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Die Frau hinterm Bauernmarkt

Kerstin Labitzke organisiert das Fest seit 1999. Keiner kann das so gut wie sie. Aber sie würde gern mal was anderes machen.

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© Claudia Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Jetzt, wo der 20. Jubiläums-Bauernmarkt vorbei und gut gelaufen ist, klopfen ihr alle auf die Schultern – zu Recht. Denn gerade noch hat sie „die letzte Strohpuppe ausgezogen“, die am Straßenrand auf das Ereignis aufmerksam machte. Doch wie Kerstin Labitzke bis zur letzten Minute schwitzte, weiß sie wohl nur selbst. „Der Mähdrescher wurde plötzlich abgesagt und das Tier fürs Kuhroulette ist auch ausgefallen“, erinnert sie sich. Die Kuh hatte einfach kurz vorher gekalbt. Was machte Kerstin Labitzke? Sie tigerte quasi durch jeden Stall der Region, um Ersatz zu kriegen. Und den bekam sie auch. „Das ist eben mein Bonus, weil ich die Leute kenne.“

Genau das macht die Stadtangestellte so erfolgreich, seit sie 199 den Bauernmarkt der Fördergemeinschaft Großenhain aktiv übernommen hat. Denn die ist der eigentliche Veranstalter, unterstreicht die 48-Jährige. Labitzke arbeitet normalerweise im Alberttreff und soll den Förderverein unterstützen. Praktisch läuft es allerdings eher andersherum.

Die Familie mit eingespannt

Denn dass Kerstin Labitzke für das Großereignis brennt, daraus macht sie keinen Hehl. Die ganze Familie wird eingespannt. Ihre drei großen Kinder sind mit dem Bauernmarkt groß geworden. Alle hatten auch dieses Mal wieder eine Liste mit Aufgaben: Da aufbauen, dort einweisen. Ihr Mann Steffen betreute die kleine Tochter und kümmerte sich nebenbei um die Traktorenausfahrt. Denn Mama war am Sonntag auf sich gestellt: Wenn wer was wollte, rief er bei ihr auf dem Handy an.

„Natürlich stehen die Stadtverwaltung und auch die circa 40 Mitglieder des Fördervereins hinter mir“, relativiert die fleißige Angestellte ihren Anteil. Außerdem habe sie Routine und kenne viele Leute. Trotzdem bringt sie sich mit ihrem Anspruch, es bestmöglich zu machen, an ihre Grenzen. „Das habe ich diesmal gemerkt“, so Labitzke. Mit der Festbroschüre habe sie sich fast übernommen. Der Absatz des gelungenen Werkes war leider nicht entsprechend. „Manche wissen gar nicht, wie viel Arbeit da drin steckt, und wollen es umsonst“, schimpft Labitzke. Dabei ist ein Euro dafür wirklich nicht zu viel verlangt.

Früher haben mehr Vereine beim Bauernmarkt mitgemacht. Heute müssen die Organisatoren dafür bezahlen. Weil Vereinen das Mitmachen – zum Beispiel bei selbst gebackenem Kuchen – erschwert wird. Mehrere Tausend Euro muss die Fördergemeinschaft für den Bauernmarkt in die Hand nehmen – doch Eintritt kostet es nicht. Und Fördermittel gibt es auch nicht mehr. Alles muss erwirtschaftet werden. Deshalb werde es diesen Umfang an Leistungen und Finanzen so nicht mehr geben.

Sie will nicht im Mittelpunkt stehen

Bei diesen Grübeleien verliert Kerstin Labitzke schon manchmal die Lust. „Klar würde ich auch gern noch mal etwas anderes machen“, sagt sie. Aber aus der Nummer kommt sie wohl nicht mehr raus. Abwechslung findet sie beim Organisieren weiterer Veranstaltungen wie der Einkaufsnacht mit Feuerzauber. Doch auch das ist am normalen Achtstundentag nicht zu schaffen. Und dann ist ja noch Weihnachtsmarkt ... Zwischen Heiligabend und Silvester kommt Kerstin Labitzke erst zur Ruhe. Im Mittelpunkt stehen – nein, das will sie dann nicht. Und auch sonst nicht.