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Die Kuh ist vom Eis

Nach einem SZ-Bericht über die Situation des Tierparkes Hebelei setzte eine unglaubliche Hilfswelle ein.

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Von Jürgen Müller

Sven Näther, der Betreiber des Tierparkes Hebelei, kann sein Glück kaum fassen. Nachdem die SZ am 30. Dezember vorigen Jahres über die finanziellen Schwierigkeiten des Tierparkes berichtete, reißen die Spenden und Hilfen kaum ab. Zwei Wochen später berichteten auch andere Medien wie die Dresdner Morgenpost und der MDR-Sachsenspiegel über den Tierpark. „Das ist eine Unterstützung fast wie nach dem letzten Hochwasser“, sagt der Tierparkchef. So organisierte Harald Endres aus dem Lommatzscher Ortsteil Wuhnitz eine Sammlung in seinem Dorf. Heraus kamen 191 Euro sowie etliche Futterspenden wie Heu und Brot, die er am Freitag übergab, was Näther mit den Worten „Wahnsinn“ kommentiert. Wahnsinn war auch, was Romy und Sebastian Mosch aus Dresden taten. Sie spendeten gleich 5 000 Euro. Damit sollen rund 1 500 Eintrittskarten für Schulklassen, Heimkinder und Familien gesponsert werden.

Hat jetzt einen Paten - das schottische Hochlandrind Franz. Tierparkchef Sven Näther freut sich über die viele Unterstützung, der er für den Tierpark nach einem SZ-Bericht erhält. Foto: Claudia Hübschmann
Hat jetzt einen Paten - das schottische Hochlandrind Franz. Tierparkchef Sven Näther freut sich über die viele Unterstützung, der er für den Tierpark nach einem SZ-Bericht erhält. Foto: Claudia Hübschmann © Claudia Hübschmann

Von einem anderen Unterstützer trafen zwei Lkw-Ladungen Weizen ein, von einem anderen aus Bautzen Futterpakete. Die Zahl der Tierpatenschaften hat sich seit dem SZ-Bericht um sieben erhöht. Eine Patengemeinschaft von Ortrun Rudelt aus Wilsdruff hat die Patenschaft für ein Schwein, einen Storch, ein Belgisches Bartkaninchen und ein Sachsenhuhn übernommen. Ein Meißner Widderkaninchen ist von einem Mädchen aus Dresden übernommen worden. Es heißt Carla Braeter.

Eine davon für das Schottische Hochlandrind Franz übernahm das Medienkontor Dresden. Am Donnerstag holte die Agentur gemeinsam mit Kunden, Geschäftspartnern und Freunden eine lebensgroße Kuh aus Pappmaché von der Schlittschuhbahn im Dresdner Grandhotel Taschenbergpalais Kempinski. Die Gäste durften die Kuh gegen einen kleinen Spendenbetrag um die Wette vom Eis ziehen. „Auf diese Weise kamen 158,45 Euro zusammen. Die Spendensumme haben wir nun auf 250 Euro aufgestockt und übernehmen damit die Patenschaft für eine echte Kuh, und zwar für das schottische Hochlandrind Franz im Elbetierpark Hebelei“, so Pressesprecher Stephan Trutschler.

Während die CDU-Landtagsabgeordnete Daniela Kuge vor wenigen Tagen auf ihrer Facebook-Seite mit einem Kragen aus Waschbärenfell posierte und dazu postete, wie toll sich das trägt, sich damit nicht nur wütende Reaktionen von erbosten Tierschützern einfing, hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Susann Rüthrich aus Meißen ihr Herz für lebende Tiere entdeckt. Sie hat die Patenschaft für den Storch Thora für 200 Euro übernommen. Der SPD-Ortsverein Meißen hat am Freitag zehn Familienkarten gekauft, die an hilfebedürftige Familien vergeben werden sollen. Außerdem will der Ortsverein im Frühjahr einen freiwilligen Arbeitseinsatz im Tierpark Hebelei leisten. Tier- und Baumpatenschaften können auch auf der Homepage des Tierparkes abgeschlossen werden.

Einige Spenden bereiten dem Tierparkchef aber neue Sorgen. Denn manches an Futter lagert noch anderswo. Zwei Hänger mit Heu stehen noch in Hainichen, in Riesa hat eine Frau die ganze Wohnung voll mit Futterspenden. Das Problem ist, dies alles nach Diera-Zehren zu bringen, denn der Tierpark selbst hat keine Transportmöglichkeit. Näther will jetzt noch eine Aktion starten, um einen Lkw für diese Fuhren gesponsert zu bekommen.

Der 41-Jährige, der seit acht Jahren den Elbetierpark Hebelei privat betreibt, ist von der Hilfe überwältigt. „Es kommt jeden Tag etwas, es geht Schlag auf Schlag“, sagt er. Die Spenden würden helfen, dass der Tierpark jetzt erst mal über den Winter kommt. „Die nächsten sechs, sieben Wochen müssen wir überstehen, bis die Saison wieder richtig losgeht“, sagt er.

Der Tierpark hat 365 Tage im Jahr von 10 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Im Winter fallen die Besucherzahlen naturgemäß niedriger aus. „Die nachhaltigste Hilfe wäre für uns tatsächlich mehr Besucher“, sagt Sven Näther. In guten Jahren kommen rund 30 000 Gäste in den Tierpark.

Besonders freut sich der Tierparkchef über die Hilfe der Gemeinde Diera-Zehren. Nach dem SZ-Bericht hat sie die Kosten für einen defekten Sicherungskasten übernommen. Der war während der Weihnachtsfeiertage ausgefallen und musste ersetzt werden.

Der Tierparkchef wäre froh, wenn die Gemeinde auch an anderer Stelle helfen könnte. Der Traktor zum Beispiel, der der Gemeinde gehört und den er nutzt, ist in die Jahre gekommen. Ersatz wäre bitter nötig. Aber nur, wenn klar ist, dass er weiter den gesamten Tierpark pachten oder gepachtete Flächen kaufen könnte. Denn für 4,5 der insgesamt sechs Hektar läuft demnächst der Unterpachtvertrag aus. Ob er verlängert wird, ist offen. „Für eineinhalb Hektar brauche ich keinen Traktor mehr“, sagt er.

Näther hofft, künftig so viel Geld einzunehmen, dass es auch für nicht geplante Reparaturen, vielleicht auch für die eine oder andere Neuanschaffung reicht. Gerne würde er für das Hochlandrind Franz noch eine Kuh kaufen, um Nachwuchs züchten zu können.

Trotz der vielen Spenden und der Unterstützung kommt der Tierpark demnächst nicht um höhere Eintrittspreise umhin. „Sonst können wir nicht überleben“, so Näther. Ab 1. März kostet es für Erwachsene einen Euro mehr. Die Preise für Kinder bleiben unverändert.

Wer Geld für Futter spenden möchte, kann dies unter - Elbepark Hebelei - IBAN:DE04 8505 5000 3100 0050 65 - SOLADES1MEI - Sparkasse Meißen - Verwendungszweck: Futter für die Tiere spenden, tun.