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Die Geheimnisse der Papiermacher

Peter Hillig zeigt in einer Ausstellung der Papierfabrik Industriegeschichte – von vielen Seiten und anschaulich.

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© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Freital. Ein Laster rollt gerade aufs Firmengelände. „Er holt fertiges Papier von der Versandhalle“, erklärt Peter Hillig und schaut dem Lkw nach. Was er dort in der Versandhalle vor fünf Jahren entdeckte, verrät der 75-Jährige im kleinen Museum der Papierfabrik Hainsberg. „Sie war bei ihrer Gründung im Jahr 1838 noch eine Papiermühle. Beim Bau der neuen Versandhalle fand ich die Betriebsstelle des Wasserrades.“ Zum 180. Firmenjubiläum in diesem Jahr wird die kleine Ausstellung, die Hillig vor fünf Jahren aufgebaut hat, wohl wieder etwas mehr im Fokus stehen.

Die Besucher treten zunächst in ein Büro im Biedermeierstil. Dort lernen sie den Kaufmann Gerhardt Friedrich Thode (1795-1848) kennen. Er rief das Unternehmen mit dem Apotheker Wilhelm Eduard Michael ins Leben. „Thodes Söhne Edmund und Robert führten die Papierfabrik schließlich zu großem Erfolg.“ Ein bebilderter Zeitstrahl führt durch die Papier-, Werks- und Weltgeschichte. „Ich habe vorm Aufbau die Papiertechnik-Abteilung des Deutschen Museums in München besucht“, sagt Peter Hillig.

Exponate hat er schon zu DDR-Zeiten aufbewahrt. Kollegen steuerten Fotos bei. Auf einem Bild ist sein Großvater in der Betriebsfeuerwehr zu sehen. Oft waren mehrere aus einer Familie in der Firma tätig. „Bei uns hieß es: Der Jüngste wird Filzjunge. Ich habe ähnlich angefangen.“ Ein Filzjunge arbeitet an der Presse der Papiermaschine. Dort wird das feuchte Faserflies, eine Papiervorstufe, auf Filze gebracht. Dann wird dem Faservlies Wasser entzogen. Im Hof steht eine rekonstruierte Filzwaschmaschine von 1907. Darin wurden die endlos gearbeiteten Filze gereinigt. In der Schau verdeutlichen Modelle den komplexen Prozess der Papierherstellung. Manches haben Lehrlinge nachgebaut, auch einen Satinierkalander. „Er glättet das Papier, damit es besser bedruckbar wird“, so Hillig. In Brigadebüchern stehen Bezeichnungen, wie „Kalanderführer“ oder „Papiersortiererin“. Letztere gibt es nicht mehr. „Es läuft alles vollautomatisch“, sagt Hillig. Er hat schon in den 1960ern studiert und war zuletzt bis 2005 Technischer Leiter der Firma.

Altes Handwerk zeigt er in der Büttenpapierwerkstatt. Sie wurde im Jahr 2013 von einem Freiberger Papiermacher übernommen. In der Papierfabrik werden damit auf Nachfrage edle handgeschöpfte Papiere mit individuellem Wasserzeichen hergestellt. Museumsbesucher können das Handschöpfen erleben. Die Papiermasse kommt aus der Produktion. Basis ist heute Recyclingpapier. Einst waren es Hadern und Lumpen. An der Rabenauer Mühle gab es eine firmeneigene Holzschleiferei. Dort wurde Holzschliff als Zusatz-Rohstoff erzeugt. 1869 wurde auf dem Areal in Hainsberg eine der ersten deutschen Strohstofffabriken errichtet. In ihr gewann man Zellulose aus Stroh. Aus Umweltgründen lief die Produktion nur relativ kurz.

In der Schau wird gern mal gefachsimpelt. Frühere und jetzige Papiermacher aus Hainsberg, ganz Ostdeutschland und dem Ausland waren schon zu Besuch. Auch Schulklassen kommen. „Lehrer berichten hinterher oft: Die Kinder schätzen Papier jetzt anders.“

Das kleine Museum der Papierfabrik öffnet für Gruppennach Anmeldung unter der Nummer 0151 58131390 (Peter Hillig) oder 0351 6474230 (Frau Nitt, Verwaltung).