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Die Krippensammlerin

Seit mehr als einem Jahr ist Jutta Gildehaus Pfarrerin des Kirchspieles. Nach dem Umzug sind noch nicht alle Kisten ausgepackt.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Sornzig. Ein Weihnachten ohne einige ihrer Krippen ist für Pfarrerin Jutta Gildehaus nicht vorstellbar. Mehr als 40 Exemplare aus unterschiedlichem Material wie Holz, Papier, Ton oder Glas hat Jutta Gildehaus in der Vergangenheit gesammelt.

Diese Krippe stammt aus Ungarn und wurde aus Naturmaterialien gebaut.
Diese Krippe stammt aus Ungarn und wurde aus Naturmaterialien gebaut. © André Braun
Das ist die erste Pyramide von Jutta Gildehaus.
Das ist die erste Pyramide von Jutta Gildehaus. © André Braun

Die gebürtige Niedersächsin wuchs mit Krippen auf. Anstoß, sich mit dem Thema näher zu befassen, gab eine kleine erzgebirgische Weihnachtspyramide mit Krippenszene, die Jutta Gildehaus als Sechs- oder Siebenjährige geschenkt bekam. Seitdem gehörte die Pyramide zu Weihnachten – das ist heute noch so. Später bekam Jutta Gildehaus einen Krippenstall von der Verwandtschaft geschenkt. Der stammt aus der Zeit nach dem Krieg und wurde aus einfachen Materialien wie Stroh hergestellt. Zu den ältesten Krippen, die die Pfarrerin ihr Eigen nennt, gehört eine Papierkrippe, die um 1900 entstanden ist, die ihrem Vater gehörte.

Mit 15 begann Jutta Gildehaus, auf Weihnachtsmärkten nach Krippen oder Figuren zu suchen. So entstand ihre Sammelleidenschaft. „Seit ich in Sachsen bin, habe ich meine Liebe zu erzgebirgischen Krippen entdeckt.“ Und so gehört der Besuch der Weihnachtsausstellung im Daetz-Zentrum in Lichtenstein, in dem Krippen immer unter einem anderen Schwerpunkt gezeigt werden, zu den Dingen in der Vorweihnachtszeit, auf die sich Jutta Gildehaus lange freut. Und oft ist es so, dass die Pfarrerin eine neue Krippe von dieser Ausstellung mitbringt. „In den letzten Jahren sind immer welche dazugekommen. Auch Künstlerarbeiten und Krippen aus aller Welt.“

Eine Krippe aus Tansania gehört zu den Lieblingsstücken der Pfarrerin. Die Krippe ist aus einem Stamm geschnitzt. Entdeckt hat die 53-Jährige in der Ausstellung des Daetz-Zentrums. „Es war wie Liebe auf den ersten Blick“, sagt die Pfarrerin. Sie begeistert, wie die Weihnachtsgeschichte künstlerisch umgesetzt wurde. Dass man Christus als Farbigen darstellen kann, obwohl er ein solcher nicht war, findet Jutta Gildehaus spannend. Es zeige die Internationalität der Weihnachtsbotschaft. Die meisten Krippen sind immer noch in Umzugskartons. „Ich schaffe es einfach nicht, alle auszupacken. Auch wenn das möglich wäre, würde ich nicht alle aufstellen“, sagte Jutta Gildehaus. Sie sucht sich jedes Jahr verschiedene Krippen aus, an denen sie sich in der Weihnachtszeit erfreuen will – wie eine Krippe aus Asien oder eine mit Keramikfiguren, die an die Kunst von Ernst Barlach erinnert. Bei anderen Krippen ziehen liebevoll gestaltete Gesichter der Figuren auch Kinder magisch an. „Spielzeug seien Weihnachtskrippen jedoch nicht, eher Brauchtum, Kunst(hand)werk und vor allem eine anschauliche Predigt von Gottes Liebe zu den Menschen“, sagt Jutta Gildehaus. Für Nichtgläubige sei es der ästhetische Wert, der den Krippen ihre Faszination gibt.

Manchmal holt die Pfarrerin auch viele ihrer Krippen aus den Kartons. Nämlich dann, wenn sie sie in einer Ausstellung gezeigt. Zu sehen waren die Krippen an ihrer vorherigen Wirkungsstätte, der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde von Bretnig, Hauswalde und Rammenau. Gezeigt hat Jutta Gildehaus die Krippen im Heimatmuseum Großröhrsdorf, auf dem Weihnachtsmarkt in Seeligstadt, in der Alten Schmiede in Rammenau. „Wenn ich die Gelegenheit im Umkreis habe und sich entsprechende Räume finden, würde ich auch hier meine Krippen zeigen. Sie sind zum Anschauen da und sollten nicht die meiste Zeit im Karton verpackt sein“, so die Pfarrerin.

Sie wird heute die Gottesdienste in Kiebitz und Schrebitz leiten und danach den Abend gemütlich im Pfarrhaus verbringen. Dann tritt auch bei Jutta Gildehaus etwas Ruhe ein und sie kann sich an ihren Krippen erfreuen. „In meinem alten Wirkungskreis hatte ich vier Gottesdienste am Heiligen Abend. Hier wird immer gewechselt. Dort wo ich nicht sein kann, übernehmen Ehrenamtliche den Dienst. Das ist eine große Hilfe“, so Jutta Gildehaus. Sie bezeichnet das Kirchspiel Sornzig, zu dem auch Schrebitz, Gallschütz und Kiebitz gehören als eine lebendige Gemeinde. Sie habe sich hier gut eingelebt. „Nach einem Jahr habe ich das Gefühl bekommen, welcher Ortsteil in welcher Richtung liegt“, so Jutta Gildehaus. Vor allem bei den Besuchen zu runden Geburtstagen merke sie, wie viele kleine Orte zum Kirchspiel dazugehören, die keine Kirche haben. „Ich habe die Region mit viel Freude entdeckt und bin teilweise noch dabei.“

Die Pfarrerin hat einen eng gestrickten Terminkalender, weil sie zwei Arbeitsbereiche meistert. Sie ist zum einen Pfarrerin des Kirchspiels Sornzig und zum anderen Seelsorgerin in der Waldheimer Justizvollzugsanstalt. „Beide Dinge bereiten mir sehr viel Freude und ich bekomme jeweils Impulse für die Arbeit im anderen Bereich“, sagt Jutta Gildehaus. Erst kürzlich war sie im Harthaer Gymnasium zu Gast, um über Gefängnisarbeit zu sprechen. „Das war für mich Premiere. Ich habe mich sehr über diese Einladung gefreut“, so die Pfarrerin. Neu war für sie die viele Fahrerei übers Land, die sie durch die hüglige Gegend und über schmale Straßen führt.