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„Die Glücksfee hatte auch Glück“

Der MDR kündigte ihr die „Freundschaft“. Doch die Ex-Glücksfee und Seriendarstellerin Maren Gilzer hat neue Pläne.

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© André Wirsig

Von Nadja Laske

Dem Medizinischen bleibt Maren Gilzer treu. Anfang des Jahres hatte der MDR sie aus der Fernsehserie „In aller Freundschaft“ verabschiedet. Als Schwester Yvonne war sie dort 15 Jahre lang für Blutabnahme und Patientenkarteien zuständig gewesen. Um sie von der Bildfläche der Sachsenklinik zu entfernen, schickten die Drehbuchautoren Yvonne nach Dubai. Den Schwesternkittel tauscht Maren Gilzer nun gegen Kompressionsstrümpfe ein. Im neuen Stück der Comödie Dresden, „Schwanensee in Stützstrümpfen“, wird die
54-Jährige eine Frau im „besten Alter“ spielen – im besten Alter, ihren Job zu verlieren, wenn sie nicht kreativ und mutig Neues versucht. Im SZ-Interview spricht die Schauspielerin und ehemalige Glücksrad-Fee über Jugendwahn, Frauenbilder und Chancen jenseits der 50.

Frau Gilzer, trauern sie um Schwester Yvonne ?

Der geht es sicher gut auf Dubai, und ab und zu kommt sie ja für einen Besuch zurück. Ich hatte 15 wunderbare Jahre im Team von „In aller Freundschaft“, dafür bin ich dankbar. Dass jederzeit Schluss sein kann, das war mir klar. Nicht umsonst haben wir Schauspieler immer nur Einjahresverträge. Das hält die Möglichkeit offen, Rollen und Besetzungen zu ändern. Trotzdem hat mich die Entscheidung auf dem falschen Fuß erwischt.

Wie ging das vor sich?

Einmal im Jahr hatten wir alle ein Gespräch, in dem es um die künftige Entwicklung unserer Rolle ging. Da wurde mir eröffnet, dass man mit mir nur noch für gelegentliche Gastauftritte zusammenarbeiten werde. Die Sachsenklinik-Besetzung soll sich insgesamt verjüngen, und eine neue Krankenschwester biete mehr Möglichkeiten, um neue Geschichten zu erzählen.

War das schmerzhaft?

Es kam jedenfalls zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Mein Mann und ich hatten uns getrennt, ich war gerade erst in meine neue Wohnung gezogen und hatte für den Umzug und neue Einrichtung viel Geld ausgegeben. Ein Jahr später wäre ich aus dem Gröbsten raus gewesen, aber nun war es nun mal so.

Rollen für reifere Frauen gibt es zu wenige, heißt es immer. Wie groß war Ihre Sorge, dass dieser Abschied auch das Ende ihrer Karriere sein könnte?

Die Frage ist, in welchen Rollen ich mich sehe. Frauen in meinem Alter bekommen gern die Mutter-Rollen mit biederer Frisur ab. Das passt zu mir nicht. Ich könnte eine Rechtsanwältin spielen, eine Chefsekretärin oder eine Unternehmerin. Aber keine Mutter. Aber das hat nichts mit dem Alter zu tun. Ich bin sicher, dass ich rüstig altern und irgendwann eine agile Oma spielen werde. Man kann auch im hohen Alter noch die Rolle seines Lebens finden und muss nur zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Dafür braucht es ein wenig Glück.

Und keine Berührungsängste mit Stützstrümpfen. Wie finden Sie die Aussicht?

Ich freue mich auf die neue Rolle und die Gelegenheit, Theater zu spielen. Mit Theaterbühnen habe ich noch keine große Erfahrung. Doch das Komische liegt mir, denn ich habe ja auch Comedy-Sendungen gemacht. Die Frau, die ich spielen werde, muss wirklich um ihre Existenz bangen und tut etwas, das sie noch nie getan hat, ohne falsche Eitelkeiten und schließlich mit großem Erfolg. Das ist spannend. Und schön auch, dass die Rolle teilweise umgeschrieben und extra auf mich zugeschnitten wurde.

Sie sagen, Glück gehöre zum Erfolg dazu. Haben Sie es als Geschenk empfunden, Assistentin in der Sendung „Glücksrad“ gewesen zu sein?

Immerhin hatte ich dort zehn gute Jahre und habe mein Geld verdient. Dass dieser Job auch seine Kehrseiten hatte, zeigte sich recht bald. Ich hatte erst nebenbei, dann professionell gemodelt und schließlich an einem Casting für die Show teilgenommen, die damals ganz neu startete. Eigentlich war ich gar nicht so wild darauf, genommen zu werden. Es waren die Anfänge des Privatfernsehens, und man wusste nicht, was daraus noch werden würde. Vielleicht machen die bald wieder dicht, dachte ich. Für ein Jahr wollte ich dabei bleiben, daraus wurde dann eine so lange Zeit, in der ich gelegentlich gehadert habe.

Warum?

Weil ich für eine dumme Person gehalten wurde. Alice Schwarzer legte gerade los, und die Emanzipation zeigte erste Erfolge. Aber da war ich: hübsch und stumm als Staffage für zwei Gecken, die sich selbst feierten. Ich galt als Angriff auf das moderne Frauenbild. Da gab es heftige Lästereien, und Leute, die mich vielleicht in meinem Ziel, Schauspielerin zu werden, hätten unterstützen können, meinten wohl, ich könne keinen vernünftigen Satz sprechen.

Wie haben die Menschen auf der Straße auf Sie reagiert?

Mich begleiteten schon hin und wieder Straßenchöre, die brüllten: Ich kaufe ein A. Doch als ich dann mit ,In aller Freundschaft‘ bekannter wurde, sprachen mich Leute immer häufiger mit ,Schwester Yvonne‘ an. Das war dann auch ein anderes Publikum als das vom Glücksrad. Auf jeden Fall habe ich geschafft, was ich wollte – ich bin Schauspielerin geworden. Die Glücksfee hatte auch Glück.

In „Schwanensee mit Stützstrümpfen“ spielt Maren Gilzer ab dem 15. August zusammen mit Ursula Schucht, Christina Papst, Ernst Dollwetzel und Björn Helget unter der Regie von Matthias Nagatis. Comödie Dresden, WTC, Freiberger Straße 39. Tickets: an allen Vorverkaufsstellen, und der Theaterkasse www.comoedie-dresden.de