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Die Krippe auf dem Balkon

Das Schmuckstück an der Bautzener Rosenstraße ist ein Blickfang. Doch wer hat es aufgestellt?

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Normalerweise geht man zu Weihnachten zu den Krippen, wie sie in den Kirchen aufgebaut sind. Anita Hinz bekam jedoch voriges Jahr zum Fest eine Krippe geschenkt. Ihr Sohn Robert hatte sie gebastelt. Und diese Krippe schnitt er genau auf die Maße des Balkons an der Wohnung seiner Mutter zu. Dieser Balkon stellt eine Besonderheit dar. In der Rosenstraße gibt es nämlich nur zwei Häuser, bei denen die Balkons nach vorn, zur Straße heraus, angebracht sind. Da die Häuser in der Rosenstraße um 1900 errichtet wurden, sehen diese Balkons auch nicht so nüchtern aus, wie jene schmucklosen Kästen in den Plattenbausiedlungen oder die bei Sanierungen neu angebauten Balkons. Diese Balkons sind schon für sich allein ein Blickfang. Doch Anita Hinz und ihr Vater Rudolf Berg, der eine Etage über ihr wohnt, setzen ihren ganzen Ehrgeiz hinein, die beiden Balkons besonders schön zu gestalten – und zwar das ganze Jahr über.

Mit der Weihnachtskrippe, die nun schon die ganze Adventszeit über in der ersten Etage des Hauses Rosenstraße 25 zu bewundern ist, hat Robert Hinz offensichtlich den Vogel abgeschossen. Wie er und seine Mutter Anita übereinstimmend berichten, bleiben oft Passanten unten auf der Straße stehen und zücken ihre Fotoapparate oder Handys, um – besonders in den Abendstunden – diesen stimmungsvollen Anblick festzuhalten. Da Robert Hinz und sein Vater Andreas Hinz die Krippendarstellung mit Lichterketten effektvoll beleuchtet haben, wirkt das Ganze im Dunkeln richtig zauberhaft. Das i-Tüpfelchen setzt dann noch der rote Herrnhuter Stern, den Anita Hinz sich in diesem Jahr extra neu angeschafft hat, und der über der Szenerie zu schweben scheint.

Robert hat goldene Hände

„Wir haben eigentlich all die Jahre immer schönen Adventsschmuck angebracht“, sagt Anita Hinz. Aber diese individuell gefertigte Krippe aus der Hand ihres Sohnes sei nun tatsächlich etwas Besonderes. „Robert hat wirklich goldene Hände – alles, was er anpackt, gelingt ihm“, lobt die stolze Mutter des 30-Jährigen. Robert Hinz, der im Bautzener Krankenhaus als Haus-Handwerker tätig ist, winkt bescheiden ab. Für ihn sei das nichts Außergewöhnliches. Es mache ihm einfach Spaß, mit seinen Händen etwas zu schaffen. Und wenn es anderen Freude bringt, umso besser. Für seine Freunde hat er kleinere Krippen für die Wohnstube gebastelt. Da die Figuren von Maria und Josef für die Balkon-Krippe wegen der Fernwirkung sehr vereinfacht dargestellt werden mussten, sei die größte Herausforderung gewesen, Mann und Frau unterscheidbar zu machen. Mit einem weichen und einem kantigen Kinn ist ihm das sehr gut gelungen. Für die aus Fichtenholz heraus gesägten Flachfiguren benötigte er keine Vorlage, sondern nur eine Vorzeichnung aus eigener Hand. Die Krippe ist 1,80 Meter lang und füllt somit die ganze Vorderkante des Balkons aus.

Mit ihren Gedanken ist Anita Hinz schon im Frühjahr. Denn dann wird sie wieder eine üppige Blütenpracht auf ihrem Balkon entfalten. Die riesige Phönix-Palme, die zusammen mit weiteren Pflanzen in der warmen Jahreszeit ihren Balkon in einen Mini-Dschungel verwandelt, wartet derweil im Kinderzimmer auf ihren erneuten Einsatz. „Diesen Sommer will ich es mal mit Petunien probieren“, blickt Anita Hinz voraus. Einen Grünen Daumen schreibt sie sich allerdings nicht zu. Pflanzen aufzupäppeln, das liegt ihr nicht. „Was nicht kommt, fliegt raus“, sagt sie. Zum Glück muss Anita Hinz ihren Balkon nicht zur Erholung nutzen. Dafür hat sie einen richtigen Garten zur Verfügung. Dadurch kann sie ihren Balkon so richtig mit Pflanzen vollstellen. Ein kleiner Platz zum Sitzen und kurz Frische-Luft-Schnappen bleibt ihr aber dennoch.