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Die Geschichte einer Flucht

Die jungen Sänger der Kirchgemeinde Gaußig haben sich in den Winterferien einer besonderen Aufgabe gestellt.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Gaußig. Das Korngebinde, das die Frau in den Armen hält, ist etwas besonders Wertvolles. Denn in ihrem Heimatort herrscht Hungersnot. Das können sich die 30 Kinder aus Gaußig und Umgebung, die derzeit eine alttestamentarische Geschichte mithilfe des Musicals „Ruth“ erzählen wollen, kaum vorstellen. Aber unter Anleitung von Kantor Alexander Rönsch dringen die Mädchen und Jungen immer tiefer in diese Geschichte ein, in der davon erzählt wird, wie eine Familie mit zwei Söhnen vor einer Hungersnot in Bethlehem in dem Land Moab Zuflucht sucht und dort gastlich aufgenommen wird. Da alle drei Männer sterben, entschließt sich die kinderlos gewordene Witwe Noemi allein nach Judäa zurückzukehren. Ihre beiden moabitischen Schwiegertöchter hängen jedoch an ihr und die eine, Ruth, lässt sich nicht dazu überreden, im eigenen Land zu bleiben, sondern verlässt mit Noemi ihr Herkunftsland Moab. Mit einem Schwur bindet sie sich lebenslang an die Schwiegermutter.

In Betlehem angekommen, gilt Ruth als Ausländerin. Doch die beiden Frauen schaffen es, sich in die judäische Gesellschaft zu (re-)integrieren. Die Moabiterin Ruth wird schließlich als vollwertiges Mitglied des jüdischen Volkes anerkannt und zur Ahnfrau König Davids - und damit auch zu einer der Stammmütter Jesu. Das Musical „Ruth“ ist also auch eine Geschichte, die deutliche Parallelen zur Gegenwart aufweist und Fragen nach Flucht und Integration stellt.

Proben im Waldschulheim

Um intensiv für die Aufführung des Musicals zu proben, sind die Gaußiger Kurrende-Sänger ins Waldschulheim nach Halbendorf/Spree gefahren. „Wir erarbeiten jedes Jahr in den Winterferien eine Musical-Aufführung“, berichtet Alexander Rönsch. Letztes Jahr stand beispielsweise „Samuel“ auf dem Programm. In den Vorjahren hätten die Gaußiger immer im Schullandheim Neukirch Quartier genommen. Das sei aber diesmal nicht mehr möglich gewesen, weil dort jetzt minderjährige unbegleitete Flüchtlinge untergebracht sind. Obwohl die Gaußiger mit der Alternative in Halbendorf sehr zufrieden sind, gibt es einen kleinen Nachteil: Von Neukirch aus war man schneller in Gaußig, wenn irgendetwas fehlte.

Nur eine Ferienwoche haben die Kinder jetzt Zeit, um die Lieder des Musicals einzustudieren und die Handlung schauspielerisch umzusetzen. Die Hauptrollen spielen Annamaria Krumbiegel aus Günthersdorf und Nicodemus Mörl aus Diehmen. Insgesamt gibt es elf größere Rollen zu besetzen. Die anderen Kinder bilden den Chor. Einige haben auch Instrumente mitgebracht. Außerdem spielt eine Band, von deren Mitglieder einige auch die Schulband des Evangelischen Schulzentrums bilden.

Aufführung am Sonnabend

Ziel der intensiven Proben ist es, das Musical „Ruth“ am Sonnabend in der Gaußiger Kirche auf die Bühne zu bringen. Doch trotz der straffen Probenarbeit haben die Kinder natürlich auch freie Zeit, um sich in der herrlichen Natur rings um das Waldschulheim zu erholen. Auf dem Programm standen Bastelstunden, ein Hausmusikabend und der Auftritt des Puppenspielers Volkmar Funke aus Coswig. Am Freitag kehren die Kinder nach Hause zurück, um am Sonnabend um 14 Uhr noch einmal direkt am Auftrittsort zu proben.

Das Musical „Ruth“ wird am Sonnabend um 17 Uhr in der Gaußiger Kirche aufgeführt. Der Eintritt ist frei, aber es wird um eine Spende zur Deckung der Unkosten gebeten.