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Die Lomma läuft

Der Landtechnik-Hersteller setzt auf erfahrene Mitarbeiter, neue Maschinen und ein besseres Image.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Lommatzsch. Wir haben im Osten keine Konkurrenz, die sitzt im Westen.“ Mathias Hiekel beschreibt die Situation der Lomma in einem Satz. Der Lommatzscher Landmaschinenhersteller ist im Vergleich zu den Großen der Branche ein Leichtgewicht. Nicht aber, was die Erneuerungskraft des Unternehmens betrifft: „Drei Viertel unserer Produkte sind eigene Neuentwicklungen.“ Allen voran ein Gerät, das auf den Namen Pro DX 4 hört.

Das ist ein Bunkerhäcksler. Damit kann man etwa Maispflanzen abmähen, zerkleinern und im Bunker, den das 29 Tonnen schwere Fahrzeug quasi auf dem Rücken trägt, abfahren. Basis des Ganzen ist ein MAN-Zwölfzylinder mit 1 200 PS und 24 Liter Hubraum. Der wird natürlich nicht in Lommatzsch gefertigt, aber der Bunker, der einen über Ketten beweglichen Boden besitzt. Vorteil des Ganzen: Wo sonst ein Mähdrescher, ein Traktor mit zwei Hängern und zwei Fahrern im Einsatz sind, ist hier nur eine Maschine mit einem Fahrer im Einsatz. Allerdings kostet solch ein Bunkerhäcksler gut 500 000 Euro und damit etwa ein Viertel mehr als ein herkömmlicher Mähdrescher.

50 Mitarbeiter und drei Lehrlinge

Wenn Landwirte, die genau aufs Geld schauen, so eine Maschine kaufen, dann müssen sie einen Vorteil davon haben und sparen können, argumentiert Betriebsleiter Hiekel. Zehn Bunkerhäcksler will die Lomma in diesem Jahr bauen, sechs davon seien schon bestellt. Allerdings müssen derzeit die Bunker noch nach Belgien gefahren werden, wo sie mit dem MAN-Fahrzeug und dem Schneidwerk komplettiert werden. „Ab Frühjahr wollen wir die Maschinen komplett in Lommatzsch zusammenbauen. Die Nachfrage steigt.“

Allerdings sind Bunkerhäcksler bislang nur in Belgien, Frankreich und den USA zugelassen. Bevor das erste Gerät in der Lommatzscher Pflege fährt, muss die Zulassung für Deutschland durchgesetzt werden. Immerhin 42 Kubikmeter fasst der Bunker des Häckslers. „Es gibt Anfragen nach Geräten mit 63-Kubikmeter-Bunkern.“

Gegenwärtig arbeiten nach Auskunft des Betriebsleiters 50 fest angestellte Mitarbeiter und drei Lehrlinge bei der Lomma. „Da bin ich besonders stolz darauf, dass wir die Lehrlinge gewinnen konnten“, sagt Mathias Hiekel. Nicht nur, weil allgemein Lehrlingsmangel herrscht, sondern auch wegen des schlechten Images. „Aufgrund der drei Insolvenzen haben wir einen schlechten Ruf. Bei unseren Zulieferern und der öffentlichen Hand haben wir keine Probleme, aber das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, ist nicht leicht.“

Mathias Hiekel sieht die Voraussetzungen dafür gegeben. Der neue Besitzer der Lomma, der Belgier Marc van Goey, „hat mehr als 20 Unternehmen und ist weltweit aufgestellt. Wir haben null Kredite, arbeiten nur mit eigenem Geld“. Hinzu komme, dass die Lomma von der belgischen Entwicklungsabteilung profitiere und ihrerseits mit der TU Dresden und einer Landwirtschaftsschule in Bayern an neuen Produkten arbeite.

Neuentwicklung und Dauerbrenner

Eines davon ist neben dem Bunkerhäcksler eine spezielle Kurzscheibenegge. Anders als bei einem Pflug wendet sie die Erde nicht, sondern durchmischt sie. Ein geeggtes Getreidefeld erkennt man daran, dass noch Stoppeln aus der Erde ragen. Die Lomma-Egge kann aber noch etwas anderes: Über ein Schlauchsystem wird Gülle in die von den Scheibenrädern gezogenen Furchen ausgebracht und sofort wieder mit Erde bedeckt. Auf Deutsch gesagt, stinkt’s damit weniger und die Umwelt wird weniger belastet. Damit aber nicht genug, der Scheibenegge kann ein Zusatzgerät aufgesetzt und sie zum Säen benutzt werden. Etwa 50 der neuartigen Eggen will die Lomma pro Jahr herstellen.

Das Unternehmen hat auch noch seinen Dauerbrenner im Angebot: den nach drei Seiten abkippbaren Anhänger ZDK 1802, der 18 Tonnen laden kann. „Der funktioniert auch noch nach 25 Jahren.“ Und wenn der Aufbau kaputt sei, könne man sich bei der Lomma einen neuen holen und das Fahrgestell weiter verwenden, erklärt Mathias Hiekel.

Er sieht die Lomma nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre nun wieder auf einem soliden Weg. Davon will sich heute auch Landwirtschaftsminister Martin Dulig bei einem Betriebsrundgang überzeugen. Am 30. September kommt dann Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt zum Auftakt einer Workshop-Reihe, die Lomma-Mitarbeiter und Landwirte an einen Tisch bringen soll, „um unsere Maschinen zu optimieren“, erklärt Mathias Hiekel.