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Die Kameliendamen treten ab

Sophia Richter und Lea Kirschner repräsentierten zwei Jahre lang die schönsten Königsbrücker Blüten. Und mussten dabei nicht nur viele Fragen beantworten.

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© Archivfoto: Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

. Königsbrück. Die Zeit vor den Prüfungen war knapp. Doch auch danach haben die Zehntklässlerinnen Sophia Richter und Lea Kirschner nicht wirklich viel davon. Der Tanz für die Abschlussveranstaltung muss noch geübt werden, die Rede braucht noch einige gute Formulierungen und dann sind da noch die Abgaben der Schulbücher. „Ich dachte, jetzt haben wir das Gröbste hinter uns, aber es geht einfach weiter.“ Sophia Richter lacht. Dabei geht eins fast unter: Die beiden Laußnitzerinnen geben mit ihrem Abschluss an der Oberschule Königsbrück auch ihr Amt als Kameliendamen ab. Zwei Jahre lang repräsentierten sie Königsbrücks schönste Blüten, ließen sich mit den Kamelien im Gewächshaus fotografieren oder plauderten ungezwungen mit den Besuchern der fast 200-jährigen Pflanzen. Doch das hat nun ein Ende.

Sophia Richter und Lea Kirschner hören auf. Ihnen bleiben zwei rote und zwei weiße Kleider, die sie sich für ihr Amt kaufen konnten, und jede Menge Wissen über die Kamelien und die Königsbrücker Blüten im Besonderen. Dabei wussten sie am Anfang fast nichts über die Pflanzen. Die Freundinnen erinnern sich gut an den Tag, als ihre Lehrerin in ihrer Klasse nach Repräsentanten für die Blüten suchte. „Und da sich wieder einmal niemand anders gemeldet hat, waren wir diejenigen, auf die zurückgegriffen wurde“, sagt Sophia Richter.

Die Schülerin, die bei den Auftritten das rote Kleid trägt, kannte das Gewächshaus schon von ihrer großen Schwester. Die war früher schon mal Kameliendame gewesen. „Aber da war ich noch viel jünger.“ Lea Kirschner hatte das Gewächshaus zuvor noch nie von innen gesehen. Doch die beiden wuchsen schnell in die Rolle hinein. So gut, dass der Heimatverein sie bat, doch noch eine zweite Amtszeit als Kameliendamen zu übernehmen.

Mehr als Deko zu dem Kamelien

Die Erwartung der beiden war überschaubar: „Ich dachte, wir sind die Deko zu den Kamelien“, sagt Sophia Richter ehrlich. Doch die beiden merkten schnell, dass es mehr ist. „Wir mussten auf die Leute zugehen, etwas über die Kamelien erzählen“, sagt Lea Kirschner. „Und alle waren ganz freundlich zu uns.“

Rund 15 Mal standen sie in den zwei Jahren in ihren Kleidern im Gewächshaus. Die Herausforderung war dabei vor allem die Kleiderwahl. Denn Kamelien blühen im Winter und mögen es auch im Gewächshaus gern kühl. „Wir hatten bestimmt 20 Hosen drunter“, sagt Sophia Richter. Und Lea Kirschner zog sich gern noch einen Pullover unter Kleid und Bolero. Doch erkältet waren die beiden in der Zeit überhaupt nicht. Das lag auch daran, dass sich die Helfer des Heimatvereins rührend um die beiden kümmerten. „Hier, zieh doch mal die Jacke drüber“, hörten die beiden oft.

Oft kamen Fragen zur Pflege der anspruchsvollen Kamelien. „Die Besucher haben wir dann meist an die Leute vom Heimatverein weiterverwiesen. Die kennen sich da viel besser aus“, sagt Sophia Richter. Zweimal gab es Fotoaktionen. Besucher konnten sich mit den Kameliendamen fotografieren lassen und die Fotos mitnehmen. Es könnte also sein, dass Lea Kirschner und Sophia Richter nun schon in vielen fremden Fotoalben kleben. Doch das stört die beiden nicht. Die 16-Jährigen werden jetzt weiter zur Schule gehen und ein Berufliches Schulzentrum in Dresden besuchen. Das Kamelienhaus am Königsbrücker Schloss bleibt ihnen in guter Erinnerung. Und vielleicht sind sie im kommenden Winter auch mal dort – ganz in zivil.