Merken

Die Greifvögel im Blick

Karolin Eils ist neu in der Vogelschutzwarte Neschwitz. Um eine Tierart wird sie sich ganz besonders kümmern.

Teilen
Folgen
NEU!
© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Neschwitz. Eigentlich wollte Karolin Eils Psychologie studieren und sich mit Verhaltensanalysen beschäftigen. Doch als sie für dieses Studium nicht angenommen wurde, schwenkte sie um und studierte Biologie. „Das war schon mein Lieblingsfach in der Schule“, sagt die 28-Jährige. Seit Beginn dieses Jahres arbeitet Karolin Eils beim Förderverein der sächsischen Vogelschutzwarte und findet es schon jetzt „sehr spannend“.

Karolin Eils wird das Milanprojekt weiterführen. Immerhin leben 50 Prozent der Rotmilane weltweit in Deutschland, weiß Vereinschef Dr. Winfried Nachtigall. Und in Sachsen sind das zehn Prozent des Bestandes in der Bundesrepublik. So ist es nicht verwunderlich, dass diesen Greifvögeln große Beachtung geschenkt wird. In der Region ist der Bestand auf hohem Niveau stabil. „Auf der Untersuchungsfläche gibt es 43 bis 45 Brutpaare, das heißt, auf 100 Quadratkilometern über zehn Paare“, rechnet Nachtigall vor. Im Sachsendurchschnitt sind das nur sechs Paare. Dass Karolin Eils jetzt das Bundesprojekt weiterbetreut, findet sie sehr gut. Denn nach ihrem Biologiestudium, das sie erst mit dem Bachelor und dann mit dem Master abgeschlossen hat, absolvierte sie ein Bundesfreiwilligenjahr in Schleswig-Holstein. „Dort bin ich zum ersten Mal intensiv mit dem Vogelschutz in Berührung gekommen“, sagt Karolin Eils. Und es hat ihr gut gefallen. In ihrer Masterarbeit hatte sie sich mit Amphibien beschäftigt, unter anderem mit der auch im Heide- und Teichland anzutreffenden Knoblauchkröte. Aber auch dabei hatte sie schon mit Vögeln zu tun. „Als ich während des Studiums zum Thema Reptilien auf Zypern war, konnte ich bei einer Beringungsaktion dabei sein. Das fand ich sehr interessant“, sagt Karolin Eils.

Büro im Amt ist keine Alternative

Ihre Stelle in Neschwitz hat sie im Internet gefunden. Klar, sagt sie, ist solch eine Stelle immer abhängig von Fördermitteln und Spenden und vielleicht etwas unsicher. Doch ein Büro in irgendwelchen Ämtern ist für sie keine Alternative, sagt sie. Und da Bautzen von ihrem Heimatort Potsdam, wo sie neben Berlin auch studiert hat, nicht zu weit weg ist, zog sie dann Anfang des Jahres nach Bautzen um. „Ich muss mich jetzt erst einmal einarbeiten. Der Naturschutz ist von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden“, sagt sie. Bautzen als Wohnort hat sie gewählt, weil sie eben doch ein Großstadtkind ist, sagt sie und lächelt. Sie will sich in der Bibliothek anmelden, schauen, wo man am besten Fahrrad fahren kann und wo sie Angebote für Pilates, Yoga und Powerworkout findet. Da sie ihr früheres Hobby Ballett gesundheitsbedingt aufgeben musste, sind das nun ihre Freizeitaktivitäten.

Neben dem Milanprojekt bekommt Karolin Eils noch eine andere Aufgabe. Der Förderverein der Vogelschutzwarte möchte eine Neschwitzer Vogelschutzakademie ins Leben rufen. Dabei soll es Fachveranstaltungen und -vorträge geben, aber auch Exkursionen für die Bevölkerung, Schulungen für alle Interessenten zum Thema Vogelschutz und seine Bedeutung. „Ich bin gerade dabei zu untersuchen, welche Angebote schon durch andere Projekte abgedeckt werden und wo wir als Förderverein die Nischen abdecken können“, sagt Karolin Eils. Sie untersucht die Strukturen des Natur- und Umweltschutzes in der Region und schaut nach Ansprechpartnern.

Wichtiges Projekt kann weitergehen

Durch die neue Kollegin kann der Förderverein nun das wichtige Milanprojekt fortsetzen. Doch auch andere Vogelarten stehen in diesem Jahr auf dem Programm. So wird das aus dem Bodenbrüterprojekt entstandene Vorhaben zum Schutz des Kiebitz in Sachsen fortgesetzt werden. Mit den Landwirten sind die Mitarbeiter im Gespräch, um sogenannte Refugien, also Rückzugsorte für den Kiebitz auf den Feldern, weiter anzulegen. „Es ist am schwierigsten, Flächen für den Vogelschutz zu tauschen. Kein Privatmann gibt freiwillig etwas ab“, weiß Winfried Nachtigall. Doch dem Kiebitz geht es wirklich schlecht. Von einst 1 800 bis 4 000 Brutpaaren zwischen 1980 und 2005, waren 2004 bis 2007 nur noch 400 bis 800 in ganz Sachsen gezählt worden. Seitdem gab es keine Erhebung mehr. „Wir wollen zum Thema Kiebitz auch ein Info-Heft veröffentlichen ähnlich wie bei anderen Projekten“, sagt Nachtigall. Auch die Feldlerche profitiert von Fördermitteln, die bis 2020 zur Verfügung stehen. Und auf den Saisonbeginn in der Vogelschutzwarte im Neschwitzer Schlosspark freuen sich die Mitarbeiter auch schon. „Wir bekommen eine Sonderausstellung zum Thema Seeadler hierher“, sagt Winfried Nachtigall.

Karolin Eils will jetzt erst einmal ankommen. „Ich freue mich auf die Arbeit, die Akademie ist schon eine Herausforderung“, sagt sie. Dass sie diese meistern wird, davon ist nicht nur sie überzeugt.

www.vogelschutzwarte-neschwitz.de