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Die Fahrradfalle an der B 170

Birgit Hörl ist in die Schienen der Weißeritztalbahn geraten und hat sich den Fuß gebrochen. Sie ist nicht die Einzige.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Ulberndorf. Birgit Hörl zieht ihren Fuß noch ein wenig nach. Im August ist sie mit dem Fahrrad auf der B 170 durch Ulberndorf gefahren und dabei in die neu verlegten Schienen der Weißeritztalbahn geraten. „Das ging dann so schnell“, berichtet die Erzieherin. „Ich bin gestürzt und habe mir den Mittelfußknochen gebrochen. Seitdem bin ich krankgeschrieben.“

Der touristische Radweg führt neben der B170 über Ortsstraßen durch Ulberndorf. Er ist aber nicht offiziell als Radweg ausgeschildert.
Der touristische Radweg führt neben der B170 über Ortsstraßen durch Ulberndorf. Er ist aber nicht offiziell als Radweg ausgeschildert. © Frank Baldauf

Im Zuge des Wiederaufbaus der Weißeritztalbahn ist der Bahnübergang über die Bundesstraße jetzt im Sommer neu gebaut worden. Hier verlaufen die Bahngleise jetzt anders als vor der Flut 2002. Früher hat die Bahn die Straße weiter vorn in Richtung Dippoldiswalde überquert. Damals war der Winkel der Schienen auch nicht so knapp, erinnert sich Birgit Hörl.

Jetzt führen die Schienen in spitzem Winkel von etwa 15 Grad über die Straße. An den Schienen verläuft eine Rille von zehn Zentimeter Breite und reichlich vier Zentimeter Tiefe. Autos fahren da problemlos drüber. Ein Radfahrer muss hier aber einen deutlichen Schwenk machen, um sicher über die Schienen zu kommen. Sonst gerät er mit seinen Reifen rein und liegt so schnell auf der Straße, so schnell kann er sich nicht einmal umgucken. Birgit Hörl hatte noch Glück im Unglück. „Damals war eine Baustellenampel, und ich war die Letzte in der Schlange. So war kein Auto hinter mir. Sonst hätte noch mehr passieren können“, berichtet sie.

Sie ist auch nicht die Einzige, die hier in die Schienen geraten ist. Einen Unfall hat sie selbst gesehen. Der betroffene Mann musste auch im Rettungswagen behandelt werden. Nach Informationen des Ulberndorfer Ortsvorstehers Sten Scannewin (Freie Wähler) sind seit dem Bau des Bahnübergangs schon fünf Radler hier gestürzt. Das sind aber nur die Fälle, von denen er erfahren hat. Wie viele Beinahe-Unfälle und Stürze von Fahrradfahrern mit glimpflichem Ausgang es hier schon gegeben hat, weiß niemand.

Der Winkel ist zu spitz

Der Bahnübergang wurde 2008 im Zuge des Ausbaus der Bundesstraße geplant und auch genehmigt, wie das Landesamt für Straßenbau und Verkehr informiert. Das heißt, er entspricht den gesetzlichen Vorschriften. Es gibt nur eine Empfehlung der Forschungsanstalt für Straßen- und Verkehrswesen, die aus Sicherheitsgründen rät, bei Bahnübergängen auf Straßen einen spitzen Winkel von weniger als 45 Grad zu vermeiden, wie Jan Scotland vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) informiert. Aber verbindlich vorgeschrieben ist das eben nicht. So ist also nicht anzunehmen, dass sich an dem Bauwerk in Ulberndorf noch etwas ändern wird.

Wie kann aber die Radlerfalle in Ulberndorf sonst entschärft werden? Es gibt die touristische Radroute von Dippoldiswalde bis Kipsdorf, die in Ulberndorf parallel zur B 170 über die Alte Straße und die Schulstraße führt. Birgit Hörl als Einheimische kennt diesen Weg. Als ihr Unfall passierte, waren die Zufahrten dazu allerdings wegen der Bauarbeiten an den Bahnübergängen versperrt. Daher fuhr sie auf der Hauptstraße. Und dieser Radweg ist ein Geheimtipp, den ein Ortsfremder erst einmal finden muss. Der Weg ist nicht nach den Regeln der Straßenverkehrsordnung als Radweg markiert. Nur kleine weiß-grüne Hinweisschilder zeigen seinen Verlauf. Dennoch ist es eine Möglichkeit, die gefährliche Stelle am Bahnübergang zu umfahren. Das Thema ist auch schon zweimal im Stadtrat angesprochen worden. Bereits nach dem ersten Hinweis hat Dippoldiswaldes Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler) hier ein Warnschild aufstellen lassen, ein rotes Dreieck mit einem Ausrufezeichen darin. Die letzte Zeit sind jetzt weniger Unfälle passiert, wie Ortsvorsteher Scannewin berichtet.

Es gäbe aber auch technische Lösungen, um zu verhindern, dass Radfahrer in die Bahnschienen geraten, wie Jan Scotland vom Fahrradclub weiter informiert. In Erfurt und Zürich wurden Straßenbahnschienen mit Gummilippen versehen. Die sind kräftig genug, um zu verhindern, dass Radfahrer in die Schienen geraten. Sie werden aber runtergedrückt, wenn eine Bahn drüberfährt. Das funktioniert aber nur auf Bahnstrecken, auf denen die Züge langsam fahren. Diese Voraussetzung erfüllt die Schmalspurbahn durchaus. Ob eine solche Lösung für den Übergang in Ulberndorf noch kommen wird, ist offen. Der Betriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft war diese Woche wegen Urlaubs für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.