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Die gute schlechte Nachricht

Die Außenstelle des Sozialamts an der Heidestraße wird geschlossen. Aus positivem Grund, findet der OB.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Es wirkt schon ein wenig paradox: Diejenigen, die nur wenig Geld zur Verfügung haben, sollen sich künftig eine Zugfahrkarte kaufen, um ihre Betreuer vom Sozialamt des Landkreises persönlich besuchen zu können. „Die Außenstelle an der Heidestraße in Radeberg soll demnächst geschlossen werden – kann denn die Stadt da nicht irgendwie beim Landratsamt protestieren?“, fragte Günter Zeiger aus der SPD-Fraktion während der jüngsten Stadtratssitzung in Richtung Radebergs Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD). „Denn diese Außenstelle ist ja wirklich wichtig – und der Weg nach Kamenz für die Betroffenen durchaus eine Schwierigkeit“, findet Günter Zeiger. Und hofft, dass sich die Tür der Außenstelle im einstigen Robotron-Gelände an der Heidestraße demnächst vielleicht doch nicht für immer schließen könnte.

Arbeitslosenquote seit Jahren gering

Aber diese Hoffnung dürfte wohl eine trügerische sein. Das Radeberger Job-Center des Landkreises wird spätestens 2018 schließen. Und Radebergs OB Lemm machte klar, „dass – so sarkastisch das vielleicht klingen mag – das Ganze eigentlich sogar eine positive Meldung ist“. Denn der Bedarf an der Außenstelle sei einfach nicht mehr da, so Lemm mit Blick auf die Arbeitslosenstatistik, die ja für Radeberg seit Jahren konstant einen der geringsten Werte in ganz Ostdeutschland verzeichnet. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote in Radeberg bei 4,4 Prozent – so niedrig wie noch nie seit der Wende im Herbst 1989. Die meisten dieser Arbeitslosen werden ja zudem von der Arbeitsagentur betreut, die ja eine Filiale in Radeberg hat. Das Jobcenter des Landkreises betreut „nur“ die sogenannten Langzeitarbeitslosen. „Und es ist einfach kaum noch wirtschaftlich, hier eine Außenstelle zu betreiben“, macht Lemm deutlich, dass diese Zahl eben sehr gering ist. Aber auch der Landkreis müsse schließlich aufs Thema Geld achten, so Lemm, der ja selbst auch im Kreistag sitzt und dort der Fraktion von SPD/Grünen vorsteht.

Es wird also dabei bleiben, dass die Außenstelle an der Heidestraße geschlossen wird. Und sowohl Lemm als auch der Landkreis wissen, machte der OB dann im Stadtrat deutlich, „dass es dabei zum einen oder anderen Härtefall kommen kann“. Denn der Landkreis habe die Stadt umgehend über seine Pläne informiert – „und natürlich haben wir bei diesen Gesprächen auch über diese Auswirkungen gesprochen“, so Lemm. Dennoch sei der Bedarf im Großen und Ganzen nicht mehr so, „dass der Landkreis diese Außenstelle weiter vorhalten kann“, schiebt der OB nach.