Merken

Die Futterexpertin

Die richtige Tiernahrung zu finden, ist eine Wissenschaft. Susann Zimmermann rührt dafür sogar im Kot der Tiere.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Uta Büttner

Neuseußlitz. Was und wie viel Kühe und Schweine fressen sollen – damit beschäftigt sich Susann Zimmermann. Die Agraringenieurin betreibt einen Futtermittelvertrieb im Nünchritzer Ortsteil Neuseußlitz. Dafür haben sie und ihr Lebensgefährte 2014 die Scheune ihres Dreiseithofes saniert. Dort lagern neben Stroh und Heu verschiedene Futterarten für Nutztiere, aber vor allem für Pferde und Kleintiere wie Hunde, Katzen, Hühner oder Enten.

Den Haupterwerb erzielt die 36-Jährige jedoch als Fütterungsberaterin in großen Landwirtschaftsbetrieben. Anfangs, ab 2006, noch als Angestellte für eine Firma tätig, machte sie sich 2009 selbstständig. Grund: „Als ich nach der Elternzeit wieder mit Arbeiten anfing, musste ich mich nach ein paar Tagen aufgrund eines Infekts meiner Tochter gleich krank melden. Das war mir sehr unangenehm“, sagt Susann Zimmermann.

Mit Olympiasieger im Geschäft

Inzwischen zählt sie etwa 25 Betriebe zu ihren Kunden. Dafür ist sie im Umkreis über Leipzig bis nach Wittenberg und östlich bis zur A13 unterwegs. „Es war nicht einfach, diesen Kundenstamm aufzubauen.“ Sie habe die Landbauern überzeugen müssen, dass sie nicht einfach nur die Futtermittel verkaufen will. Denn ihr liegen die Tiere am Herzen.

Nicht für jedes Tier ist das gleiche Futter gut. Deshalb gehe sie auch in die Ställe und schaue sich die Tiere an – im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen. „Viele machen sich nicht die Füße dreckig“, sagt Zimmermann. Dabei untersuche sie auch den Kot der Tiere. Reicht eine einfache Sichtung nicht aus, nehme sie auch mal ein Sieb, wasche den Kot aus und schaue sich die Restbestandteile an. Daran erkenne sie, ob die Futterzusammensetzung gut ist. „Finde ich zum Beispiel Maiskörner, dann ist zu viel Stärke in der Ration“, erklärt sie.

Dass die Qualität von Kuhmilch auch von der Futterzusammensetzung abhängt, ist bekannt. „Über das Futter kann man aber zum Beispiel bei Säuen auch regulieren, wie viel Ferkel sie bekommen“, erklärt die Agraringenieurin.

Susann Zimmermann ist mit Tieren in der Oberlausitz aufgewachsen. Auf dem großen Bauernhof ihres Opas war sie regelmäßig im Kuhstall und schaute bei Geburten zu. In den Ferien habe sie auch in einem benachbarten Schweinestall ausgeholfen. Nach dem Abitur ging die junge Frau erst einmal nach Kalifornien. „Ich wollte Luft schnuppern, was es sonst noch so auf der Welt gibt.“ Bei einem internationalen Sportpferde- und Kuhstall mit 3 000 Kühen blieb sie dann statt für ein halbes Jahr zwei Jahre hängen. „Es hat mir dort so gut gefallen, und ich habe mich bis in eine leitende Position hochgearbeitet“, sagt Susann Zimmermann stolz.

Nach ihrem Auslandsaufenthalt war sie sich dann sicher, dass sie Agrarwissenschaft studieren wollte. An der Fachhochschule in Pillnitz lernte sie ihren Lebensgefährten kennen. Mit ihm kaufte sie 2009 den Dreiseithof aus dem Jahre 1910. Mit viel Fördergeld von der EU sanierten sie zunächst von 2010 bis 2012 das Wohnhaus.

Da sich Susann Zimmermann auch sehr für Pferde interessiert, absolvierte sie noch eine Ausbildung als Pferdewirtschaftsmeister. So besitze sie auch eine Stute mit Fohlen, ein Pony und zwei Turnierpferde. Die Leidenschaft für den Pferdesport führte sie erst vorige Woche zu einem internationalen Reitturnier mit Olympiasieger Ludger Beerbaum nach Riesenbeck. Dort ist die rührige Geschäftsfrau mit Beerbaum auch über das Pferdefutter, das er selbst produzieren lässt, ins Gespräch gekommen. Weil sie von der guten Qualität dieses Futters überzeugt ist, wird sie ab November dieses auch vertreiben. „Zwar haben die Futtermittel auch einen stattlichen Preis, aber ich bin überzeugt, dass sie sehr gut sind“, sagt Susann Zimmermann.

Öffnungszeiten Futterscheune Neuseußlitz, Neuer Weg 33: freitags von 16 Uhr bis 18 Uhr oder nach telefonischer Absprache unter 0172 7902761.