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Die ganz große Kiste

Aus Holz kann man viel machen. Adrian Bilz mag das Material so sehr, dass er beruflich und hobbymäßig damit arbeitet.

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© Dirk Zschiedrich

Von Heike Sabel

Heidenau. Seine erste Kiste war vorn offen. Das hatte seine Richtigkeit. Es war eine Marktbude. Inzwischen baut Adrian Bilz andere Kisten. Für Radiatoren, Rohre, Kabel. Die sind in der Regel groß, riesig und immer mal wieder mit anderen Maßen. Der 21-Jährige ist Kistenbauer. Die korrekte Berufsbezeichnung lautet Holzmechaniker und ist das, was für Bilz sein Traumberuf ist.

Er hatte als Schüler damals vier Bewerbungen geschrieben. Kfz-, Holz- und Fahrradmechaniker sowie Tischler. Dass zweimal Holz dabei war, war kein Zufall. Er mag das Material. Dass er am Ende die Lehrstelle bei der Holzindustrie Dresden bekam, ist heute ein Glücksfall. Für Adrian Bilz und das Unternehmen, das vor zwei Jahren nach Dresden an die Dresdner Straße zog. Wer bei der Holzindustrie lernt, ordentliche Ergebnisse bringt, der kann auch bleiben. In 25 Jahren des Unternehmens sei noch niemand entlassen worden, sagt Mike Auris. Er ist gelernter Bau- und Möbeltischler und hat eine Bankkauflehre abgeschlossen. Damit war er die ideale Besetzung der Stelle bei der Holzindustrie. Auris ist für Vertrieb, Kundenservice, Schulungen der Mitarbeiter und Lehrlinge zuständig. Mit Letzteren hat er so seine Sorgen, nicht so sehr mit denen, die im Betrieb sind, sondern mit denen, die er sucht. Bei Adrian war es der Nachbar, der ihn auf den Betrieb aufmerksam gemacht hatte.

Weil nicht jeder seinen künftigen Betrieb in der Nachbarschaft hat, geht die Holzindustrie jetzt in die Offensive. Ausbildungsbörsen, Führungen und Besichtigungen, Praktikaangebote. Für Praktika sollten die Schüler mindestens 14 Jahre sein, für die Lehre den Abschluss der zehnten Klasse haben. Auf Biologie schaut Auris bei der Bewerbung nicht so, dafür sollten die künftigen Holztechniker technische Zeichnungen lesen können, handwerklich geschickt sein, mathematische Grundkenntnisse und natürlich Sinn für Technik haben. „Bei uns läuft keiner mehr mit dem Kantholz über der Schulter übern Hof“, sagt Auris. „Wir sind top ausgestattet, Kran, Stapler, viel Technik gehören dazu.“ Der Geruch von Holz auch, ebenso wie die Chancen, sich weiter zu entwickeln. Zum Meister zum Beispiel oder man kann studieren. Es ist die Mischung von Konstruktion und Fertigung, die den Holzmechaniker macht. Wer den Beruf lernt, fängt mit 600 Euro Lehrlingsgeld im ersten Jahr an, über 650 Euro im zweiten geht es bis zu 700 Euro im dritten.

Bisher hatte Auris sechs Bewerbungen für das neue Ausbildungsjahr, vier hat er gleich wieder aussortiert. Die übrigen zwei werden in das Unternehmen eingeladen. Am besten selbst gucken und probieren, ist das Motto. Adrian Bilz erklärt ihnen gern, was er macht. Auch die Tücken und Schwierigkeiten des Berufs. Einmal ist eine Kiste danebengegangen. Er hatte zwei Maße verwechselt, sodass die Kiste nicht passte. „Aber sie konnte noch gerettet werden“, sagt der junge Mann.

Ihn lässt das Holz auch nach Feierabend nicht los. Im Garten der Eltern hat er gerade das Vordach repariert. Und sein einjähriger Sohn findet auch schon Gefallen an Holzbausteinen.