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Die Frau ohne Handy

Ines Conru sitzt jetzt im Gemeinderat. Sie ist eine moderne Geschäftsfrau und doch ein bisschen anders.

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Von Cathrin Reichelt

Sie weiß, was sie will, aber schwimmt dabei nicht mit der Masse mit. Sie hat kein Handy und ist nicht im Facebook vertreten. „Ich finde es furchtbar, wenn sich die Leute in der Gaststätte gegenübersitzen, nicht miteinander reden, aber permanent mit dem Handy spielen“, sagt Ines Conru. Wer etwas wolle, könne sie über das Festnetz erreichen.

Erreichbar ist sie jetzt auch im Zschaitzer Gemeinderat. Ein bisschen erstaunt ist sie immer noch darüber. Sie stand zum ersten Mal auf der Kandidatenliste. Und es hat auf Anhieb geklappt. „Eine Freundin hatte mich angesprochen und gefragt, ob wir uns gemeinsam bewerben wollen. Aber sie hat dann einen Rückzieher gemacht“, sagt Ines Conru. Familie und Freunde haben ihr den Rücken gestärkt. Nun gehört sie als Parteilose zur Freien Wählergemeinschaft Zschaitz-Ottewig. Sie ist in Goselitz aufgewachsen, hat aber eine Zeit lang in Döbeln gewohnt. „Vor zehn Jahren haben wir auf dem elterlichen Grundstück gebaut und sind zurückgezogen“, sagt sie. In der Schule ihrer beiden Kinder hat sie im Elternbeirat mitgearbeitet. Politisch engagiert war sie aber noch nie. „Trotzdem bin ich ein Mensch, der immer etwas bewegen will“, sagt Ines Conru. Dass ihr auch das Organisieren im größeren Stil liegt, hat sie bei den Hochwassern 2002 und 2013 gemerkt. Beide Male stand ihr Haus am Döbelner Niedermarkt, in dem sie mit ihrem Mann Heiko die C&M Büro- und Datentechnik Handels GmbH betreibt, unter Wasser.

Aus diesen Erfahrungen heraus liegt ihr der Hochwasserschutz auch besonders am Herzen. Nach der Überschwemmung von Möbertitz nach den starken Niederschlägen hält sie Gespräche mit den Bauern für besonders wichtig. Von deren Feldern kam die Schlammlawine. Außerdem denkt die Goselitzerin an eine Sanierung des Sandbaches.

Verändern sollte sich auch die Ordnung und Sauberkeit in der Gemeinde. „Wenn ich durch die Straßen fahre, ärgere ich mich darüber, wenn auf den Wegen das Unkraut hoch steht“, meint sie. Sie verstehe nicht, dass beim Jäten und Kehren für viele Eigentümer an der Grundstücksgrenze Schluss ist. Früher hätten sich die Menschen mehr gekümmert und die Gemeinschaft im Dorf sei besser gewesen. Positiv findet Ines Conru, dass sich wieder junge Familien entscheiden, auf dem Land zu wohnen. Die Dorffeste, Oster- und Herbstfeuer würden helfen, sich kennenzulernen und zu integrieren. „Die Begegnung zwischen den Menschen finde ich ohnehin sehr wichtig“, erklärt die Geschäftsfrau. Sie würde gern die älteren mehr mit den jüngeren Einwohnern zusammenbringen. Ein Begegnungstag könnte der erste Schritt dazu sein.

Wenn sie sich für die Gemeinde etwas wünschen dürfte, wäre das ein kleines Einkaufszentrum mit Lebensmittelladen, Post, Bank und Lotto-Annahmestelle. Solch ein Geschäft fehlt nicht nur zur Versorgung, sondern wäre auch ein Begegnungszentrum.