Merken

Die etwas andere Kooperation

SG Weißig und FC Oberlausitz arbeiten im Nachwuchsfußball erfolgreich zusammen. Verträge gibt es nicht, aber viel Vertrauen.

Teilen
Folgen
© Ronald Bonß

Von Jürgen Schwarz

Im Frühjahr 2016 hatte Manfred Weidner eine Idee. Der Manager und aktuelle Interimscoach des Fußball-Regionalligisten FC Oberlausitz Neugersdorf kontaktierte Thomas Baron. Die A-Junioren des FCO steckten in der Landesliga tief im Tabellenkeller, Weidner wollte Baron sofort als neuen Trainer. Doch der 59-Jährige war bei der SG Weißig eingebunden, arbeitete dort als Nachwuchscoach. Was tun? Weidner nahm Kontakt zu Steffen Biesold, dem Geschäftsführer des Sportparks Weißig auf. Der Beginn einer auf den ersten Blick eher ungewöhnlichen Zusammenarbeit.

„Wir wurden uns schnell einig, alles per Handschlag besiegelt. Verträge gibt es bis heute nicht, wir kommunizieren auf kurzen Wegen“, so Weidner. Thomas Baron übernahm auch die FCO-Junioren und führte sie zum Klassenerhalt. Schon im Mai 2016 wurde ein erstes Konzept erstellt, um einer Kooperation im Nachwuchsbereich ein Fundament zu geben. Das Konzept wurde Spielern und Trainern der SG Weißig sowie den Eltern vorgestellt. Mit Erfolg. So lautete u. a. eine Zielstellung: „Aufstieg einer B-Jugend, FC Oberlausitz oder SG Weißig, in die Landesliga.“ Am Ende stiegen die Neugersdorfer auf, weil sie einen Zähler mehr als die SGW auf dem Konto hatten.

Der nächste Schritt war folgerichtig. „Um die Nachwuchsteams spielstärker zu gestalten, wurden Spielgemeinschaften gegründet“, berichtet Weißigs Abteilungsleiter Björn Schober. „Logistisch kein einfaches Unterfangen, schließlich liegen zwischen Weißig und Neugersdorf schon ein paar Kilometer. Trotzdem trainieren die A- und B-Junioren abwechselnd an beiden Standorten“, ergänzt Dieter Graage, sportlicher Leiter der SG Weißig.

Neben zusätzlichem Fördertraining und einer intensiven Zusammenarbeit halten die Mannschaften regelmäßig Trainingslager im Sportpark ab. Die hervorragenden Bedingungen, mit Rasen- und Kunstrasenplatz, Seminar- und Fitnessraum, Übernachtungsmöglichkeiten und Vollverpflegung, haben sich längst herumgesprochen. Bis zu 40 Trainingslager werden jährlich durchgeführt. Selbst die Radebeuler Landesliga-Kicker trainieren regelmäßig in Weißig. „Sinn des Ganzen ist natürlich auch, junge Spieler an die Männermannschaften heranzuführen“, sagt Baron. Die beiden Neugersdorfer Männer-Teams spielen in der 4. und 7. Liga, die Weißiger dagegen nur in der Stadtliga A, der neunthöchsten Spielklasse. „Wir wollen schnellstmöglich in die Stadtoberliga, mittelfristig in die Landesklasse“, sagt Biesold, der seit vielen Jahren in der Geschäftsstelle den ehemaligen DDR-Auswahlspieler Andreas Trautmann an seiner Seite weiß.

Trainiert wird die „Erste“ von Thomas Klippel, der auch noch im Nachwuchsbereich tätig ist. Derzeit rangieren die Weißiger Männer in der Stadtliga auf Platz zwei, einen Punkt hinter Turbine Dresden. Auch Weidner ist über die Entwicklung erfreut und schließt nicht aus, dass die Weißiger irgendwann einmal in die Rolle der Neugersdorfer Regionalliga-Reserve schlüpfen könnten. Immerhin wechselten bereits drei Spieler in den Männerbereich des FCO. „Priorität hat aber weiterhin der Nachwuchs“, so Manfred Weidner – und denkt laut über ein internationales Juniorenturnier in Weißig nach. „Hier im Sportpark ist alles vorhanden, und wir haben viele gute Kontakte nach Tschechien. Da würde ein illustres Feld zusammenkommen.“

Das sieht auch Steffen Biesold so, der die Geschäftsstelle im Sportpark seit sechs Jahren leitet und „die sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Vorstand der SG Weißig“ lobt, dem Daniela Walther vorsteht. „Sie war und ist die Grundlage der guten strukturellen Bedingungen hier im Sportpark.“ Ein Faustpfand, mit dem man wuchern kann, auch oder gerade in der Kooperation mit dem FC Oberlausitz. „Das ist ein Geben und Nehmen. Hier sieht niemand seinen persönlichen Vorteil, sondern nur die Vorteile, die beide Vereine daraus ziehen können“, ist sich Manfred Weidner sicher.