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Die frische Volkshochschule

Julia Ressel hat einen eigenen Youtube-Kanal, Tessa Enright ist frisch aus den USA hergezogen. Beide unterrichten nun.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Daniela Pfeiffer

Altbacken? Längst nicht mehr! Maik Gloge, Leiter der Görlitzer Volkshochschule, hat Themen und Angebote seiner Einrichtung in den vergangenen Jahren sehr verjüngt. Im jetzt gestarteten Frühjahrssemester setzt er das fort. „Wir wollen breit aufgestellt sein und für alle etwas haben: egal, ob 12 Jahre alt oder 72. So drehen sich etliche der 600 Angebote um PC und neue Medien. Da können etwa Kinder Tastaturschreiben lernen. „Es ist überhaupt nicht unmodern, das zu machen“, findet Gloge. Auch 3-D-Drucker, Smartphone oder Tablet sind Themen – sowohl für Leute, die sich auskennen und weiter dazu lernen wollen als auch für blutige Anfänger. „Viele zwischen 45 und 70 Jahren, die sich mit dem Thema Computer nicht mehr beschäftigen wollen, merken, dass es doch nicht ohne geht.“

Tessa Enright lebt seit Dezember in Görlitz. Die studierte Germanistin unterrichtete in ihrer Heimat bereits ehrenamtlich Englisch für Flüchtlinge.
Tessa Enright lebt seit Dezember in Görlitz. Die studierte Germanistin unterrichtete in ihrer Heimat bereits ehrenamtlich Englisch für Flüchtlinge. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Um ständig interessante Themen anbieten zu können, ist Maik Gloge auch immer auf der Suche nach neuen Kursleitern. Seit kurzem hat er zwei junge Damen neu im Team. Die SZ stellt beide vor:

Julia Ressel – die Youtuberin

Mehr als 4 000 Menschen folgen der 27-jährigen Görlitzerin auf ihrem Youtube-Kanal „Frau Farbenfroh“ im Internet. Hier berichtet die zweifache Mutter in Videos von den Dingen, die sie als Frau und Mutter eben so beschäftigen: Hochzeit, Schwangerschaft, Geburt, Kindererziehung, Urlaub mit Baby, Partnerschaft. Eine Million Klicks zählt sie inzwischen, so viele haben ihre Videos gesehen. Weil sich bei solchen Zahlen bereits Werbepartner einschalten, kann die junge Görlitzerin damit sogar Geld verdienen. So viel vom eigenen Leben offenzulegen – damit hat sie kein Problem. „Sicher öffnet man sich damit schon sehr, aber letztlich sind es nur Ausschnitte aus unserem Leben. Ich bestimme immer noch selbst, was ich zeige und was nicht“, sagt sie. Die Gesichter ihrer Kinder verpixelt sie, wenn sie über ein Jahr alt sind.

Eigentlich hat die Görlitzerin in Leipzig Eventmanagement studiert, kam der Familie wegen aber zurück in die Heimat. Weil es hier in ihrem beruflichen Terrain schwierig sei, Fuß zu fassen, ist sie nun auch an der Görlitzer Volkshochschule durchgestartet. Hier lehrt Julia Ressel alles über die neuen Medien: Instragram, Twitter, Youtube, Facebook (siehe Kasten). Damit kennt sie sich aus, kann Kursteilnehmern von eigenen Erfahrungen berichten, Tipps geben, wie man sich im Netz trotz aller Offenheit schützen kann. Vermitteln möchte sie das sowohl an Privatleute als auch an Firmen.

Tessa Enright – das Sprachtalent

Nicht nur neu an der Volkshochschule, sondern auch in der Stadt ist Tessa Enright. Die 32-Jährige ist Amerikanerin und im Dezember mit ihrem Mann nach Görlitz gezogen. Er ist gebürtiger Görlitzer und mit der Ehefrau nach einigen Jahren in den USA zurückgekommen, um die Sanitärfirma des Vaters zu übernehmen. Tessa Enright, die in Florida geboren und in Phoenix/Arizona aufgewachsen ist, hat Germanistik studiert und auch zwei Jahre in Dresden verbracht. „Görlitz ist gegen Dresden oder Phoenix schon recht klein, aber so schön und so historisch“, schwärmt sie. Immerhin wohnt sie mit ihrem Mann mittendrin im Herzen der Altstadt, wo sie auch ein altes Haus sanieren.

Die Phase des Einlebens ist noch nicht vorbei, das räumt sie ein. „Das Wetter ist halt sehr kalt hier, ich komme ja aus der Wüste.“ Ans vollkommen andere Kochen und Essen müsse sie sich auch noch gewöhnen. Genau wie ans Unterrichten. Zwar hatte sie in der Heimat bereits Deutschkurse gegeben. „Aber ich bin immer noch ein wenig schüchtern vor der Klasse“, gibt sie ehrlich zu. Die Feuerprobe an der Volkshochschule hat sie aber schon erfolgreich gemeistert, die ersten Englischkurse bereits gegeben. Bei der Begegnung mit ihr hätten die Görlitzer zurzeit nur ein Thema, schmunzelt sie: Trump und die aktuelle US-Politik. Mit einer Antwort hält sie sich dann aber zurück. „Über das Thema möchte ich lieber nicht nachdenken.“