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Die Geschäfte laufen schlecht

Die Händler auf der Meißner Neugasse leiden unter den Bauarbeiten. Die sind aber nicht das einzige Problem.

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© Claudia Hübschmann

Von Nina Schirmer

Meißen. Es sind schwierige Zeiten, in denen Bärbel Nitz auf der Neugasse Fuß fassen will. Anfang Juni hat sie in Hausnummer 15 eine Galerie eröffnet. Landschaftsbilder und moderne Kunst steht über der Ladentür. Im Schaufenster hängen verschiedene Malereien – vom Dresdner Zwinger bis zum Alpenpanorama.

Jetzt herrscht auf der Neugasse kurz Ruhe, bevor auf den Kanalbau der Straßenbau folgt.
Jetzt herrscht auf der Neugasse kurz Ruhe, bevor auf den Kanalbau der Straßenbau folgt. © Claudia Hübschmann

Die Bilder in aller Ruhe betrachten – das geht allerdings kaum. Vor dem Geschäft fahren dröhnende Baufahrzeuge. Autos schlängeln sich zwischen rot-weißen Absperrbarken durch die Neugasse. Die Passanten eilen schnell vorbei. Hier erledigt jeder nur das Nötigste, scheint es. Zum gemütlichen Bummeln lädt die Straße derzeit wegen der Baustellen nicht gerade ein.

Für die Händler ist das ein Problem. „Es finden weniger Leute zum Geschäft“, sagt Bärbel Nitz. Ursprünglich wollte die Galeristin ihr Geschäft schon im Mai eröffnen. „Zum Glück habe ich es nicht gemacht“. Denn zu dieser Zeit liefen die Bauarbeiten gerade auf Hochtouren. Als Erstes wurde die Straße ausgeschachtet, um Wasserkanäle und Versorgungsleitungen neu zu verlegen. Der Einzug der Galerie gestaltete sich deshalb ziemlich problematisch. Vor dem Geschäft war die Straße auf, die Möbel mussten trotzdem in die Räume. „Die Auslegware haben wir über ein Gitter nach drinnen gereicht“, sagt Nitz. Von der Baustelle flog der Dreck in die Räume. Geklappt hat der Einzug am Ende trotzdem. Jetzt müssen nur noch die Kunden vorbei kommen.

Doch gerade neue, noch unbekannte Geschäfte haben es da momentan besonders schwer. In der Hausnummer 51 hat Anfang April das Hörstudio Vogler eröffnet. In schrillem Orange leuchtet die Reklame im Schaufenster. Trotzdem kann man den Laden leicht übersehen. Direkt vor der Tür stehen hohe Baucontainer. Von der gegenüberliegenden Straßenseite ist das Geschäft gar nicht zu erkennen.

Zu wenige Kunden – das Problem kennen aber auch alteingesessene Händler auf der Neugasse. Roland Seifert verkauft Heimtextilien vom Nachthemd bis zum Handtuch und Bettwaren im Bettenfachgeschäft Bematex. Die Zahl seiner Kunden ist überschaubar, um es positiv auszudrücken. Mit der Baustelle vor der Haustür habe das allerdings nur wenig zu tun. „Wer will, findet her“, sagt Seifert. Das Problem: Nur wenige wollen. „Die Leute kaufen immer weniger im Geschäft ein“, so der Händler. Die jüngere Generation bestellt online. Die Älteren kaufen sich nichts mehr. „Jetzt, wo viele Leute im Urlaub sind, ist es noch schlimmer.“

Dass die Einnahmen bei den meisten Geschäften eher dürftig sind, ist kein Geheimnis. Viele Händler haben schon aufgegeben. Gefühlt jedes dritte Geschäft steht leer – der hintere Teil der Straße in Richtung Neumarkt ist besonders betroffen. „Zu vermieten“ steht auf den Schildern in de Schaufenstern. Bettenfachverkäufer Roland Seifert will bis zur Rente durchhalten. Eine Umschulung würde sich für den 58-Jährigen nicht mehr lohnen.

Das einzig Positive: Probleme mit den Bauarbeitern haben die Händler offenbar nicht. Die Baumaßnahmen seien nun einmal notwendig und der Dreck verkraftbar, hört man in mehreren Geschäften. Als vor einiger Zeit aus Versehen Beton an die Hausfassaden spritzte, hätten die Bauleute das sofort mit Wasser wieder abgespritzt.

Im Schmuckgeschäft Schaller müssen sie zwar öfter den Staub von den Vitrinen wischen, seit vor der Ladentür gebaut wird. Das eigentliche Problem sei aber, dass zu wenige Touristen in die Neugasse geleitet würden. Die Busgruppen würden zur Manufaktur und zum Burgaufzug gefahren. In die Einkaufsstraße käme so fast niemand.

Im Moment wird die Baustelle zurückgebaut, denn die Tiefbauarbeiten konnten laut Stadtverwaltung planmäßig abgeschlossen werden. Auch die Gehwege sind offen. Das ändert sich jedoch ab Herbst, wenn die Bürgersteige und die Fahrbahn saniert werden. Damit dann trotzdem Leute zum Einkaufen kommen, plant die Stadt verschiedene Marketingaktionen. So werden Teile der Baustelle im Herbst und Winter beleuchtet. Unter dem Motto „Bagger aus, Licht an“ sollen Baukräne, Gerüste oder Baugräben illuminiert werden.