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Die Hüter von Dresdens kleinstem Friedhof

Die städtische Gräberanlage in Dölzschen soll wachsen und bald auch noch schöner werden.

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© René Meinig

Von Annechristin Bonß

Wer sich auf den Weg zum Friedhof Dölzschen macht, der sucht nicht nur das Grab von Victor Klemperer und seiner Frau Eva. Der berühmte Dresdner Romanist und Autor fand hier seine Ruhestätte. Wer fern der lauten Stadt zwischen Feldern zu der Anlage findet, besucht Dresdens kleinsten städtischen Friedhof. Gerade einmal 8 000 Quadratmeter misst das Grundstück. 2016 fanden 36 Beisetzungen statt, davon fünf als Erdbeisetzung im Sarg.

„Nun sind wir bald an der Kapazitätsgrenze“, sagt Robert Arnrich, Betriebsleiter im städtischen Friedhofs- und Bestattungswesen. Bis 2020 soll die Anlage deshalb um 2 000 Quadratmeter vergrößert werden. Ein wichtiger Partner der Stadt ist der Förderverein. Der Dölzschener Friedhof ist die einzige städtische Anlage, die eine solche Unterstützergruppe hat. Die Mitglieder haben schon viel geschafft. Größtes Projekt ist die Glocke in der Trauerhalle, die seit anderthalb Jahren im Anbau hängt. 25 000 Euro hat der Verein gesammelt, um den Glockenstuhl zu bauen, die Glocke nach Dölzschen und in den Turm zu bringen. „Ohne das Engagement wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen“, sagt Arnrich. Das Geld haben die Dölzschener vor allem bei bisher 88 Konzerten gesammelt.

Bis zu sieben Mal pro Jahr lädt der Vorsitzende Karl-Heinz Koch Künstler und Musiker ein. Der Professor für Musik kennt viele Musiker aus der Oper, den Landesbühnen und der Hochschule für Musik. Deshalb lässt es sich der 80-Jährige nicht nehmen, die Akteure zum Dank für kostenfreie Auftritte zum Mittag in sein Haus zu laden. Diese freuen sich auf den Austausch mit dem Professor. Die Dölzschener schätzen die Qualität der Konzerte. Von den 80 Plätzen in der Trauerhalle bleibt kaum einer frei. Auch das ist Rekord. Kaum ein Friedhof zieht mit seinen Konzerten mehr Besucher an.

Neben der Glocke haben die Vereinsmitglieder noch anderes möglich gemacht. 8 500 Euro hat die kleine Orgel gekostet. Für 6 500 Euro wurde die Figur über dem Eingang zur Halle saniert. Nun wünschen sich die Mitglieder eine Beleuchtung für den Weg vom Tor zur Halle. Auch Bänke im neuen Teil des Friedhofs wären schön. Die Stadt unterstützt die Mühen um die Anlage. 210 000 Euro haben die Sanierung der Halle, der Einbau einer Fußbodenheizung sowie das neue Dach gekostet. Noch in diesem Jahr wird ein Nebenzimmer der Halle vorgerichtet. Es soll zur Vorbereitung der Musiker und als Ausstellungsraum dienen.