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Die Fische müssen raus

Die Ernte in den Teichen um Moritzburg ist in vollem Gange. Der Ertrag ist fast wie erwartet. Trotzdem werden am Ende 20 bis 30 Tonnen fehlen.

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© dpa/Matthias Hiekel

Von Sven Görner

Moritzburg. Henry Lindner, der Geschäftsführer der Teichwirtschaft Moritzburg, sieht an diesem Vormittag etwas übermüdet aus. Gemeinsam mit Gundula Bleul von der gemeindeeigenen Kulturlandschaft Moritzburg GmbH und Markus Biernath vom Staatsbetrieb Sachsenforst will er Presse und Fernsehen über die Höhepunkte des diesjährigen Fisch- und Waldfestes informieren. Das findet traditionell am letzten Oktoberwochenende statt.

Das Fest, bei dem die Karpfen aus dem Schlossteich geholt werden, ist der Höhepunkte des Abfischens der 24 Teiche, die von Henry Lindner und seinen Mitarbeitern bewirtschaftet werden. Geerntet wird in Moritzburg allerdings von August bis in den November hinein. Nach einem genauen Zeitplan, der nicht all zu viel Spielraum lässt. Denn die Teiche sind seit Jahrhunderten durch ein ausgeklügeltes System miteinander verbunden.

Am Tag des Pressegesprächs ist der Sophienteich an der Reihe. Das ist auch der Grund für die Müdigkeit des Bärnsdorfers. Er hat die Nachtwache am Teich geschoben. „Das machen wir aus zwei Gründen“, sagt Henry Lindner. Zum einen, um zu verhindern, dass der bereits am Vorabend an den Teich gebrachten Technik etwas passiert. „Und zum anderen muss das Ablassen des Wassers überwacht werden.“ Denn wenn früh am Morgen das Abfischen beginnt, darf weder zu viel noch zu wenig Wasser im Teich sein. Das eine würde die Arbeit erschweren, das andere die Fische in Gefahr bringen. Wenn gerade Vollmond ist, kann solch eine einsame Nacht am Teichufer aber durchaus unterhaltsam sein. Schließlich ist dort allerhand los. So trottete eine größere Rotte Wildschweine durch das Schilf ins Wasser. Und auch ein Waschbär lieferte unfreiwillig eine Show ab. „Ich sah ihn zum Wasser laufen und kurze Zeit später wild herumspringen“, erzählt der Teichwirt. Als sich Henry Lindner die Sache aus der Nähe ansah, wusste er auch warum: „Ein Krebs hatte sich mit einer Schere an den Barthaaren des Waschbärs festgeklemmt.“

Mit der Ernte aus dem Sophienteich ist der Geschäftsführer der Teichwirtschaft zufrieden. Wie im Großen und Ganzen mit der aus den bisher geleerten Teichen. Auch wenn die Karpfen teilweise etwas leichter waren als erwartet.

Denn das Wetter hat in diesem Jahr eigentlich gut mitgespielt. „Im Frühjahr waren die Teiche gut gefüllt und auch die Temperatur stimmte.“ Im Juli und August war es dann zeitweise sehr trocken und heiß, wodurch das Wasser in den Himmelsteichen weniger wurde. „Geschadet hat das den Fischen aber nicht.“ Probleme bereiten dagegen eher die Kormorane, die seit August der Teichwirtschaft wieder ihren Ertrag minimieren. Doch auch Reiher und Fischotter holen sich ihren Teil.

Dass Henry Lindner in diesem Jahr statt mit einer durchschnittlichen Ernte von 170 bis 180 Tonnen nur mit 150 Tonnen rechnet, hat allerdings vor allem einen anderen Grund. „Im Frühjahr waren die Satzfische knapp.“ Auch daran haben die schwarzen Vögel ihren Anteil. „Aus dem Schlossteich werden wir am 29. und 30. Oktober um die 25 Tonnen holen.“ Natürlich können die Karpfen wieder ganz frisch mit nach Hause genommen werden. Doch es gibt auch verschiedene Fischgerichte, die die Besucher vor Ort probieren können.