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Kö-Passage steht zum Verkauf

Der Eigentümer will knapp drei Millionen Euro für das Objekt in Görlitz-Königshufen haben. Doch es gibt Zweifel, ob das realistisch ist.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Zur Mittagszeit herrscht Andrang in der Rosen-Apotheke. Zwei ältere Frauen lösen ihre Rezepte ein, nebenan kauft eine Dritte eine Packung Hustenbonbons und eine Salbe. „Ja“, sagt Apothekerin Sigrid Lätsch, „wir sind zufrieden in der Kö-Passage und wollen auch künftig hier bleiben.“ Gerade im oberen Teil gebe es doch sehr viele Geschäfte, die schon lange da sind und richtig gut laufen. Sigrid Lätsch ist mit ihrer Apotheke seit 16. September 1993 vor Ort – und damit seit Bestehen der Passage.

Thomas Heid ist Centermanager der Kö-Passage in Königshufen. Das würde er auch nach dem Verkauf der Einrichtung gern bleiben.
Thomas Heid ist Centermanager der Kö-Passage in Königshufen. Das würde er auch nach dem Verkauf der Einrichtung gern bleiben. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Die soll jetzt verkauft werden. Seit wenigen Tagen steht das Angebot im Internetportal Ebay Kleinanzeigen – für knapp drei Millionen Euro. Centermanager Thomas Heid von der Görlitzer Firma Heid + Partner bestätigt die Pläne. „Ja, der Eigentümer plant schon seit einiger Zeit, die Passage zu verkaufen.“ Die Anzeige bei Ebay Kleinanzeigen sei aber ganz neu: „Dieses Portal ist im Moment sehr angesagt, wir wollen jetzt alle Immobilien auch dort anbieten.“

Der Eigentümer der Kö-Passage ist seit 1993 unverändert: Eine Grundbesitz GmbH mit Firmensitz in Deutschland. Der Eigentümer sei aber mittlerweile in der Schweiz, erklärt Heid: „Er will sich komplett aus Görlitz zurückziehen.“ Die Kö-Passage sei hier seine einzige Immobilie. Über den Grund der Verkaufspläne schweigt Heid. Das könne nur der Eigentümer sagen. Der aber war bislang nicht erreichbar.

Kein akuter Verkauf

Auch die Frage, ob es bereits Interessenten gab oder momentan gibt, will Heid nicht beantworten. Allerdings bestehe kein Zeitdruck: „Die Passage läuft finanziell ganz gut, das ist jetzt kein akuter Verkauf.“ Selbst wenn es so weit ist, rechnet er nicht mit großen Veränderungen für die Mieter und Kunden der Passage. Der Käufer würde die bestehenden Mietverträge übernehmen. Heid hofft sogar, auch künftig als Centermanager aktiv bleiben zu können.

Er sieht die Passage auf einem guten Weg: „Seit wir das Center-Management im Jahr 2012 übernommen haben, ist der Vermietungsstand um 25 Prozent gestiegen, im Obergeschoss sogar von 46 auf derzeit 96 Prozent.“ Allerdings stehen unten derzeit sechs Läden leer. In einem davon, im früheren „Uwe’s Bierstübel“, sind gerade Handwerker zugange. „Da kommt wieder so etwas in dieser Richtung rein“, bestätigt Heid. Und noch ein zweiter neuer Mietvertrag sei bereits unterschrieben: „In zwei Wochen kann ich dazu Näheres sagen.“

Unter den Mietern hat sich erst teilweise herumgesprochen, dass die Passage zum Verkauf steht. Eberhard Kießlich hat davon gehört. Im Laden seiner Frau verkauft er Obst und Gemüse. „Für uns ist es eine sehr gute Lage“, sagt er. Viele Kunden legen großen Wert auf frische, regionale Produkte und kommen deshalb gezielt zu ihm, sagt er. Außerdem stimmt das Umfeld mit Fleischer, Bäcker, Blumenladen, Getränkemarkt, Sparkasse, Friseuren, Imbissen und vielem mehr: „Das Sortiment ergänzt sich gut.“ Gerade ältere Kunden schätzen das.

Apothekerin Sigrid Lätsch hingegen hat noch nicht von dem geplanten Verkauf gehört. Sie hat ihre Apotheke voriges Jahr umgebaut und neu gestaltet. Jetzt ist sie sehr zufrieden. „Wir würden uns aber freuen, wenn die leeren Läden belebt würden“, sagt sie. Einige frühere Mieter vermisst sie. Um den NKD-Markt sei es schade. Er ist schon seit einem Jahr wieder weg.

Ein dritter Händler, der nicht namentlich genannt werden will, weist hingegen auch auf Mängel hin. Manches sei ein bisschen veraltet: „Wir bräuchten isolierte Schaufensterscheiben“, sagt er. Durch das Glasdach heize sich nämlich der Gang im Sommer sehr auf. Entsprechend hoch sind seine Energiekosten für die Kühlung im Sommer und die Heizung im Winter. „Da wird der Eigentümer wohl mit dem Verkaufspreis runtergehen müssen“, sagt er.