Merken

Die Kümmerin im Kiez

Seit einem halben Jahr ist Manuela Möser Ansprechpartnerin für Probleme in der Neustadt. Ihre erste Bilanz.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sven Ellger

Von Sarah Herrmann

Manuela Mösers Leben hat vor einigen Monaten ganz schön an Farbe gewonnen. Der bunte Container auf der Louisenstraße ist wie ein zweites Zuhause geworden, die bunten Straßen der Neustadt ihr neuer Arbeitsplatz. Im September vergangenen Jahres wurde Möser zur Neustadt-Kümmerin – und ließ sich damit auf ein vollkommen neues Projekt ein.

Der Wunsch nach einem Ansprechpartner, der im Viertel für Ordnung und Sicherheit sorgt, war bei einer Bürgerversammlung gekommen. Einige Anwohner fühlten sich in der Äußeren Neustadt zunehmend unsicher. Nach einigen Abstimmungen wurde die Stelle des Neustadt-Kümmerers schließlich ausgeschrieben.

„Ich hab die ganze Debatte verfolgt und fand das Projekt interessant – auch, weil es etwas ganz Neues ist“, sagt Manuela Möser. Als studierte Psychologin fühlte sie sich der Aufgabe gewachsen. Dass die Stelle unbefristet war, sei reizvoll gewesen. Denn die meisten sozialen Projekte laufen zunächst über einen begrenzten Zeitraum. „Und mein Herz schlägt für die Neustadt“, schwärmt Möser. Kennengelernt hat sie das Viertel noch in den wilden Neunzigern, Anfang der 2000er-Jahre lebte sie selber dort. „Mittlerweile wohne ich an der Ortsamtsgrenze“, sagt die Neustadt-Kümmerin. Das sei gar nicht schlecht. „So habe ich etwas mehr Abstand und bin neutraler.“ In einem Konflikt auf der Louisenstraße zu vermitteln, wenn man selber Anwohner ist, könnte schwierig werden.

In den ersten Monaten musste die frischgekürte Kümmerin vor allem Kontakte knüpfen. „Das hat sehr gut geklappt. Es sind viele Vereine gekommen und haben den Kontakt gesucht“, so Möser. Weniger zufrieden ist sie mit der Rückmeldung von Anwohnern. Die würden ihre Anliegen nur selten in den regelmäßig stattfindenden Sprechstunden anbringen. Dabei sei das für die Arbeit besonders wichtig.

Einige konkrete Projekte konnte Möser dennoch bereits umsetzen. So gab es am vergangenen Wochenende einen Stadtteilspaziergang mit der Bürgerinitiative „NEUstattTRAUM – NEUSTADT(t)RAUM“, die sich für Barrierefreiheit einsetzt. Mit fünf Rollstuhlfahrern und sechs Gästen ging es durch die Straßen im Viertel. „Es war schon interessant, zu sehen, was gemacht werden kann und was eben auch nicht“, sagt Möser. Als Neustadt-Kümmerin will sie vermitteln und nach Lösungen suchen.

Im Winter fanden in dem Container auf der Louisenstraße zudem wöchentliche Kochstunden mit Jugendlichen statt. „Ich hatte viele von ihnen in der Kälte vor meinem Büro stehen sehen. Sie hatten dort ihren Treffpunkt“, sagt Möser. „Einige haben auch gefragt, ob sie sich bei mir aufwärmen können.“ Da kam die Idee, einen Kochkurs anzubieten. So waren die Jugendlichen im Warmen beschäftigt. Bis Ende März lief das Angebot, das es auch in diesem Herbst und Winter wieder geben soll.

„Mir gefällt die Arbeit bisher sehr gut. Es gibt viel zu tun, und oft sind es die kleinen Dinge, die geändert werden sollen“, sagt die Neustadt-Kümmerin. „Einiges braucht auch einfach Zeit.“ So gibt es bereits seit Langem Forderungen nach mehr Bolzplätzen im Viertel. Einen Ort zu finden, an dem sich andere nicht gestört fühlen, ist aber nicht so einfach. Bald soll es nun ein Treffen zwischen Grünflächenamt und Ortsamt geben. Die Idee: Bei der geplanten Westerweiterung des Alaunparks soll ein solches Angebot bedacht werden. Auch ein anderes Problem, das erst vor Kurzem im Viertel für Furore gesorgt hat, ist auf der Agenda der Neustadt-Kümmerin. So laufen derzeit Gespräche zu einem möglichen Tausch-Schrank-Angebot. Dabei können nicht mehr benötigte Dinge in einem Möbelstück abgelegt werden. Wer möchte, kann sich etwas davon mitnehmen. In der Äußeren Neustadt standen bis vor wenigen Monaten mehrere solcher Schränke. Die waren manchem Anwohner allerdings ein Dorn im Auge. Da keine Genehmigungen beim zuständigen Straßen- und Tiefbauamt eingeholt wurden, entfernten Stadtmitarbeiter die Möbel. Nun soll möglichst bald ein neues Angebot geschaffen werden – mit Genehmigung. „Wir suchen nach einem geeigneten Standort“, sagt Möser.

Daneben hat sich Manuela Möser für 2018 noch ein besonders ambitioniertes Ziel gesteckt. Sie will an die Gäste rankommen, die nur zum Feiern in die Neustadt fahren. Konflikte durch Lärm und Wildpinkeln sollen eingedämmt werden. „Das ist schwierig, weil man schauen muss, wie man diese Leute anspricht“, sagt Möser. Viele würden einfach nicht über die Konsequenzen ihres Handelns nachdenken. „Ich will Rücksichtnahme wieder moderner machen.“ Wie sie sich das genau vorstellt, will Manuela Möser an diesem Freitag ab 15 Uhr beim Saisonauftakt auf dem Alaunplatz erklären.

Sprechstunde ist Dienstag und Freitag zwischen 15 und 18 Uhr im Container auf der Louisenstraße 32.