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Die Frau im Pyramidenkleid

Beim Pyramidenfest werben Sachsens Holzkünstler für die heimische Produktion. Erstmals unterstützt ein lebendiger Adventsschmuck die Aktion.

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© René Meinig

Von Annechristin Bonß

Wie viel dieser Kopfschmuck wohl wiegen wird? Diese Frage haben sich am Sonnabend auf dem Striezelmarkt viele Gäste gestellt. Auf der großen Bühne steht Suzanne Kockat. Die 40-jährige Schauspielerin schlüpft in diesem Jahr in die Rolle der großen Stufenpyramide. Sie trägt ein Kleid mit weihnachtlichen Motiven: Nussknacker, Engel, Kurendesänger. Am Rocksaum ist ein Rad aus Holz montiert, darauf leuchten Kerzen. Kleine Lichter blinken auch im Stoff. Und auf dem Kopf dreht sich das Rad der Pyramide. Die elf hölzernen Flügel sind an einer Metallstange montiert. Sie ist auf einer Art Fahrradhelm befestigt. Suzanne Kockat dreht sich im Kreis. Sie spielt eine lebendige Pyramide.

Erstmals gibt es diese Figur in diesem Jahr auf dem Striezelmarkt. Sie ergänzt die Schar an weihnachtlichen Gestalten, die auf der Märchenbühne zweimal täglich für Unterhaltung sorgen. Zusammen mit dem bärtigen Knoxi, dem Pflaumentoffel, dem Herrnhuter Sternenmädchen, Nussknacker, Lichterengel und natürlich dem Weihnachtsmann steht Suzanne Kockat sechs Tage in der Woche auf der Bühne. Der schwere Kopfschmuck und das sperrige Kleid stören sie dabei nicht. „Ich spüre das Gewicht kaum. Nur das An- und Ausziehen ist ganz schön schwer“, sagt sie. Das muss immer direkt hinter der Bühne passieren. Ein Helfer ist notwendig. Denn Stufen steigen kann die Schauspielerin mit dem Kleid nicht.

Am Sonnabend nun war die lebendige Pyramide der Mittelpunkt. Traditionell feierten die Dresdner das Pyramidenfest. 1999 entstand die Idee, die XXL-Pyramide auf dem Altmarkt mit einem Fest zu würdigen. Die wurde 1997 von den Händlern auf dem Markt finanziert und von der Firma Gahlenz aus Oederan gefertigt. Mit einer Höhe von 14,62 Metern steht sie sogar im Guinness-Buch der Rekorde als größte Pyramide überhaupt. Die 30 Händler erzgebirgischer Holzkunst auf dem Striezelmarkt sind stolz darauf. Das Pyramidenfest war das zweite regelmäßige Event auf dem Striezelmarkt nach dem Stollenfest.

„Das Fest gehört zu den Highlights der Branche“, sagt Dieter Uhlmann, Geschäftsführer im Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller. 60 Mitglieder sowie die Genossenschaft Seiffen gehören dazu. Jeder siebte Stand auf dem Striezelmarkt bietet die erzgebirgische Holzkunst an, zu der natürlich nicht nur die Pyramide gehört. „So viel Angebot gibt es sonst auf keinem Markt“, sagt Dieter Uhlmann.

Das orientiert sich mehr und mehr an neuen, jungen Leuten. Die kaufen eher moderne Pyramiden ohne Figuren, mit Teelichtern, oder ein Licht- und Schattenspiel. Nicht nur der Generationswechsel ist eine Herausforderung für die Händler. Sie alle kennen die Konkurrenz aus China, die Holzkunst zu billigen Preisen anbietet. Dennoch ist Dieter Uhlmann zufrieden mit dem diesjährigen Weihnachtsverkauf. In der ersten Woche seien die Kunden noch verhalten gewesen, was wohl an der sehr langen Vorweihnachtszeit in diesem Jahr liegt. „Seit dem zweiten Advent sind wir aber recht zufrieden“, sagt er. Noch warten zwei weitere Geschäftswochen auf die Händler. Und auf die lebendige Pyramide. Suzanne Kockat freut sich auf die Zeit bis Weihnachten. Ihr Pyramidenlied wird sie noch öfter singen und sich dazu drehen. Auch mit schwerem Kopfschmuck.