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Die Krux mit der Stadionmiete

Zweitligist Dynamo Dresden ringt seit Jahren um bessere Konditionen. Aber wie fair ist die aktuelle Miete überhaupt?

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© Robert Michael

Von Juliane Richter

Fast sechs Millionen Euro müsste Dynamo Dresden in der Zweiten Bundesliga als Stadionmiete zahlen. Eigentlich. Doch weil der Verein seit Jahren vehement über die hohe Mietbelastung klagt, hat die Stadtverwaltung regelmäßig mit Sonderzuschüssen gegengesteuert.

Zuletzt wurde 2014 eine langfristige Regelung gefunden, wonach die Stadt den vertraglich fixierten Mietzuschuss um 1,5 Millionen Euro jährlich erhöht. Doch dieser Sonderzuschuss läuft Mitte 2019 aus. Hinzu kommt, dass nächstes Jahr auch ein Teil der Verträge zwischen der Stadt als Stadioneigentümer, der Projektgesellschaft als Betreiber und Dynamo als Hauptmieter neu verhandelt werden kann. Und: Dynamo-Geschäftsführer Michael Born bezeichnet die aktuelle Miete – trotz der Zuschüsse – noch immer als zu hoch.

Derzeit muss Dynamo unterm Strich in der Zweitligasaison rund 4,5 Millionen Euro zahlen. Damit liege der Verein an der Ligaspitze, sagt Born. Für eine Präsentation mit Stadtratsmitgliedern, dem Sportbürgermeister und der Projektgesellschaft hat der Geschäftsführer Mietzahlungen für andere Zweitligavereine angeführt, wobei deren Mietkosten, abzüglich aller Zuschüsse, jährlich von 120 000 Euro bis 3,5 Millionen Euro reichen. Nachprüfbar sind diese Zahlen schwer. Mehrere von der SZ angefragte Vereine äußern sich mit Hinweis auf „vertrauliche Vertragsinhalte“ nicht zu ihren Mietkonditionen. Hinzu kommt, dass die Vertragskonstellationen so unterschiedlich gestaltet und verzweigt sind, dass Vergleiche schnell hinken.

Besser geeignet ist ein Vergleich der Ausgaben für den Spielbetrieb innerhalb der Liga. Hierzu zählen neben der Stadionmiete auch Kosten für den Sicherheitsdienst oder Reisekosten zu Auswärtsspielen. „Wir haben dafür noch nie einen Privatjet gemietet“, sagt Born. Insgesamt hat der Verein in der Zweitligasaison 2016/17 ihm zufolge trotzdem rund 9,25 Millionen Euro für den Spielbetrieb ausgegeben. Beendet hatte Dynamo diese Saison auf Platz fünf der Tabelle. Alle Vereine vom ersten bis sechsten Tabellenplatz gaben damals im Schnitt rund 7,8 Millionen Euro für den Spielbetrieb aus. Der Durchschnitt aller Ligavereine lag sogar nur bei etwa 6,4 Millionen Euro. Das zeigt eine Statistik der Deutschen Fußballliga (DFL) und bestätigt somit, dass Dynamo dort deutlich höhere Ausgaben hat. Born führt das vor allem auf die Miete zurück. Um die finanziellen Belastungen des Vereins noch deutlicher darzustellen, führt er die Ausgaben für den Profibereich an. Dort hat Dynamo 2016/17 mit 8,2 Millionen Euro nur etwa 70 Prozent jenes Budgets gehabt, das den Zweitligaclubs im Schnitt zur Verfügung stand. Borns Quintessenz: Der Verein wirtschaftet sparsam, braucht aber, um gute Spieler holen oder halten zu können, mehr Geld. Nur so können der sportliche Erfolg und das Verbleiben in Liga zwei gesichert werden.

Vier Millionen Euro Eigenkapital

„Nein, der bisherige 1,5 Millionen-Euro-Sonderzuschuss reicht uns nicht. Ein neuer Nutzungsvertrag für das Stadion ist unser Ziel“, sagt Born auf SZ-Anfrage. Davon muss er die Stadionprojektgesellschaft und die Stadträte überzeugen. In den kommenden Monaten wird der nächste Doppelhaushalt erarbeitet, der Ende des Jahres beschlossen wird. Will Born eine Verbesserung für den Verein, muss sie bis dahin verhandelt sein. Sportbürgermeister Peter Lames (SPD) hatte auf Anfrage schon einmal geäußert, dass die Stadt nicht nur die Zuschüsse zur Stadionmiete zahlt, sondern unlängst auch einmalig vier Millionen Euro für den Bau des neuen Trainingszentrums im Ostragehege freigegeben hat. „Die Unterstützung der Stadt für Dynamo Dresden kann sich sehen lassen“, so Lames. Allerdings glaubt er, das komplizierte Vertragswerk „im gegenseitigen Interesse“ in den nächsten Jahren optimieren zu können. Die Gespräche stünden noch am Anfang.

Dem Verein könnte die Kommunalwahl nächstes Jahr in die Karten spielen – denn viele potenzielle Wähler stehen hinter ihm. Trotzdem muss der Verein auch zulassen, dass andere Aspekte betrachtet werden: Schon Borns Vorgänger haben solide gewirtschaftet und Dynamo aus dem finanziellen Tief geholt. Noch vor sechs Jahren hatte der Verein rund 800 000 Euro Schulden plus das millionenschwere Kölmel-Darlehen. Im März 2016 war Dynamo erstmals wieder schuldenfrei. Mittlerweile ist das Eigenkapital auf vier Millionen Euro angewachsen, wie Born bestätigt.

In den vergangenen Saisons lag der Gewinn zwischen 2,1 und 3,4 Millionen Euro. Für diese Saison erwartet Born etwa eine Million Euro. Dass der Verein nun finanziell recht gut dasteht, erklärt er auch mit Sondereffekten, wie dem Transfererlös von Marvin Stefaniak für zwei Millionen Euro oder damit, dass die Mitglieder zweimal freiwillig höhere Beiträge gezahlt haben.