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Die halbe Straße wird vollendet

Wilsdruff will den Weg von Pohrsdorf nach Herzogswalde bauen – und damit ein Kuriosum aus der Welt schaffen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Es war der Aufreger des Monats Mai 2016 und sorgte für Kopfschütteln nicht nur in den unmittelbar betroffenen Dörfern. Über diese Geschichte berichteten auch der Mitteldeutsche Rundfunk und sogar das ZDF: die halbe Straße in Sichtweite des Landbergs am Tharandter Wald. Sie entstand, weil zwei Stadtverwaltungen nicht miteinander sprachen.

Ein lange gehegter Plan soll umgesetzt werden: Die für den öffentlichen Verkehr gesperrte Straße von Herzogswalde über den Galgenberg in Richtung Pohrsdorf wird asphaltiert. Die Stadt Wilsdruff will dafür Fördermittel beantragen. Derzeit ist die Route nur
Ein lange gehegter Plan soll umgesetzt werden: Die für den öffentlichen Verkehr gesperrte Straße von Herzogswalde über den Galgenberg in Richtung Pohrsdorf wird asphaltiert. Die Stadt Wilsdruff will dafür Fördermittel beantragen. Derzeit ist die Route nur © Karl-Ludwig Oberthür

Es geht um eine rund zwei Kilometer lange Verbindung zwischen dem Tharandter Ortsteil Pohrsdorf und dem Wilsdruffer Ortsteil Herzogswalde. Jahrelang war die Straße nur ein rumpeliger Feldweg gewesen, für den öffentlichen Verkehr längst gesperrt. Die Wilsdruffer waren es, die schon 2012 die Idee hatten, die Straße asphaltieren zu lassen. Das ergebe doch einen prima Rad- und Spazierweg und die Landwirte würden besser auf ihre Felder gelangen, hieß es damals.

Weil die Straße zur Hälfte der Stadt Tharandt gehört, wandten sich die Wilsdruffer an den Tharandter Bürgermeister. Ihr Angebot: Wir übernehmen Planung und Bau, ihr zahlt lediglich euren Anteil an den Kosten. In Tharandt fand man die Idee spitze, winkte aber ab. Zu teuer, hieß es als Begründung. Das Projekt landete in der Schublade.

Monate später, im Mai/Juni 2013, ergossen sich heftige Regenfälle über die Region, Flüsse führten Hochwasser. Auch der Weg Pohrsdorf-Herzogswalde litt. Gräben verschlammten, die Fahrrinnen wurden noch tiefer. Als das Wasser abgeflossen war, hatten die Tharandter eine clevere Idee: Sie meldeten ihren Abschnitt des unbedeutenden Feldwegs als Hochwasserschaden an – mit der Aussicht auf eine komplette Erstattung der Reparaturkosten aus dem sogenannten Fluthilfefonds.

In Wilsdruff hatte man zu diesem Zeitpunkt andere Sorgen. Im Gemeindegebiet hatten Wilde Sau und Triebisch sowie zahlreiche Nebenbäche große Schäden hinterlassen. Einen unbedeutenden und dazu schon zuvor reichlich kaputten Feldweg als Hochwasserschaden zu deklarieren – auf diese Idee kamen die Wilsdruffer nicht. Die Tharandter wiederum gaben auch keinen entsprechenden Wink. Und so kam es, dass Tharandt seinen Teil des Weges im Frühjahr 2016 baute. Kostenpunkt: 120 000 Euro, komplett bezahlt aus dem Hochwasserfonds des Landes Sachsen. Der Wilsdruffer Teil hingegen ist nach wie vor ein rumpeliger Feldweg. Das schöne neue Asphaltband endet auf halber Strecke, mitten in der Feldlandschaft. Und nun?

Baubeginn noch nicht abzuschätzen

Die Wilsdruffer haben den Spott, der sich wegen des Kuriosums auch über sie ergoss, inzwischen verarbeitet. Sie wollen die Baulücke nun schließen und haben das Projekt beim Förderprogramm Leader angemeldet. Dort werden unter anderem Bauvorhaben unterstützt, die die ländliche Infrastruktur stärken. Leader hat bereits grünes Licht gegeben, dass der Straßenbau grundsätzlich gefördert werden kann.

Ganz so günstig wie die Tharandter wird der Weiterbau für Wilsdruff aber nicht. Denn Leader reicht keine 100-Prozent-Förderung heraus, sondern nur einen Zuschuss zu den Baukosten, der in etwa bei zwei Dritteln liegt. Den Rest müssen die Wilsdruffer selbst finanzieren. Die Stadt lässt derzeit Baupläne und eine Kostenberechnung erarbeiten. Bis Mitte Januar müssen die Unterlagen fertig sein.

Es geht um den grundhaften Ausbau zwischen der Gemarkungsgrenze Pohrsdorf und dem Ortseingang Herzogswalde. Wie schon auf Tharandter Flur ist eine Asphaltbreite von dreieinhalb Metern geplant. Die Randbereiche des Weges sollen neu profiliert und teilweise bepflanzt werden. Wann mit einem Baubeginn zu rechnen ist, könne man im Augenblick noch nicht abschätzen, heißt es aus dem Wilsdruffer Rathaus.