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Die Flüchtlingsbaracken wachsen

Derzeit entstehen drei neue Gemeinschaftsunterkünfte für 74 Personen. Ob sie gebraucht werden, weiß niemand.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Röhrsdorf. Eine ganze Hauswand mit Fensteröffnung wird vom Tieflader gehoben und schwebt am Kranhaken auf das Fundament. In Röhrsdorf wird mit Hochdruck an den drei Flüchtlingsbaracken gebaut. Zwei stehen schon und die dritte dürfte kommende Woche rohbaufertig sein.

In der vierten Baracke, die schon seit vergangenem Jahr bezogen ist, sind „aktuell von den 30 möglichen Plätzen 20 Plätze belegt“, erklärt Kreissprecherin Kerstin Thöns auf SZ-Nachfrage. Und auch auf die Frage, ob, wie ursprünglich geplant, Flüchtlinge an den Aufbauarbeiten beteiligt sind, hat sie eine Antwort: „Es wurden Praktikumsstellen bei den beauftragten Unternehmen geschaffen. Insgesamt vier Praktika konnten vereinbart werden in der Zeit vom 1. August bis zum 30. September. Die Praktikanten sind im Innenausbau eingesetzt.“

Die drei neuen Baracken in Röhrsdorf, unmittelbar an der S 177 – offiziell werden sie Gebäude in Holzständerbauweise genannt – haben jeweils eine Grundfläche von 373 Quadratmetern. Auf dieser Fläche gibt es Schlafräume für zwei beziehungsweise vier Personen, außerdem Sanitär- und Waschräume, einen Gemeinschaftsraum sowie jeweils eine Gemeinschaftsküche und einen Sozialraum. Insgesamt könnten hier 48 Männer und 26 Frauen, also 74 Personen, untergebracht werden.

Den Zuschlag für das Objekt des Landkreises Meißen hatte die Firma Bretschneider Dachbau GmbH aus der Gemeinde Mühlau, nördlich von Chemnitz, erhalten. Danach sollten die drei Baracken für 1,3 Millionen Euro errichtet werden.

Auf die Frage, wie hoch die Gesamtkosten für den Aufbau der Baracken samt Umfeld sind, antwortete Kreissprecherin Kerstin Thöns: „Rund zwei Millionen Euro insgesamt.“ Wie die Differenz von immerhin 700 000 Euro zustande kommt, war gestern nicht mehr bei der Landkreisverwaltung zu erfahren.

Laut Technischem Ausschuss des Kreistages sollen die Gemeinschaftsunterkünfte bis 16. September schlüsselfertig übergeben werden. Doch, was geschieht, wenn keine weiteren Flüchtlinge mehr kommen? Bleiben die Baracken dann leer? Kerstin Thöns: „Wie es mit den Zuweisungen von Asylbewerbern weiter geht, kann im Moment keiner sagen. Dem Landkreis liegen nur die geplanten Zuweisungszahlen bis zur Kalenderwoche 39 vor. Daher ist es auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, eine konkrete Aussage dazu zu treffen. Sollte kein Bedarf an einer sofortigen Inbetriebnahme bestehen, wird die Unterkunft zunächst im Stand-by bleiben.“

Um das zu verstehen, muss an die Worte von Landrat Arndt Steinbach (CDU) erinnert werden. Er hatte gegenüber der SZ erklärt: „Auch wenn die Zahl der Flüchtlinge, die gegenwärtig nach Deutschland kommen, rückläufig ist, wollen wir vorbereitet sein, wenn wieder mehr Menschen zu uns kommen.“