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Die Kräuter-Gabi

Gabriela Zens lebt für und mit ihrem Garten in Wiesa. Und hat eine besondere Lebensphilosophie.

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© René Plaul

Von Ina Förster

Auf der Bienen- und Hummelweide summt und brummt es. 15 Schmetterlinge halten sich am blühenden Bohnenkraut, Ysop und Oregano gütlich. In Gabriela Zens‘ Garten ist die Welt noch in Ordnung. Vor allem an der Kräuterspirale. Und darüber hinaus. Es blüht. Es duftet nach Sommer. Und Lebensfreude. Heute sind zehn Ferienkinder hier in Wiesa am Kirchweg zu Gast. Der Kamenzer Sommerferien(s)pass hat sie hergeführt. Einige von ihnen kennen die selbst ernannte Kräuterhexe schon aus dem Hort oder ihrer Schule. Gabriela Zens ist unermüdlich unterwegs. Im Dienst der Natur. Und für ein ganzheitliches Dasein. „Ich arbeite besonders gern mit Kindern zusammen. Sie sind noch unvoreingenommen. Und außerdem ehrlich. Für sie gibt es nur Hopp oder Topp. Entweder sie lassen sich auf mein Kräuterwissen ein. Oder nicht“, sagt sie. Was letztendlich auch so nicht schlimm ist.

Sie lacht in die Runde. Mit ihrer ruhigen, schönen Art hat sie die Kinder schnell begeistert. Darauf gibt es erst einmal ein paar Rosenblätter zu kauen und einen schönen frisch aufgesetzten Pfefferminztee. Später will man noch gemeinsam Spitz- und Breitwegerich sammeln. Doch zuvor ist die kleine Kräuterkunde dran. Der Paradies-Garten wartet …

Ein Wink des Schicksals

Früher war die „Kräuter-Gabi“, wie sie heute liebevoll genannt wird, Herrenmaßschneiderin. Und arbeitete auch nebenbei gern in der Gastronomie auf Hiddensee oder in der Sächsischen Schweiz. Später half sie Jugendlichen im Jugendwerkhof bei der Wiedereingliederung ins Leben. Menschen waren und sind ihr wichtig. Dann erkrankte ihre Mutter schwer. Und die Tochter begann, sich mit alternativen Heilmethoden zu befassen. „Heute sehe ich das als Wink des Schicksals an“, erzählt sie. „Davor kannte ich den Löwenzahn und gut war es“, lacht sie. Doch sie ließ sich schnell begeistern. Jahrelang lernte sie im Fröbelhaus in Oberweißbach im Thüringischen alles über die Kräuterkunde. Lehrgänge folgten. Gabriela Zens begann zudem, selber Kurse an der Volkshochschule zu geben. Merkte, dass sie ihr Wissen gern mit andern teilt. Und die Neugier auf mehr war geweckt. Sie reiste nach Indien und Nepal. Lässt sich 2003 in der Klangmassage nach Pater Hess ausbilden. Das alles erzählt die 55-Jährige, währenddessen sie mit den wissbegierigen Kindern am Cola-Kraut schnuppert, den gemeinen Gundermann bestaunt, dem Johanniskraut die „Teufelsspucke“ aus der Blüte reibt und Märchen aus längst vergangenen Zeiten erzählt. Zum Beispiel die Geschichte vom Holunder, der auch bei ihr im Vorgarten steht. Dieser ist nach der germanischen Gottheit Holla benannt. Sie war es, die in alten Zeiten das Leben der Pflanzen und Tiere beschützte und die Menschen von Krankheiten heilen konnte. Die Kinder hören gespannt zu. Gabriela Zens hat spätestens jetzt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit …

Sie stammt übrigens aus Crimmitschau. Lebte dort jahrelang mit ihrem Mann, der ursprünglich aus Wiesa kam. Dorthin zog das Paar vor einigen Jahren um. Der herrliche Garten ist seitdem Refugium und Rückzugsort der Familie. Wird aber auch gern mit anderen geteilt. Neben einer Garage hat sich die Kräuterkundige einen geheimnisvollen Klangraum eingerichtet. Farben und Formen, angesetzte Kräutertinkturen und Bilder von ihren Reisen dominieren. Verschiedene Gongs und Klangschalen wirken exotisch auf den Besucher. „Hier führe ich auch meine Lebensberatung durch. Menschen mit unterschiedlichen Problemen und Krankheiten kommen zu mir. Ich bin davon überzeugt, dass sich jeder selber heilen kann. Jeder trägt seinen eigenen Heiler in sich. Man muss ihn nur aktivieren. Und kann ihn natürlich mit Kräutern unterstützen“, sagt Gabriela Zens.

Wie in einer Hexenküche

Die Ferienkinder hocken inzwischen im Schneidersitz im Klangraum. Dürfen vom leckeren Hustensaft kosten. „Den haben wir mit einem Mütterkreis aus Fichtenspitzen angesetzt und immer wieder verbessert. Bis keiner der Kinder mehr krank wurde im Winter. Allein der Gedanke, dass wir etwas hatten, das helfen konnte, wirkte schon“, schmunzelt sie. Auch der dunkle Sud aus Walnüssen fasziniert die jungen Kursteilnehmer. Ein bisschen sieht es hier ja wie in einer Hexenküche aus. Schnell ein passender Hexenspruch – ohne den geht es nicht! Diesen Sud holen sich Fußpflegerinnen übrigens bei Gabriela Zens. Er wirkt fantastisch gegen Nagelpilz. Aber nun geht es wieder nach draußen. Die blühende, duftende Welt wartet. Und ein Häppchen Kapuzinerkresse.

Hier gibt es noch mehr Infos zur „Kräuter-Gabi“, www.klang-gabi-zens.de