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Die Jungen übernehmen

Walter Schuh gibt sein Weingut an die Kinder ab. Die haben den Weinen schon ein neues Aussehen verpasst.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Sörnewitz. Die eigenen Weine probiert Matthias Schuh nur selten. Nur einmal im Monat, um die Reife zu kontrollieren. Ansonsten kostet er, was andere Winzer produziert haben. Damit er nicht betriebsblind wird, wie der 28-Jährige erklärt. Deshalb hat er seine Ausbildung auch nicht im elterlichen Betrieb gemacht, sondern ist nach Franken gegangen, hat danach zwei Jahre in Neuseeland gearbeitet und zwischendurch bei der Weinlese in Bordeaux geholfen. Seit 2013 ist der Winzer und Weinbautechniker wieder in Sörnewitz. Nun hat er gemeinsam mit Schwester Katharina Pollmer offiziell den Familienbetrieb übernommen. Die Restaurantfachfrau und Sommelière hat in verschiedenen Restaurants und Hotels gearbeitet, bis sie 2008 zurück nach Sörnewitz kam. Sie kümmert sich um das Marketing, den Verkauf und die Veranstaltungen des Weinguts. Außerdem ist die 32-Jährige für die Geschäftsführung zuständig, Matthias Schuh für die Weinberge und den Ausbau im Keller. Mutter Martina Schuh bleibt Chefin des Restaurants und kümmert sich um die Pensionsgäste.

Der Betriebsgründer Walter Schuh zieht sich jedoch zurück. Der 61-Jährige wird in Zukunft in der Vinothek in Sörnewitz anzutreffen sein, sich aber hauptsächlich um seinen Garten kümmern. „Wir haben uns bewusst zwei Jahre Zeit für den Übergang gelassen.“ Er stehe dem Nachwuchs weiterhin mit Rat und Tat zur Seite und sei überzeugt, dass sein Betrieb mit seinen hervorragend ausgebildeten Kindern in guten Händen ist. Matthias Schuh wurde 2012 zum besten Jungwinzer Europas gekürt. Zuvor hatte er beim Bundeswettbewerb der Winzerlehrlinge auf Schloss Proschwitz den zweiten Platz belegt.

Am gestrigen Freitag präsentierte die Familie ihren Kunden und Gästen die den neuen Jahrgang. Dem hat der Nachwuchs mit neuen Etiketten bereits ein modernes Aussehen verpasst. Zwei Jahre haben sie daran gearbeitet, erzählt Katharina Schuh. Das Firmenlogo findet sich wieder, kommt aber viel moderner daher. Statt Bordeauxrot ist die Firmenfarbe jetzt Violett. „Jung, spritzig, lebensfroh“, fasst es Katharina Pollmer zusammen. Das alles spiegele eine neue Epoche wider, die Geschwister wollen die Erfolgsgeschichte des Betriebs fortschreiben. In den drei Jahren seit seiner Rückkehr habe sich schon einiges geändert, erzählt Matthias Schuh. Das sind zum einen die Etiketten, zum anderen setzt er auf Bio. Die Rebflächen werden naturnah und grundsätzlich ohne Insektizide bewirtschaftet. Seit Februar bildet Schuh zudem erstmals einen Lehrling aus.

Das Weinhaus Schuh gibt es seit 25 Jahren. Mit Wein verdient die Familie aber schon in fünfter Generation ihr Geld. Das heutige Firmenlogo geht auf den Siegelstempel zurück, den schon der Ururgroßvater nutzte.

Familie Schuh kam 1990 von der Mosel an die Elbe, um ein eigenes Weingut aufzubauen. Heute bewirtschaften sie rund fünf Hektar überwiegend in Steillage. Der Klausenberg ist mit 3,5 Hektar die kleinste eingetragene Einzellage in Sachsen. Zu DDR-Zeiten lag der Berg jahrelang brach, wie Katharina Pollmer erzählt. Mit viel Aufwand habe der Vater die Fläche wieder aufgerebt. Die restlichen Flächen gehören zum Kapitelberg. Neue zu bekommen, sei heutzutage sehr schwierig, so Matthias Schuh.

Verarbeitet wird der Wein, von der Pressung über Gärung, Lagerung bis zum Abfüllen in die Flasche, im eigenen Haus. Etwa 60 000 Flaschen werden jedes Jahr abgefüllt. Verkauft werden diese in den Vinotheken in Sörnewitz und Meißen. Regelmäßig gibt es Weinwanderungen mit Verkostungen und Veranstaltungen, die einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen.