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Die für den guten Ton

Eine Firma aus Radebeul stattet Dresdens größte Stadtfestbühne am Theaterplatz aus – etwa für „City“ und „Die immer lacht“.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul/Dresden. Als „City“ am Freitagabend Dresdens größte Stadtfestbühne auf dem Theaterplatz rockte, mussten Ton und Licht bis aufs i-Tüpfelchen stimmen. Toni Krahl und Co. verlangen Präzision, selbst unter Gewitterwolken. Es hat funktioniert. Genauso wie vorher bei der Dresdner Philharmonie und danach bei „Die immer lacht“ von Stereo Act aus dem Erzgebirge.

Die beiden und ihre Mannschaft haben die Bühne mit Scheinwerfern und Lautsprechern ausgestattet.
Die beiden und ihre Mannschaft haben die Bühne mit Scheinwerfern und Lautsprechern ausgestattet.

Was jeder, der da vor der Semperoper mittanzt, für selbstverständlich nimmt, ist es nicht. Hundert Scheinwerfer, die sich in jede Richtung drehen können, kilometerlang Kabel und zig Lautsprecher, die aufeinandergesteckt die Bühne säumen.

Verantwortlich für das Ausstatten von Dresdens größter Stadtfestbühne sind zwei Radebeuler. Janek (34) und Henryk (43) Heidloß haben seit Mittwoch mit ihrer Crew geschraubt und gesteckt, schier unendlich Strippen gezogen und Hunderte Stecker so verbunden, dass letztlich vom Reglerpult alles so blitzt, blinkt und tönt, wie es eben Toni Krahl oder am heutigen Sonnabend „Renft“ (19 Uhr) haben wollen.

Am Donnerstagabend wuselten noch Dutzende Männer, zumeist in schwarzen T-Shirts und Hosen, über die Bühne. Erst stecken und schrauben die Männer vom Bühnenbau, dann folgen die Techniker für Ton und Licht. Was der Laie für organisatorischen Wahnsinn halten könnte, ist hier detailgetreu durchgeplant.

„Geht auch nicht anders“, sagt Henryk Heidloß. Etwa einen Monat vorher bekommen wir von den Bands und wer sonst noch auf die Bühne kommt die Anforderungen. Nach dem, was sie vorhaben, planen wir die Positionen von Scheinwerfern und Lautsprechern. Beim Stadtfest ist die Bandbreite groß wie selten. Volkswagen präsentiert sich. Klassische Musik muss genauso funktionieren wie eben Rock. „In jedem Winkel vom Theater soll der Besucher gut hören, ohne dass er zugedröhnt wird“, sagt Janek.

Die Männer wissen, wie das geht. Beide haben bei Vater Dieter Heidloß gelernt. Der ist gelernter Drucker, hat Musik studiert und einst die Dresdner Band „Lotos“ gegründet und dort selbst als Frontmann gesungen und später die Truppe gemanagt. Als nach der Wende weniger Leute die Depeche Mode des Ostens, wie sie damals genannt wurden, hören wollten, weil sie die Platten vom Original kaufen konnten, hat Dieter die Firma Megatec gegründet – Licht und Ton für Bühnen.

Gute Freundschaften zu Veranstaltern wie Bernd Aust halfen dabei. Mittlerweile sind die Radebeuler unter Insidern allerdings so bekannt, dass sie europaweit gebucht werden. Messestände in Barcelona, London und Kopenhagen gehören genauso zu den Aufträgen wie der Weihnachtszirkus in Dresden bei Mario Müller-Milano. „Darüber sind wir besonders froh, weil im Winter viel weniger los ist und das die Firma finanziert“, sagt Janek. Wer hinter die Kulissen von professionellen Ton und Lichtmachern schauen darf, erfährt, dass allein ein Scheinwerfer zwischen 2 000 und 5 000 Euro kostet. Das meiste Geld, was die Männer verdienen, wird wieder investiert. „Bei uns ist alles unser, alles bezahlt, und keine China-Lichter“, sagt Henryk mit Stolz im Unterton.

Auch Janek und Henryk sind Nebeneinsteiger. Dachklempner und Groß- und Außenhandelskaufmann haben sie gelernt. Doch das, was der Vater aufgebaut hat und wo sie schon immer dabei waren, das fasziniert mehr. Immer was Neues, neue Leute, knifflige Herausforderungen, das mögen wir, sagen beide über ihren Job. Auch wenn sie im Sommer oft weit weg von der Familie sind. Janek in den Stadtfesttagen wahrscheinlich zum zweiten Mal Vater wird. „Dann muss ich mal kurz weg.“

Die zehn Minuten Zigarettenpause sind vorüber. Sandro Roch, der Mann vom Bühnenaufbau, zeigt auf die Lautsprecherzeile am linken Bühnenrand, die im Wind leicht schwankt. Sie muss nachgezurrt werden, damit im Gewitter nichts zerschlagen wird. Ansonsten scheint unter den schwarzen Planen beim Dresdner Stadtfest alles zu passen.

50 bis 60 Bühnen rüsten die Heidloß-Brüder übers Jahr aus. Ganz große wie in Dresden, aber auch kleine. Wer sie mal direkt vor Ort in der Heimat beobachten will – die nächste Gelegenheit gibt es beim Herbst- und Weinfest in Kötzschenbroda, wo sie wieder die Strippen ziehen und für den guten Ton sorgen.

www.dresdner-stadtfest.com

www.megatec-events.de