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„Die Legenden über Benno sind sehr beliebt“

Der Heilige gilt als Vater des Weinbaus in Sachsen. Doch er ist noch vieles mehr, sagt Burgchef Uwe Michel.

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© Archiv/Wolfgang Wittchen

Herr Michel, die großen Religions- gemeinschaften verlieren weiter Mitglieder und auf der Albrechtsburg wird St. Benno jetzt eine große Ausstellung gewidmet. Wie geht das zusammen?

Uwe Michel leitet die Meißner Albrechtsburg und bereitet derzeit mit seinen Kollegen eine großen Sonderschau zu StBenno vor.
Uwe Michel leitet die Meißner Albrechtsburg und bereitet derzeit mit seinen Kollegen eine großen Sonderschau zu StBenno vor. © Archiv/Claudia Hübschmann

Der Burgberg, als „heiliger Berg Sachsens“, war in der Geschichte immer Zentrum dieser beiden Machtfaktoren. Daher ist es meines Erachtens schlüssig, wenn wir im Reformationsjubiläum die Bennogeschichte in Gänze aufgreifen und diese am authentischen Ort erzählen. Authentisch, weil Benno im Dom gewirkt, seine vorläufige Ruhestätte gefunden hat und verehrt wurde. Von hier aus kam 1499 die Initiative, Benno heiligzusprechen und hier fanden im Jahr 1524 die mehrtäglichen Feierlichkeiten statt, nachdem er ein Jahr zuvor in den Heiligenstand erhoben wurde.

Was macht Benno in Ihren Augen für uns heute zu einer nach wie vor faszinierenden Persönlichkeit?

Faszinierend ist allein schon der Sachverhalt, dass da jemand vor rund 1 000 Jahren gelebt hat, über dessen Lebzeiten sehr wenig bekannt ist und dieser Mensch dennoch bis in unsere Tage hinein wirkt und präsent ist. Darüber hinaus wissen wir aus Überlieferungen seiner Zeitgenossen, dass er offensichtlich nicht die große Persönlichkeit war. Erst mit seinem Grab im Meißner Dom, das zur wundertätigen Stätte aufstieg, wurde Bennos Leben mit Legenden und Dichtungen ausgeschmückt. Infolge dessen wird er bis heute als friedliebender Bischof, Apostel der Sorben und, was wir besonders in Meißen gern glauben, als Urvater des sächsischen Weinbaus verehrt.Diese Verehrung ist u.a. Anlass, zahlreiche Einrichtungen nach ihm zu benennen. In Meißen ist es nicht schwer, Orte zu finden, die mit seinem Namen verknüpft sind bzw. mit denen man eine unmittelbare Beziehung zu Benno herstellen kann oder nur möchte. In unserer Ausstellung erhält der Besucher anhand einer Medienstation Verweise zu ausgewählten Bennoinstitutionen im In- und Ausland.

Trotz Reformation ist der Heilige nie ganz aus dem sächsischen Gedächtnis verschwunden. Wie kommt das?

Vielleicht eines der Wunder. Es gibt zahlreiche Mythen und Legenden um ihn, die sich bis heute erhalten haben und gern erzählt werden. Unter anderem sind es diese Mythen und Legenden, über Generationen weitergegeben, weshalb wir zu unserer Region eine hohe Verbundenheit empfinden. Oftmals wird auch die Bezeichnung „Bischof von Meißen“ mit „Benno“ gleichgesetzt, weil er eben der bekannteste, und in der Erinnerung der populärste Bischof war. Benno hat einen hohen Sympathiefaktor. Dass ist mir aufgefallen, wenn ich in der Vorbereitung zur Ausstellung mit Menschen gesprochen habe, denen der Heilige Benno ein Begriff war. Und last but not least, als der Sohn August des Starken 1719 die Habsburgische Maria Josepha heiratet, kehrt auch der katholische Glauben nach Sachsen zurück. Die Hofkirche wird gebaut, eine Kapelle darin dem Benno gewidmet und vom Dach der Kirche grüßt überlebensgroß Benno als Martielli-Plastik.

Mit welchen Mitteln lassen Sie auf der Burg das Leben und Wirken Bennos lebendig werden?

Unser Anspruch ist es, die wenigen, aber tatsächlich mit ihm in Verbindung stehenden Zeugnisse zusammenzutragen und in der Ausstellung zu präsentieren. Daneben illustrieren zahlreiche Kunstwerke, Archivalien, Medienstationen sein Leben bzw. auch die spätere Verehrung und den Kult um seine Person. So ist ein Knochensplitter von ihm aus der St.-Benno-Gemeinde Meißen und das „Fischwunder“, das berühmte Saraceni-Gemälde aus der Kirche Santa Maria dell’Anima in Rom ausgestellt. Interviews sind zu sehen, bei denen wir Menschen befragen, ob sie Heilige kennen oder an Wunder glauben. Das ursprünglich im Dom befindliche Hochgrab wird als Modell mit ausgewählten Votivgaben dargestellt und anhand eines Animationsfilmes werden drei der vielen Wunder beschrieben.

Der Meißner Bischof Benno ist auch Schutzpatron Bayerns. Wie wird dieser Teil seiner Geschichte vermittelt?

Bei der Betrachtung von Benno ist Bayern und München natürlich ein wichtiges Kapitel. 1576 erwirbt der bayrische Herzog Albrecht V. die Reliquien und lässt sie auf die Neuveste nach München bringen. Nur vier Jahre später wird Benno zum Schutzpatron von München und Bayern erklärt. Unter anderem stellen wir die Überführung der Gebeine von Meißen nach München, mit den Zwischenstationen Stolpen und Wurzen, dar. Ebenso werden wir Mirakelbücher ausstellen. Jene Bücher, in denen die Wunder beschrieben sind, die Benno vollbracht haben soll, nachdem seine Gebeine in der Münchner Frauenkirche bestattet wurden. Zu den Höhepunkten unserer Ausstellung zählen wir die Silberbüste des Heiligen Benno sowie seinen Bischofsstab mit Krümme. Allesamt Leihgaben aus der Metropolitan- und Pfarrkirchenstiftung Münchenern einer Medienstation kann der Besucher eine Bennoprozession verfolgen, die jährlich am 16. Juni im Münchner Dom abgehalten wird.

Welches ist Ihr Lieblingsstück in der Ausstellung?

Mein Favorit ist der Schildhalter aus der evangelisch-lutherischen St. Annenkirche in Annaberg. Es ist ein sehr lebhafter Puttoengel, der ein polnisches Wappenschild trägt. Er ist etwa 70 cm groß und aus Jurakalkstein gefertigt. Augen, Augenbrauen und Lippen sind farbig gefasst, weshalb er neben seiner kraftvollen Bewegung sehr lebendig anmutet. In der selbigen Kirche ist auch sein Pendant zu finden. Ein Schildhalter mit einem sächsischem Wappen. Beide repräsentieren ihre Stifter, den sächsischen Herzog Georg und seine Gemahlin Barbara aus dem polnischen Königshaus.

Die Fragen stellte Peter Anderson.

Nach dem Start der Ausstellung am 12. Mai gibt es am 13. Mai einen Aktionstag mit Eintritt zum halten Preis in die Sonderschau. Ab 14.30 Uhr spielt auf dem Domplatz die Big Band des St. Benno-Gymnasiums, ein neues Boot der DLRG-Wasserwacht wird geweiht und ein Fass Benno-Bräu angestochen.