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Die Hochzeitspuppen von Großenhain

Freunde eines landwirtschaftlich tätigen Brautpaares stellten nahe des Kauflandes ein Strohpärchen auf. Geheiratet wird heute.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Es war natürlich eine Überraschung. Als Andreas Richter und Henriette Brauer an diesem Tag abends nach Hause kommen, treffen sie nicht nur auf ihre Freunde René Mahner, Thomas Kirsche, Marco Riemer, Matthias Richter und Peter Heppner. Vor ihrem Haus stehen plötzlich auch zwei etwa vier Meter hohe kostümierte Strohpuppen. Die werben aber in diesem Fall nicht für den Bauernmarkt oder ein Dorffest, sondern kündigen die Heirat der Hausbewohner an: Am heutigen Sonnabend treten Landwirt Andreas Richter und Tierärztin Henriette Brauer gemeinsam vor den Traualtar. Zum Polterabend am Donnerstag waren ihre Hochzeitspuppen schon aufgestellt.

„Wir haben uns im Freundeskreis überlegt, wie wir den beiden eine Freude machen können“, erzählt Renè Mahner. Irgendjemand kam auf die Idee mit den Strohballen, die in Folie gepackt werden. Beate Mahner, die Mutter von René, ist Schneiderin und wurde gewonnen, die Figuren entsprechend anzuziehen. Etliche Meter schwarze und weiße Folie waren nötig und ganz viel heimliche Vorarbeit. Denn das Brautpaar durfte natürlich von den Aktivitäten nichts mitbekommen.

Gemeinsam tüftelten die Freunde und deren Partnerinnen, wie die Hochzeitspuppen am besten aussehen könnten. Der Mann muss einen Zylinder haben, war schnell klar. Der wurde aus einem Maurerbottich gefertigt. Dazu eine etwa 50 Zentimeter breite Stofffliege. Die Braut trägt in Wirklichkeit eine rote Brille. Also sollte auch ihr Strohpendant eine solche Sehhilfe erhalten, die aus Sperrholz konstruiert wurde. Ebenso die Augen und Münder. Knifflig war, die Knollennasen anzubringen. Das haben die Macher mit Bewährungseisen geschafft. Und mit vielen Nägeln. Die Braut bekam sogar Plauener Spitzengardine als Rüschen auf ihr Folienkleid. Alles wurde zuvor an geheimem Ort ausprobiert und dann am Mittwoch zur Riesaer Straße gebracht. Mindestens 15 Arbeitsstunden stecken darin, vermutet René Mahner. Lange mussten die Macher die Folie knitterfrei ziehen. „Eine tolle Sache, wir haben uns riesig darüber gefreut“, so das überraschte Hochzeitspaar dazu.

Natürlich ist ihr Grundstück damit auch zur aktuellen Foto-Sehenswürdigkeit der Stadt geworden. An der vielbefahrenen Riesaer Straße halten Fahrzeuge an, machen Handyaufnahmen, staunen über die tolle Leistung. So lange, wie sie schön aussehen, sollen die Hochzeitspuppen auch stehen bleiben. Denn immerhin sind sie nun Stadtgespräch. Dem originalen Brautpaar wünscht die SZ viele glückliche Jahre.