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Die Grundbachsiedlung wandelt sich

Seit 2008 hat das Olbersdorfer Wohngebiet sechs Gebäude mit fast 300 Wohnungen verloren. Und der Rückbau geht weiter.

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© SZ-Archiv

Von Mario Sefrin

Im Olbersdorfer Wohngebiet Grundbachsiedlung ist in den vergangenen Jahren ziemlich ausgelichtet worden. Immer wieder sind die Abrissbagger angerückt, um Wohnblöcke zurückzubauen, bis nur noch Wiesenflächen übrig blieben. Wie viel in den vergangenen zehn Jahren in dem Wohngebiet geschehen ist, darüber haben die Verwaltung und die Stadtplanerin Katrin Müldener jüngst im Gemeinderat berichtet, als eine Fortschreibung des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für Olbersdorf auf der Tagesordnung stand.

Vorstellungen zum künftigen Aussehen von Gebäuden gibt es bereits.
Vorstellungen zum künftigen Aussehen von Gebäuden gibt es bereits. © SZ-Grafik

Seit 2008 sind in dem Wohngebiet zwischen den Straßen Oberer Viebig und Zum Grundbachtal sechs Wohnblöcke abgerissen worden. Damit wurden insgesamt 294 Wohneinheiten vom Markt genommen, erklärte Katrin Müldener in einer Präsentation den Gemeinderäten. Drei dieser Wohnblöcke hat die Kommunale Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (KWV) Olbersdorf abreißen lassen. Zwei Gebäude gehörten der Wohnungsgenossenschaft Zittau, eins der Wohnungsgenossenschaft Oberlausitz. Doch nicht nur Häuser sind im Wohngebiet gefallen: Zugleich wurden dort vorhandene Fernwärme- sowie Elektroleitungen zurückgebaut und verlegt, daneben wurden die freigewordenen Flächen gestaltet. Rund eine Million Euro aus Fördertöpfen sind bislang in den Abriss von Gebäuden in der Grundbachsiedlung geflossen, etwa 90 000 Euro kostete der Rückbau der Infrastruktur.

Der Grund für diese gravierenden Eingriffe in das Wohngebiet liegt vor allem im Rückgang der Bevölkerungszahlen und damit einhergehend dem wachsenden Leerstand auf dem Wohnungsmarkt. Olbersdorf will mit seinem Stadtentwicklungskonzept auf diese Entwicklung reagieren – muss das sogar. Denn die Gemeinde hat in den vergangenen 20 Jahren über 2 130 Einwohner verloren. Und bis zum Jahr 2030 rechnet die Gemeinde noch einmal mit einem Verlust von mindestens 550 Einwohnern. Gleichzeitig nimmt der Anteil an alten Menschen über 65 Jahren in der Gemeinde zu, heißt es in den Prognosen.

Ausgehend von diesen Zahlen, wird in der Gemeinde damit gerechnet, dass bis 2030 etwa 670 Wohnungen nicht mehr benötigt werden. Wobei es in der örtlichen Wohnraumverteilung Unterschiede gibt: So finden sich 46 Prozent aller Wohnungen in Olbersdorf, jedoch auch 70 Prozent des Wohnungsleerstandes der Gemeinde in der Grundbachsiedlung. Das Stadtentwicklungskonzept soll dazu beitragen, dass die Grundbachsiedlung und somit auch Olbersdorf noch in vielen Jahren ein attraktiver Wohnstandort ist.

Attraktivität bescheinigt Stadtplanerin Katrin Müldener der Gemeinde zwar schon heute. „Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen“, sagt sie. Trotzdem müssten auch die künftigen Entwicklungen betrachtet werden, so Müldener. „Wenn wir nichts tun, wird der Wohnungsleerstand weiter steigen.“ Zu den Maßnahmen, die nun ins Auge gefasst werden, zählt nach dem Abriss der Rückbau von einzelnen Geschossen von Wohnblöcken. Die bislang sechsgeschossigen Gebäude sollen langfristig nach 2030 fast nur noch vier oder gar nur drei Etagen haben, geht aus der Stadtentwicklungskonzeption hervor. Ziel ist es, die vorhandene Bebauung aufzuwerten und unterschiedliche Wohnformen zu schaffen, heißt es.

Dass der Zeitraum für die Vorhaben teilweise weit gefasst ist, hängt vor allem an der Finanzierbarkeit. „Wir wissen heute noch nicht, wie wir das umsetzen“, sagt Katrin Müldener. Außerdem sei es wichtig, alle Gebäudeeigentümer vom notwendigen Umbau in der Grundbachsiedlung zu überzeugen. Man wolle jedoch versuchen, die gesteckten Ziele umzusetzen, erklärte auch KWV-Geschäftsführer Karsten Hummel. Das kommunale Olbersdorfer Wohnungsunternehmen ist einer der Großvermieter in dem Wohngebiet.