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Die Geschichte mit dem Meisterbräu

Trainer-Legende Eduard Geyer plauderte bei „Bier&Kultur“ über Fußball. Und erfuhr dabei auch selbst Überraschendes.

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© Kristin Richter

Von Jens Fritzsche

Dass er der Auslöser einer kuriosen Radeberg-Geschichte ist, war ihm neu. Fußball-Trainer-Legende Eduard „Ede“ Geyer staunte Freitagabend jedenfalls nicht schlecht, als er erfuhr, dass seine erfolgreiche Arbeit bei Dynamo Dresden im Sommer 1989 für eine ganz besondere Pilsner-Edition aus der Radeberger Exportbierbrauerei gesorgt hatte. Denn weil die Dresdner Kicker unter Trainer Geyer DDR-Meister wurden, spendierte die Brauerei damals das passende „Meisterbräu“. Radeberger mit extra produzierten Etiketten für die Meisterfeier im Dynamo-Casino.

„Das habe ich damals gar nicht mitbekommen, wahrscheinlich hatten die Spieler schon alles weggetrunken, bevor ich kam“, merkte der bestens aufgelegte Kult-Trainer schmunzelnd an. Und dass er dann auch gleich noch eine dieser historischen Radeberger-Meisterbräu-Flaschen mit nach Hause nehmen konnte, machte den wortgewandten Eduard Geyer dann sogar kurzzeitig ein wenig sprachlos.

Conrad-Brüne-Haus war ausverkauft

Aber natürlich fand er die Worte schnell wieder. Sehr zur Freude der Zuschauer im ausverkauften Conrad-Brüne-Haus der Radeberger Exportbierbrauerei. SZ und Brauerei hatten „Ede“ Freitagabend in die gemeinsame Reihe „Bier&Kultur“ eingeladen, um mit ihm über sein Buch „Einwürfe“ und natürlich so manche Anekdote aus seiner Zeit als Dynamo-Kicker Mitte der 1970er Jahre, seine Trainer-Jahre bei Dynamo, als letzter DDR-Nationalcoach und natürlich Energie Cottbus zu reden. Die Cottbuser hatte er ja bekanntlich sogar in die Bundesliga geführt. Da gibt es ja nun wahrlich eine Menge zu erzählen. Zum Beispiel über die diebische Freude, dass die großen Bundesliga-Namen nun ins kleine Cottbus fahren mussten. „Einige dachten ja wegen des sorbischen Namens am Ortsschild, sie wären in Polen“, kann er sich noch heute ein Grinsen nicht verkneifen. Zehneinhalb Jahre war er Trainer in der Lausitz – und ihm blutet das Herz, dass die Cottbusser nun in die vierte Liga abgestürzt sind. Aber noch mal Trainer dort? „Nein, ich werde kein Trainer mehr“, sagt er.

Eduard Geyer ist heute nur noch Zuschauer. Im DDV-Stadion bei Dynamo. Und schaffte es kurz vor Weihnachten hier sogar noch mal zu deutschlandweitem Aufsehen. Er hatte einen Dresdner Fan am Winterjacken-Kragen geschnappt und ihm mächtig die Meinung gegeigt – TV-Kameras hatten das Ganze eingefangen. „Er hat auf den Rasen gerotzt, als die Spieler aus Karlsruhe kamen, das ist eine Sauerei“, ärgerte sich Eduard Geyer auch Freitagabend noch.

Blick zur Ersten Liga

Ansonsten machen ihm seine Dynamos derzeit durchaus Freude. „Und es ärgert mich, dass durch einige Unentschieden die Chance, besser dazustehen vergeben wurde“, macht er klar, dass die Dynamo-Ambitionen aus seiner Sicht durchaus Richtung Erste Liga gehen sollten. „Wer sagt, der Aufstieg käme zu früh, erzählt Unsinn!“ Ein Aufstieg komme nie zu früh. „Alleine aus finanzieller Sicht“, sagt er.

Wenn Eduard Geyer von Dynamo redet, sagt er noch immer „wir“. Es ist eben nach wie vor sein Verein, den er 1989 nicht „nur“ zur Meisterschaft führte, sondern auch bis ins Europacup-Halbfinale. Soweit wie kein Trainer zuvor. Und bei seinem zweiten Dynamo-Engagement 2007/08 legte er mit dem Aufstieg in die neu geschaffene Dritte Liga den Grundstein für die erfolgreiche Ära, die in die zweite Liga führte. Vielleicht war das ja sogar einer der wichtigsten Erfolge für den Verein überhaupt? Und kommt Geyer als Trainer in der Dynamo-Historie immer viel zu kurz weg? „Es ist schon so, dass Trainer Walter Fritzsch alles andere überstrahlt“, sagt er gelassen. Dass aber bei der Jubiläumsfeier zum 60. Vereinsgeburtstag ausgerechnet Geyers Meisterschaft 1989 und besagter Aufstieg nicht erwähnt wurden, das nimmt er seinem Verein dann doch übel.

Geyer sammelt Witze

Aber die gute Laune überwiegt, sagt er dann. „Ich bin ein fröhlicher Mensch.“ Einer übrigens, der Witze sammelt. Und erzählt. Auch davon gab er die eine oder andere Kostprobe in Radeberg – und bewies, dass er das Zeug zum Schauspieler hat! Und dass, wer Eduard Geyer im Internet googelt, zu allererst auf Seiten stößt, wie „die besten Sprüche von Ede Geyer“, stört ihn nicht, sagt er. Auch, wenn seine sportlichen Erfolge da ein wenig in den Hintergrund treten. „Ist doch toll, wenn die Leute meine Sprüche als Trainer witzig fanden.“ Sprüche wie: „Wenn sich jemand dehnen will, soll er nach Dänemark fahren, bei mir wird gelaufen, da kann keiner quatschen“.

Und er war ja auch erfolgreich, so wie er ist, der Eduard Geyer. „Wir haben in Cottbus immerhin die Bayern geschlagen“, sagt er mit breitem Grinsen. Und er hat es mit seinen Spielern – noch als Zweitligist – bis ins DFB-Pokalfinale geschafft. Dass sie ihm dafür irgendwann mal ein Denkmal in Cottbus setzen werden, glaubt Eduard Geyer nicht. „Aber die können mich schon noch ganz gut leiden, dort“, schmunzelt er.

Dass er während seiner Trainerzeit sogar mal eine Rolle auf der Speisekarte der Stadion-Kneipe gespielt hat, war ihm aber entgangen. Im „Energie-Eck“ gab es eine Zeit lang zum Beispiel „Geyer-Steak“. Aber die Wirtin hatte die Karte zügig ändern müssen, „weil wir dem Ansturm nicht mehr Herr geworden sind“, verrät sie heute. „Das habe ich damals gar nicht mitbekommen“, staunte Eduard Geyer Freitagabend. Eine schöne Story sei das, findet er. Und sagt augenzwinkernd: „Hat sich also doch gelohnt, heute herzukommen …“ Ein Satz, den auch die Besucher im ausverkauften Brüne-Haus unterschreiben.

Die nächste Ausgabe von „Bier & Kultur“ gibt’s am 7. April. Dann wird das „Duo Spanish Mode“ mit Weltmusik aus Lateinamerika, Songpoesie aus Mexiko und gewürzt mit einer Prise Klezmer zu erleben sein. Tickets können ab sofort in der Radeberger Brauerei unter 03528 454260 bestellt werden sowie [email protected]