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Die Feuerwehr kommt auf den Hund

Plötzlich hatten Brandschützer aus Görlitz einen Schnauzer-Mischling an der Leine und boten ihm ungewöhnliches Asyl.

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© Ralph Schermann

Von Ralph Schermann

Görlitz. Wie schnell die Görlitzer Feuerwehr auf den Hund kommen kann, zeigt sich am Dienstag. Gegen 12 Uhr rückt ein Fahrzeug aus, und als es um 12.30 Uhr wieder zurück in die Wache kommt, ist die Besatzung um einen Vierbeiner reicher. „Das ist Lothar“, sagt Einsatzleiter Frank Priebs. „Wieso denn ausgerechnet Lothar?“ „Keine Ahnung – der Name fiel uns einfach so ein.“

Natürlich hat Lothar ein Frauchen. Doch am Dienstag muss die Dame die Hundeleine aus der Hand geben. Beim Einkaufsbummel wird ihr in einem Geschäft auf der Berliner Straße plötzlich schlecht, sie kann sich nicht mehr auf den Beinen halten, der Notarzt wird gerufen. Ein Rettungsteam des ASB ist schnell zur Stelle, entscheidet den Transport der Frau ins Krankenhaus. Doch daneben sitzt der Hund. Eine Lösung muss schnell her. In solchen Fällen kommt die Feuerwehr zum Einsatz, denn die ist auch für Tierrettung amtlich zuständig. So also eilt ein Feuerwehrauto zur Berliner Straße, und Lothar ist beruhigt. „Der sprang von selbst ins Auto“, erzählt Frank Priebs, und manchem Feuerwehrmann scheint es sogar, als würde der kleine Kerl dabei seinem Frauchen auf der Trage auch noch zuwinken.

Lothar ist ein ganz Lieber. Etwa, weil er schon zu den älteren Semestern zählt? Die Feuerwehrleute schätzen den kleinen Schnauzer-Mischling auf vielleicht 15 Jahre. In der Feuerwache ist er sofort der Mittelpunkt. Jeder, der Zeit findet, kommt auf eine Streicheleinheit vorbei. Die Sekretärin des Feuerwehrchefs besorgt Leckerlis, Wehrleute gehen mit Lothar Gassi.

Am Abend ruft Frauchen an. Ihr geht es besser, doch sie muss in der Klinik bleiben. Der Hund könnte zu Bekannten – die aber lehnen ab. Immerhin weiß die Feuerwehr jetzt den richtigen Namen des Tieres: Felix. „Aber er hört sogar auf Lothar“, staunt Frank Priebs. Tatsächlich: Ob „Lothar Sitz“ oder „Felix Platz“, der Wuschel macht's. Da bringen es die uniformierten Kerle nicht übers Herz, den Kleinen über Nacht in den Außenkäfig des Tierheimes zu stecken. Sie legen eine alte Decke in die Wachzentrale, besorgen etwas Futter, waschen Lothar, also Felix. Erst am Mittwochmorgen geht es dann zum Tierheim. Die Nacht mit dem Hund in der Wache bleibt natürlich die absolute Ausnahme, betont der Einsatzleiter. Auf den Hund kommen kann eine Feuerwehr eben nur vorübergehend…