte zu schätzen, ist seine Erfahrung. „Man spürt es im Gespräch: Sie haben ein Gefühl dafür, wie viel Arbeit darin steckt. Auch, weil sie viel selbst machen.“

Omas Leinen für die Tischkultur

Männerkram & Frauending – ein solcher Name macht neugierig. Jürgen Behrens zeigt auf Leinenhemden, nostalgische Schlüsselanhänger und einen Oldtimer in Spielzeuggröße. Männerkram eben. Frauending dagegen seien der Schmuck aus den 1930er- und 40er-Jahren und die edlen, bis zu 80 Jahre alten, aber noch nagelneuen Leinenstoffe, sagt der freundliche Händler. Eine Rarität unter den Leinenstoffen sei die Wiener Tischwäsche. Der Mann aus Niedersachsen bezieht diese hochwertigen Stoffe von Kontorauflösungen beispielsweise in Frankreich und Luxemburg. Vor allem als Tischwäsche sind die Leinenerzeugnisse von einst bei Kennern wieder sehr gefragt.

Jürgen Behrens – Markenzeichen: rote Mütze – verkauft seine Waren, darunter auch alte Gemälde, ausschließlich auf Eventmärkten wie der Lebensart. Dafür ist er deutschlandweit unterwegs. Zum Großharthauer Herbstzauber ist er zum zweiten Mal gekommen, nach seiner hiesigen Messepremiere im vergangenen Jahr. An der Messe in Großharthau schätzt er vor allem das Flair im Schlosspark und die netten Kunden. „Es ist ein tolles Publikum“, sagt Jürgen Behrens.

Kreative Ideen fürs Blech

Auf dem Teich im Großharthauer Schlosspark schwimmen Teichfackeln. Thomas Philipp hat sie dort nicht nur zu Wasser gelassen, sondern er stellt sie auch her. Der Großröhrsdorfer hat einen selten gewordenen Beruf. Er ist Metalldrücker. Heißt: Durch Handmetalldrücken bringt er Blech in Form. Dabei entsteht Kunstvolles, wie Dachspitzen, Lampenringe, Radkappen, wie es sie früher an jedem Auto gab, Kotflügel oder auch Topfböden. Vor allem bei Dacharbeiten greifen Bauherren gern auf seine Leistungen zurück, sagt der 52-Jährige. Dachspitzen aus seiner Werkstatt sieht man in Dresden auf mehreren Gebäuden, aber auch auf der Bautzener Wasserkunst. Vor zwei Jahren gründete er seine Firma.

Schon der Urgroßvater von Thomas Philipp war in der Metallverarbeitung tätig. Die Liebe zum Blech wurde an die folgenden Generationen weitergegeben. Auch sein Onkel Martin Philipp ist begeisterter Handwerker, macht es allerdings als Hobby. Aus den Kupferformen, die sein Neffe fertigt, stellt der Bischofswerdaer tolle Figuren her, zum Beispiel Frösche. Auch die waren am Wochenende in Großharthau zu sehen.

Bürsten für jede Gelegenheit

Für jeden Schmutz gibt’s die passende Bürste. Schuhbürsten, Kleiderbürsten, Topfbürsten, Handbürsten mit speziellen Borsten für Ärzte, Handwerker, Kleingärtner – und, nun ja: natürlich auch Klobürsten. Doch auch kleine runde Bürsten zum Reinigen von Pilzen findet man am Stand der Bürstenmanufaktur Dresden, den Caterina Schneider betreut. Hinzu kommen spezielle Pinsel aus weichem Ziegenhaar, die den Staub binden. Fast alle Stücke sind handgefertigt – „wie zu Omas Zeiten. Sie halten ein Leben lang“, sagt Caterina Schneider. Eines haben fast alle Bürsten gemeinsam: Es sind echte Naturbürsten. „Wann immer möglich, verzichten wir auf den Einsatz von Kunststoffen und verwenden hochwertige natürliche Rohstoffe“, sagt sie.

Die Bürstenmanufaktur besteht seit über 50 Jahren. Der kleine Betrieb, eine Einrichtung des Blindenhilfswerkes Dresden, beschäftigt sechs Frauen und Männer, die blind oder sehbehindert sind. Produziert wird in der Dresdner Neustadt, verkauft nicht nur zur Messe Lebensart. Gleich neben Pfunds Molkerei an der Bautzener Straße in Dresden betreibt die Manufaktur ein Geschäft.

Exotisches für die kalte Jahreszeit

Geboren und aufgewachsen in Indien, seit 17 Jahren zu Hause in Lübeck und nun Wochenend-Besucher in Großharthau: Ankur Aggarwal und seine Frau Mitushi brachten ein Stück von der Welt Indiens mit nach Ostsachsen. Schals aus reiner Seide, Textilien aus Kaschmirwolle, Silberschmuck mit Edelsteinen, Kunstgewerbe, wie mit Perlen besetzte Schatullen, finden die Besucher an seinem Stand. Ankur Aggarwal bezieht die Ware von Kunsthandwerkern und kleinen Manufakturen aus seiner Heimat und verkauft sie in Deutschland. Ein wenig ist er dabei auch Botschafter des Subkontinentes, der den Geist Indiens – The Spirit of India, wie es auf seiner Visitenkarte heißt – nach Europa bringen möchte. Der 37-Jährige spricht vorzüglich Deutsch, was die Großharthauer Kundschaft bei der Beratung zu schätzen weiß. Auf der Messe in Großharthau ist er zum zweiten Mal. „Der Park ist sehr schön“, sagt er.

Auf der Suche nach einem Hotelzimmer kam er diesmal fast zu spät. Alles rund um Bischofswerda ist während der Messe Lebensart ausgebucht. Doch in Jiedlitz fanden er und seine Frau noch ein hübsches Pensionszimmer.