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Die Hüllen fallen schneller

Die Putzarbeiten an der Albrechtsburg liegen so gut im Plan, dass sie an der Talseite des Schlosses bald beendet werden.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Vor noch nicht allzu langer Zeit reichten die Gerüste an der Talseite der Albrechtsburg 15 Etagen oder 53 Meter hoch. Nun sind es teilweise nur noch acht, und an ganzen Wänden fehlen sie völlig. Unter ihnen zum Vorschein gekommen sind helle, makellose Wandflächen. Es ist, als solle die Albrechtsburg buchstäblich für ein besonderes Ereignis herausgeputzt werden. Und dem ist auch so: Von kommendem Mai bis November findet die große Jahresausstellung der sächsischen Schlösserverwaltung auf der Albrechtsburg statt. Im 500. Jahr der Reformation ist sie einem katholischen Bischof gewidmet – nämlich Benno von Meißen. „Ein Schatz nicht von Gold“ lautet der Titel der Schau.

Nicht von Pappe sind die Gerüstbauer, die die Gerüste an den talseitigen Fassaden der Albrechtsburg stellen. Nicht nur, dass sie die rund 2 000 Quadratmeter Gerüstfläche auf schwierigem Hanguntergrund auf- und abbauen, sind doch insgesamt etwa 5 850 Quadratmeter Wandfläche zu verputzen. Sie mussten die Gerüststangen auch von Burghof die Schlosstreppe hinunterschleppen, um sie an den Fassaden zu stellen. „Davor habe ich nur Hochachtung“, sagt Schlossleiter Uwe Michel. „Auch im digitalen Zeitalter ist das Handarbeit wie zu Zeiten des Erbauers der Albrechtsburg, Arnold von Westfalen, vor 500 Jahren, nur dass das Material heute ein anderes ist.“ Ein schwereres dazu, wäre zu ergänzen, denn statt Holz wird Metall als Rüstmaterial verwendet.

Überhaupt ist Michel mit den Bauarbeiten sehr zufrieden. Liegen sie doch voll im Plan, mehr noch, „es gibt einen etwas besseren Fortschritt“, wie Jens Teupel vom betreuenden Büro für Architekturplanung und Denkmalpflege Dresden zurückhaltend sagt. „Der Putz der Talseiten der Albrechtsburg Meißen wurde 2016 bis auf den Baukörper Verbinderbau (Sitz der Verwaltung) in Anlehnung an historische Putze der Erbauungszeit, als von Hand gezogener Kellenputz erneuert. Der Verbinderbau wird 2017 folgen. Von den insgesamt 5 850 Quadratmetern Putzfläche wurden in diesem Jahr 4 650 Quadratmeter erneuert.“

Im Zuge der Putzarbeiten sind außerdem die Fenster gewartet und Schäden am Dach repariert worden. „Aufgrund der guten Witterung und einer sehr guten Zusammenarbeit aller Baubeteiligten konnten die ursprünglich für 2017 geplanten Arbeiten an den Fassaden zum Meisatal vorgezogen werden.“ Im kommenden Jahr soll dann der Verbinderbau verputzt werden, was „aufgrund der notwendigen Abbinde- und Trocknungszeiten“ voraussichtlich im 4. Quartal 2017 abgeschlossen sein wird.

Die Putzarbeiten selbst führt die Coswiger Firma Bauhauf GmbH Hoch- und Tiefbau durch. Das mittelständische Unternehmen zählt insgesamt 50 Mitarbeiter. Einer der Geschäftsführer, Hendrik Fuchs, ist Bauleiter an der Albrechtsburg. Auf die Frage, wie viel Mörtel an die Fassade des Schlosses kommt, rechnet er kurz durch und kommt auf 500 000 Kilogramm oder 500 Tonnen. Auch auf die Frage, wie er den schnellen Baufortschritt erklärt, antwortet er scherzhaft: „Weil wir eine fitte Firma sind, mit guter Arbeitsorganisation und hervorragender Zusammenarbeit mit dem Bauherrn.“ Was als Scherz gemeint ist, bestätigt Burgchef Michel rundheraus.

Insgesamt plant der Freistaat Sachsen als Eigentümer der Albrechtsburg mit Kosten für die Putzsanierung von rund 1,6 Millionen Euro. Und wenn das Wetter mitspielt, könnten die Gerüste an der Talseite des Schlosses noch in diesem Jahr komplett fallen.