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Die Kirche macht sich frühlingsfein

Ehrenamtliche bringen das Gotteshaus auf Vordermann. Viele von ihnen sind schon seit Jahrzehnten dabei.

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© Sebastian Schultz

Von Dörthe gromes

Zeithain. Während draußen ungewöhnlich hohe April-Temperaturen herrschen, ist es in der Zeithainer Kirche am Freitagnachmittag angenehm kühl. Dort herrscht rege Betriebsamkeit. Zehn mit Putzlappen, Wischeimern und Schrubbern ausgestattete Leute, mehrheitlich Frauen, machen die Kirche frühlingsfein. Über den Winter wird sie in der Regel nicht genutzt, weil sie zu kalt ist. Die Gottesdienste und Zusammenkünfte finden dann im Gemeindehaus statt. Erst in der Osterzeit zieht wieder Leben in die helle, freundliche Dorfkirche.

Der nachösterliche Frühjahrsputz von ehrenamtlich engagierten Gemeindemitgliedern hat in Zeithain bereits eine jahrzehntelange Tradition. Solche alljährlichen Aktionen sind in den meisten Kirchen gang und gäbe. Die Zeithainerin Elisabeth Wagner ist selbst schon sehr lange dabei: „Wir treffen uns bestimmt seit rund 40 Jahren zum Putzen.“ Schließlich ginge sie auch in den Gottesdienst und da müsse man eben ab und zu auch mal sauber machen, erzählt sie, während sie weiter den Putzlappen schwingt.

Man merkt schnell: Es ist ein eingespieltes Team am Werk. Der Teppich im Mittelgang ist aufgerollt. Dort wird der Boden zum Schluss gewischt. Angefangen wird meist mit den Holzbänken im Kirchenraum und auf der Empore. Das ganze Gestühl wird gründlich abgewischt. Da tropft es schon mal leicht von der Empore hinunter auf den Boden. Auch der Altarraum und das Seitenschiff werden gründlich gesäubert. Carola Rülke, die gerade den Boden nahe der Orgel auf der Empore wischt, schätzt, dass die Mannschaft etwa zwei Stunden brauchen wird, um klar Schiff in der Kirche zu machen. Auch sie ist bereits seit vielen Jahren mit dabei. Besonders froh ist sie darüber, dass in Zeithain noch jeden Sonntag Gottesdienst gefeiert wird. „Das ist in vielen ländlichen Gemeinden leider keine Selbstverständlichkeit mehr“, sagt sie. Die knappe Personal- und Finanzlage bekommen auch viele Kirchgemeinden immer mehr zu spüren. Die Einzugsgebiete werden größer, die Kirchen und das Gemeindeleben werden von weniger Hauptamtlichen betreut.

Katharina Scheer hat sich spontan der Putzaktion angeschlossen. Die Kita-Erzieherin aus dem thüringischen Haarhausen bei Arnstadt befindet sich gerade auf Pilgerreise und nutzt die von der Kirche angebotene Herberge. Für zehn Euro bekommt man in einem kleinen Nebengebäude des Gemeindehauses eine einfache Unterkunft.

Es ist nicht das erste Mal, dass die aufgeschlossene Frau auf dem Jakobsweg unterwegs ist. „Vor zwei Jahren bin ich von Görlitz nach Königsbrück gelaufen, diesmal geht es von Großenhain nach Leipzig, wo meine Tochter wohnt“, erzählt sie. Sie nehem sich meist kleine Etappen vor, statt Gewalttouren von 30 Kilometern. Am Sonnabend will sie von Zeithain über Lorenzkirch nach Strehla wandern. „Dabei komme ich zur Ruhe“, sagt die Pilgerin.

Auch vor dem Kirchgebäude wird fleißig gewerkelt. Unkraut wächst zwischen den Rosen und soll keine Überhand gewinnen. „Mal schauen, wie weit wir heute noch kommen werden“, meint Rosemarie Schemalla. Die Rentnerin war früher in der Gemeindeverwaltung tätig und engagiert sich heute noch ehrenamtlich. „Sonst sind wir mehr Leute, heute ist nur die Stammbesetzung da“, sagt sie zum Abschluss.

Nach getaner Arbeit setzen sich die Frauen und Männer noch gemütlich zum Kaffeetrinken im Gemeindehaus zusammen. Auch das gehört schließlich zu einem gelungenen Gemeindeleben.

www.kirchspiel-zeithain.de